Back Nine

„Longest Drive“: Veteran Westwood lässt den „Holz-Hulk“ DeChambeau kurz

17. Mai. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Wachablösung in Sachen Drivelänge? Bryson DeChambeau und Lee Westwood duellieren sich. (Foto: Getty)

Wachablösung in Sachen Drivelänge? Bryson DeChambeau und Lee Westwood duellieren sich. (Foto: Getty)

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Entthront: Bryson DeChambeau musste beim AT&T Byron Nelson eine herbe Enttäuschung hinnehmen. Ausgerechnet ein Tour-Veteran schubste den „Hulk mit dem Holz“ vom Spitzenplatz der Longest-Drive-Statistik des Turniers. Der 48-jährige Lee Westwood, ohnehin im siebten golferischen Frühling, feuerte am Samstag auf der Bahn 8 einen Abschlag von 388,6 Metern Länge Richtung Fairway und ließ damit DeChambeau ziemlich kurz, dessen 352 Meter (336,5 Meter carry) auf der Zehn bis dato als weitester Hieb des Wochenendes gefeiert worden waren – worauf Westwood in seiner Antwort auf den Tour-Post zurecht hinwies …

Mehr noch: „Westy“ verdrängt damit in der Tour-Statistik auch Primus Cameron Champ, dessen 387,7 Meter beim Tournament of Champions bis dato der längste Schlag der Saison waren. Allerdings deuteten die Zahlengurus der Tour an, dass Westwood bei seinem Monster-Drive etwas Hilfe durch einen Cartweg erhalten haben könnte, der den Ball noch mal richtig weit springen ließ. Videomaterial vom Abschlag des Engländers gibt es indes nicht, der statistisch mit einem Durchschnitt von 269,7-Meter-Drives zu Buche steht (Spitzenreiter DeChambeau 294,4 Meter) – aber die eindeutige Vermessung der Weite steht.

Bland ältester Siegdebütant auf der European Tour

Spätberufen: Der Erfolg von Richard Bland beim British Masters auf der Ryder-Cup-Ikone The Belfry verdient eine Nachbetrachtung, immerhin hält der Engländer mit seinen 48 Jahren nun den Altersrekord für den ersten Sieg auf der European Tour und ist gleichzeitig zweitältester Gewinner eines European-Tour-Turniers „ever“ nach Miguel Angel Jiménez, der freilich mit drei Erfolgen zwischen 48 und 50 vorn liegt. Bland wechselte 1996 ins Lager der Berufsgolfer, gewann 2001 mit dem Challenge-Tour-Finale sein bislang einziges Profiturnier und war seither der Inbegriff des „Journey Man“ und „Tingel-Pro“. Drei Mal verpasste er seinen ersten Tour-Sieg als Zweitplatzierter nur knapp, besonders eng war es 2002 beim Vierer-Stechen um die Irish Open, gestern war es nach insgesamt 478 Starts endlich geschafft. Und selbst Golfgrößen wie Fred Couples nahmen Anteil und zollten Bland ihren Respekt:

Auch dank eines alten Drivers spielte der vormals 218. der Welt im Lauf des gesamten Turniers nur ein Bogey und gestern eine fehlerfreie 66er-Runde (-6), bevor er den Italiener Guido Migliozzi auf dem ersten Play-off-Loch mit einem Par ausstach.

Zwei schöne Notizen am Rande: In einem Video-Telefonat mit seiner Familie fragte Bland seine Mutter, ob es ihr gut gehe? Die Antwort unter Freudentränen: „Nein, ich bin total fertig. Darauf habe ich so lange gewartet und bin mächtig stolz auf Dich.“ Und: Sky-Sports-Platzreporter Tim Barter ist gleichzeitig Blands Trainer, da hatte das Siegerinterview noch mal eine besondere Note:

Eddie Pepperell: Nicklaus-Glückssocken halfen nicht

Auf die Socken: Eddie Pepperell war der Führende nach drei Tagen und 54 Löchern beim British Masters, aber statt des zweiten Erfolgs bei diesem Turnier binnen drei Jahren sprangen beim Finale nicht mehr als eine Plus-1-Runde und ein geteilter elfter Platz heraus, da halfen auch seine Glückssocken mit der berühmten Triumphpose des „Goldenen Bären“ Jack Nicklaus wenig. Während Richard Bland und Guido Migliozzi den Sieg unter sich „ausstachen“, trug Pepperell seine Enttäuschung mit Humor, zeigte seine bestrumpften Füße via Twitter und schrieb dazu: „Ihm [Nicklaus] wäre beim Anblick einiger meiner Schläge wohl eher übel geworden.“

Tiger Woods und der Trick Shot von einst

Viraler Glanz: Tiger Woods mag an Krücken gehen und sein lädiertes Bein mit einer Orthese stabilisieren, dennoch ist der 15-fache Majorsieger in den (sozialen) Medien auch nach wie vor omnipräsent. Selbst beim Line-up für die anstehende PGA Championship wird stets erwähnt, dass der Superstar diesmal nicht dabei ist. Während der 45-Jährige daheim in Jupiter/Florida an der Reha nach seinem schweren Autounfall vom Februar arbeitet, ging dieser Tage im Netz ein Video aus vergangenen Tagen steil, auf dem er eine Golf-Clinic mit einem ziemlich beeindruckenden Flop Shot eröffnet. Woods gibt der Kugel so viel Side Spin mit, dass die passgenau neben einem zuvor ausgerollten Ball zu liegen kommt. Die Fangemeinde („Dafür sollte er zum Ritter geschlagen werden“, „Das ist Major-würdig“) reagiert ob der Schlagfertigkeit zurecht begeistert:


