Martin Kaymer

Martin Kaymer im Interview: „Die LIV Tour passt perfekt zu meinem Leben“

06. Okt. 2022 von Tobias Hennig in Köln, Deutschland

Martin Kaymer ist mit dem Start seiner Junior Trophy sehr zufrieden. (Foto: Getty)

Martin Kaymer ist mit dem Start seiner Junior Trophy sehr zufrieden. (Foto: Getty)

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen


Ein ereignisreiches Jahr liegt schon jetzt hinter Martin Kaymer, auch wenn erst Dreiviertel davon um sind. Er ist Vater geworden, auf die LIV Tour gewechselt und hat zum ersten Mal eine Jugendturnierserie ausgerichtet. Im Interview berichtet er über die großen Veränderungen, die die vergangenen Monate mit sich brachten und was in den kommenden ansteht.

Martin Kaymer im Interview

Golf Post: Das Finale der Martin Kaymer Junior Trophy ist vergangenes Wochenende zum ersten Mal ausgetragen worden. Wie war es?

Martin Kaymer: Es war sehr positiv. Wir haben vier Turniere ausgerichtet im Laufe des Jahres; im Golfclub Wörthsee, im Golfclub Schloss Haag, am Öschberghof und im Golfclub Mettmann. Das sind Golfclubs, in denen wir uns auskennen und die Leute kennen. Deswegen haben wir die Qualifikationsturniere im ersten Jahr da gemacht. Es haben sich über 250 Mädchen und Jungen angemeldet. Letzten Samstag war das Finale am Öschberghof. Mir hat es sehr, sehr viel Spaß gemacht. Die Mädchen und Jungen (AK12 bis AK18) haben auch echt gut gespielt. Die Kids haben 18 Loch gespielt und ich bin mit dem Cart rumgefahren und habe ein paar Tipps gegeben und mir ein paar Schwünge angeguckt. Dann haben wir zusammen Mittag gegessen, da bin ich von Tisch zu Tisch gegangen und habe ein paar Fragen beantwortet und wir haben uns nett unterhalten.

Danach habe ich eine Art Klinik gegeben, bei der ich aber eher zwei Löcher gespielt habe, um auf die Platzstrategie einzugehen, wie ich als Profi mit meinem Caddie die Löcher spielen würde. Das fand ich ein bisschen spannender und im Nachhinein auch eine bessere Idee, als ein paar Schläge - Draw, Fade, hoch, runter - auf der Range zu zeigen. Das kam ganz gut an. Dann haben wir die Siegerehrung gemacht und dann sind einige noch auf die Driving Range gegangen und haben trainiert. Andere sind nach Hause gefahren oder zurück ins Hotel. Es war ein sehr schöner Tag und die Kinder hatten auch sehr viel Spaß. Das wollen wir nächstes Jahr auf jeden Fall wieder machen. Für den Einstieg dieses Jahr war das sehr positiv.

Golf Post: Gab es besonders einprägsame Momente?

Martin Kaymer: Diesen Spaß, den Kinder einfach haben, der ist total inspirierend. Das gibt einem das Gefühl, dass man das Richtige getan hat. Ich hätte mir sowas damals gewünscht, dass ein Profi ein Turnier ausgerichtet hätte, der dann so nahbar ist, dem man Fragen stellen kann, um ein paar Einblicke zu bekommen. Ich glaube, es war auch sehr viel Dankbarkeit bei den Kindern zu spüren, dass ich mir die Zeit genommen habe. Aber, es ist ein Geben und Nehmen. Ich habe ja beim Finalturnier auch sehr viel Positives gespürt und mitbekommen. Es geht ja nicht nur darum, dass ich da für zwölf Stunden hinfahre. Das ist eine Sache. Man bekommt sehr viel mit. Deswegen macht man das. Das ist positiv für beide Seiten gewesen.

Golf Post: Geht es bei dem Turnier nur um den Spaß, oder werden da auch Talente gesichtet, um sie weiter zu fördern?

Martin Kaymer: Ich bin beim Qualifikationsturnier im GC Mettmann vorbeigefahren. Da habe ich ein, zwei Jugendliche gesehen, die ich auch kontaktiert habe, damit wir vielleicht in der näheren Zukunft, wenn meine Saison vorbei ist, ein, zwei Mal spielen gehen, um die Kinder erst einmal kennen zu lernen. Ich finde, man muss auch immer den Charakter und die Persönlichkeit dahinter kennenlernen. Was vielleicht sogar noch wichtiger ist: Die Eltern kennenlernen! Am Ende des Tages sind es ja meistens die Eltern, die man mitziehen muss. Die müssen die Kinder von A nach B fahren. Aber Talentsichtung - soweit würde ich nicht gehen. Wenn der eine oder die andere auffällt, sollte man schon mal schauen, ob man nicht eine kleine Unterstützung geben kann.