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John Daly und Charles Barkley gut bei Stimme

Sangesbrüder: John Daly und Charles Barkley sind gleichermaßen eigenwillige Künstler am Ball, der einstige Basketball-Heros Barkley gleich in doppelter Hinsicht. Und sie teilen offenbar eine weitere Leidenschaft, sie singen wohl gern. Jedenfalls geschah‘s genau so an einem Abend des von Alex Cejka gewonnenen Senior-Majors Regions Tradition, als Daly und Barkley mit einer bunten Truppe beim Dinner saßen und plötzlich eine Gitarre auftauchte:

„John Daly ist ein großartiger Typ“, sagte „Sir Charles“ später, der beim Pro-Am mit seinem von Coach Stan Utley runderneuerten Schwung überrascht hatte. „Er hat sich kein bisschen geändert – und er hat die Rechnung fürs Essen übernommen.“

Nach der 59er Runde: Ab in den Teich

Freudensprung: Es war mehr als nur ein langer Eagle-Putt, den der kanadische Professional Michael Caan da auf dem 18. Grün des Meadow Gardens Golf Club in Pitt Meadows/British Columbia verwandelt hatte. Die Kugel fiel nämlich zur 59, mit dem Putt hatte der 27-Jährige die magische Marke geknackt und „meine vielleicht einzige Gelegenheit, mal unter 60 zu kommen“, genutzt. Im Überschwang der Gefühle ließ Caan seiner Begeisterung völlig freien Lauf – im Wortsinn –, rannte zum Teich am Grün und schmiss sich ins Wasser:


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Später dann zeigte Caan stolz seine Scorekarte mit fünf Birdies auf den ersten Neun, vier weiteren auf der Back Nine sowie den Eagles auf der 11 und auf der 18. Er war für die in die USA verlegte Mackenzie Tour Q-School qualifiziert, konnte wegen der Corona-bedingten Grenzschließung aber nicht teilnehmen und spielt seither auf der lokalen Vancouver Golf Tour.


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Jason Day: Werbeauftritt statt US-Open-Quali

Sinnkrise: Jason Day macht den Rickie Fowler. Gewissermaßen. Weil die fünfjährige Startberechtigung des PGA Champions von 2015 ausgelaufen ist, steht der Australier nicht mehr automatisch im Feld für die US Open von Torrey Pines. Statt sich jedoch in die Mühlen eines der regionalen Qualifikationsturniere zu begeben, nimmt Day (33) einen Werbetermin wahr und wird am Montag nach Jack Nicklaus‘ Memorial-Turnier (3. bis 6. Juni) bei einem Firmenevent von Sponsor NetJets auftreten. „Wenn ich in den nächsten zwei Wochen nicht besonders gut spiele oder sogar gewinne, dann bin ich halt nicht qualifiziert“, sagte der auf Platz 62 abgerutschte einstige Weltranglistenerste. „Und der Termin mit NetJets war seit langem geplant.“ Day betonte, er wolle sich seine Major-Startplätze durch gute Leistungen auf der Tour verdienen „und nächstes Jahr ist ja wieder eine US Open“. Andererseits mangele es ihm derzeit aber auch am Glauben ans eigene Spiel: „Wenn du kein Selbstbewusstsein hast und dir auf dem Platz nichts zutraust, dann ist es sogar schwierig, ans Gewinnen auch nur zu denken.“

Golfer erschießt streunenden Hund auf dem Grün

Tierisch ernst: In Puerto Rico wurde ein Golfer verhaftet, weil er während seiner Runde einen auf dem Platz herumstreunenden Hund erschossen hat. Salil A. Zaveri war auf dem elften Grün im Wyndham Grand Rio Mar Resort, als laut Zeugenaussagen der Mischling auftauchte, dem geputteten Ball nachjagte und die Kugel aufschnappte, bevor sie ins Loch fallen konnte. Offenbar hatte sich der Hund zum Spielen aufgefordert gefühlt, Zaveri indes fand das weniger lustig, kramte eine Pistole aus seinem Bag, feuerte drei Mal auf das Tier und spielte dann seelenruhig weiter. Gegenüber der von den Zeugen alarmierten Polizei gab der CEO einer Unternehmensberatung in Puerto Rico später an, er habe sich bedroht gefühlt. Er wurde gegen eine Kaution von 60.000 Dollar wieder auf freien Fuß gesetzt und muss sich wegen Tierquälerei und Schusswaffengebrauch vor Gericht verantworten.

Anderthalb Minuten und dann „way left“

Das Letzte: Ist das noch halbwegs akzeptables Golf-Tempo oder kann der Ball früher weg? Geschlagene anderthalb Minuten braucht dieser Sportkamerad von dem Zeitpunkt, da die Reihe an ihm ist, bis er die Murmel schließlich nach links pusht – da darf die Eingangsfrage durchaus erlaubt sein. Aber vielleicht geht er ja zwischen den Schlägen mit flotten Tempo, das würde dann versöhnlicher mit der Umständlichkeit bei der Schlagvorbereitung stimmen… Slow Play und Geduldsprobe für die Mitspieler oder noch ok: Was meinen Sie?

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