Golf Post: Liebe, Ehrlichkeit, Respekt und Disziplin hat sich die Helianthus Stiftung auf die Fahne geschrieben. Inwiefern kann die MK Junior Trophy dazu beitragen, diese Werte zu vermitteln?

Martin Kaymer: Durch die Gespräche, die wir mit den Kindern führen, kann man ihnen solche Werte vermitteln. Das Schöne ist ja: Die Werte, die meinem Bruder und mir damals nahe gelegt worden sind von unseren Eltern, die bringt der Golfsport ja schon mit. Gestern hat ein Jugendlicher zwei mal hintereinander einen Schläger geworfen. Beim ersten Mal habe ich nichts gesagt. Beim zweiten Mal bin ich hingegangen und habe gesagt: „Junge, das ist doch scheiße. Du kannst doch keine Schläger werfen. Die anderen gucken dir zu. Du bist hier einer der älteren. Ich finde, du müsstest dich ein bisschen anders verhalten hier. Am Ende des Tages ist es nur ein Golfschlag.“ Das ist eine Art und Weise von Respekt, die man dann versucht, den Kindern auch zu vermitteln. Es ist natürlich klar, die wollen gut spielen. Man merkte auch, dass sie versuchten, besonders gut zu spielen, wenn ich dabei war. Da versuche ich auch den Kindern durch Gespräche ein paar Sachen, ein paar Werte näherzubringen.

Golf Post: Wie geht es mit der Turnierserie weiter?

Martin Kaymer: Wir führen jetzt schon Gespräche mit dem Deutschen Golf Verband, ob vielleicht eine Zusammenarbeit stattfinden könnte, um das noch ein bisschen größer machen zu können. Aber wir wollen auch nicht, dass zu viele Leute mitreden. Wir wollen das schon so authentisch wie möglich halten, deswegen müssen wir mal schauen. Wir haben jetzt erst das Finale hinter uns gebracht, das war sehr gut. Wir werden wahrscheinlich nächstes Jahr in ähnlichen Golfclubs wieder unsere Qualifikationsturniere machen. Vielleicht werden die Ausschreibungen und Turniere ein bisschen früher stattfinden. Vielleicht machen wir auch sechs oder acht Turniere - mal schauen. Das Finale werden wir, so wie es aussieht, wieder am Öschberghof machen. Das ultimative Ziel ist, Weltranglistenpunkte zu bekommen für die Kinder. Das wäre sehr schön, wenn man die Kinder durch meine Junior Trophy auf andere Turniere bringt, die sie vielleicht ohne die Turnierserie nicht hätten spielen können. Das geht nur mit Weltranglistenpunkten.

Martin Kaymer bei seiner Junior Trophy am Öschberghof. (Foto: Martin Kaymer)

Martin Kaymer bei seiner Junior Trophy am Öschberghof. (Foto: Martin Kaymer)

Martin Kaymer über die LIV Golf Invitational Series

Golf Post: Wie geht es für den Profigolfer Martin Kaymer weiter?

Martin Kaymer: Ich fliege jetzt gleich nach Thailand und spiele danach noch ein Turnier in Jeddah. Danach ist eine Woche frei und dann das Finale in Miami und dann haben wir erst Mal ein paar Wochen frei, bevor die nächste Saison anfängt. Ich habe mich jetzt erst mal darauf konzentriert, die LIV Tour zu spielen bis sich die ganzen Gemüter und viele andere beruhigt haben auf den vielen verschiedenen Touren und die Emotionen ein bisschen runter gekocht sind. Dann schaue ich, wie die nächste Saison aussieht, wo ich da überall spielen werde. Ich werde auf jeden Fall versuchen, dieses Tour-Hopping zu vermeiden. Ich habe natürlich ein paar Turniere, die ich sehr gerne mitspielen würde auf der European Tour, z.B. die deutschen Turniere. Da müssen wir abwarten, was das Gericht entscheidet, ob wir ähnlich sanktioniert werdende auf der PGA Tour oder nicht.

Ich habe mir auf die Fahne geschrieben, mich auf eine Tour zu konzentrieren und die ordentlich zu spielen. Ich freue mich total auf die Teamwertung ab nächstem Jahr und auch darauf, ein, zwei andere Spieler in meinem Team zu haben. Die haben sich jetzt aber noch nicht verpflichtet für das nächste Jahr, aufgrund der noch laufenden Saison. Ich freue mich jetzt erst einmal, die Saison zu beenden. Es war auf jeden Fall eine sehr ereignisreiche Saison, ein ereignisreiches Jahr für mich. Beruflich aber auch privat gab es ja sehr viele Veränderungen. Sehr drastische Veränderungen leider. Deswegen werden wir mal schauen, wo die Reise nächstes Jahr hingeht.

Golf Post: Macht die Teilnähme an LIV-Turniere eigentlich mehr Spaß als auf der European Tour oder der PGA Tour?

Martin Kaymer: Klar, ich rede jetzt pro LIV Golf Tour. Aber nicht, weil ich bei denen einen Vertrag unterschrieben habe und weil ich da jetzt die meiste Zeit spiele, sondern weil es wirklich der Wahrheit entspricht. Diese drei Runden mit Shotgun-Team-Event, kein Cut, 48 Spieler, das Pro-Am spielt man mit einem anderen Pro zusammen... Du spielst nie mehr als vier Stunden Pro-Am, Proberunden sind extrem kurz, weil es nur 48 Spieler sind. Das Event vor der eigentlichen Runde, wo die Teams vorgestellt werden - das macht wirklich Spaß. Du hast mehr Zeit für die Leute, die dich besuchen kommen. Durch den Shotgun-Start kann man den Morgen und den Abend ganz gut planen. Ich habe auf jeden Fall für mich persönlich die richtige Entscheidung getroffen.

Ich wurde eben gefragt, wenn ich 22 wäre, würde ich dann auch die LIV Tour spielen? Das ist schwer zu beantworten. Ich kann total nachvollziehen, weswegen junge Spieler in diese Ungewissheit, ob es Weltranglistenpunkte gibt, ob man den Ryder Cup spielen kann, ob man Majors spielen kann, nicht rein wollen. Deswegen kann ich das schwer beurteilen. Aber für mich zum jetzigen Zeitpunkt, bei meiner Karriere die ich bisher hatte, bei meinem Lebensstil, passt die LIV Tour perfekt zu meinem Leben.

Golf Post: Greg Norman sagt ja gern, er habe dem Golfsport einen neuen Herzschlag verliehen. Das ist vielleicht etwas hochgegriffen, aber was meinst du, wie ist es für die Zuschauer? Welches Feedback hörst du da?

Martin Kaymer: 
Es ist auf jeden Fall sehr auf Entertainment gemacht. Ich muss dazu sagen, die Zuschauer sind natürlich fünf, sechs Stunden auf dem Golfplatz. Sie machen auch ihre Spiele in den Hospitality Tents und im Fan Village, Musik ist auf dem Platz. Abends gibt es ein Konzert, ob das jetzt Brian Adams ist, Lady Gaga oder Nelly. Das ist natürlich schon eine tolle Erfahrung für viele. Ich glaube, es wird in den nächsten ein, zwei Jahren auf jeden Fall auch einen Umschwung der Fan-Community geben. Nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa. Weil Golf einfach moderner geworden ist. Das heißt nicht, dass traditionell nicht gut ist, sondern die Kombination ist super. Die traditionellen Turniere über 72 Löcher mit Cut und langer Hose und dann auf der LIV Tour genau das Gegenteil, bzw. eine Alternative zu dem traditionellen Golf.

Golf Post: Jüngst sagtest du in einem Interview, die Open wäre das große Turnier, das du noch gewinnen möchtest. Aktuell sieht es so aus, als ob du dafür durch die Quali müsstest. Sehen wir dich also nächstes Jahr bei einem Open-Qualifier?

Martin Kaymer: Vielleicht bekommen wir ja dieses Jahr noch eine Überraschung, was Weltranglistenpunkte angeht. Vielleicht steht da ja was vor der Tür. Ich will nicht zu viel verraten, aber vielleicht kann da noch etwas passieren bis Ende des Jahres. Dann sieht die Sache schon wieder anders aus. Am Ende des Tages ist mir völlig egal, wie ich die Open spiele, ob ich durch die Qualifikation muss oder nicht. Wenn ja, dann mache ich das halt. Das machen viele andere auch und dann kann ich das auch.

Golf Post: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Tobias Hennig

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen
Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen

Feedback