Panorama

Long Drive: „Im Prinzip das Gegenteil des normalen Golfsports“

09. Apr. 2019 von Florian Weber in Köln, Deutschland

Marcel Baumgard nd Martin Borgmeier, die Organisatoren der Long Drive Games. (Foto: Long Drive Games)

Marcel Baumgard nd Martin Borgmeier, die Organisatoren der Long Drive Games. (Foto: Long Drive Games)

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Long Driving als Trendsportart aus den USA wird bereits seit 2013 in Europa ausgeübt und nun seit 2017 auch in Deutschland betrieben. Aktuell befindet sich die Sportart im Aufschwung, insbesondere durch Marcel Baumgard und Martin Borgmeier, die offiziellen Partner der German Long Drive Championship und Gründer der European Long Drive Assocation.

Golf Post: Im letzten Jahr war die Long Drive Tour tot, ihr habt Sie wiederbelebt. Wie kam es dazu?

Marcel Baumgard: Die Long Drive European Tour war in ihrem letzten Jahr, danach wurde Sie aufgelöst, das war unsere Chance. Die Tour war ganz okay, aber die Organisation war eine One-Man-Show. Wir haben den Vorteil, dass wir als größeres Team mit den Spielern auftreten und wir die European Long Drive Assocation (ELDA) gegründet haben. Dadurch kann alles viel professioneller organisiert werden.

Martin Borgmeier: Ich wusste, dass viel auf uns zukommt, schlussendlich war es dann aber doch mehr, als wir erwartet hatten. Dinge, die zunächst im Hintergrund passiert sind, stehen heute im Vordergrund. Da ich selbst Athlet bin, muss ich einen Mittelweg finden. In der Spielerrolle kann ich mich auf die amerikanische Tour konzentrieren. Bei den European Long Drive Games liegt mein Fokus eher darauf, dass ich die Bedingungen für die anderen Athleten so angenehm wie möglich gestalte. Unser Motto ist: "Tour for the Players". Dies steht für uns absolut im Vordergrund. Die Spieler dürfen über Formate und Preisgelder mitbestimmen und das macht sie zufrieden, darum geht es schlussendlich. Sowas hat es vorher noch nicht gegeben.

Golf Post: Die neue Saison ist gestartet und das erste Turnier ist bereits gelaufen. Wie lief es?

Martin Borgmeier: Wir kommen gerade aus Birmingham, dort hat alles funktioniert. Dieses Event war bei 99%. Joe Miller war vor Ort, selbst James Tait war dort. Die komplette europäische Elite war anwesend. Es macht mich Stolz, dass unsere Veranstaltung innerhalb der kurzen Zeit, im Grunde hat es nicht länger als zwei Monate gedauert, so angesagt ist. Und es war gerade einmal der Anfang. Mal sehen, wo es noch hinführt.

Marcel Baumgard: Das Turnier war mega! Wie hatten das stärkste und größte Teilnehmerfeld in Europa in den letzten Jahren. Wir hatten super Wetter und bis zu 700 Zuschauer, besser kann es kaum laufen.

Golf Post: Wie viele Turniere wird es in diesem Jahr noch geben?

Marcel Baumgard: Es wird zwischen fünf und zehn Turniere geben. Wir sind in Gesprächen mit vielen verschiedenen Ländern, aber es wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

Golf Post: Für Deutschland gibt es bereits feststehende Termine. Worauf dürfen sich die heimischen Long-Drive-Fans freuen?

Marcel Baumgard: Die deutschen Fas dürfen sich auf zwei große Turniere in München freuen. Einmal im Golfclub München Ried, dort werden wir auf einer Pferderennbahn spielen. Außerdem wird es im Münchener Golfclub zu einem großen Turnier kommen. Mit DJ und Cocktailbar - das wird richtig gut!

Golf Post: Vielleicht nochmal für diejenigen, die es bisher nicht kennen. Was macht denn Long Drive gegenüber dem normalen Golf aus?

Marcel Baumgard: Es ist Golf in extrem. Es gibt Musik, Bier und gute Stimmung. Im Prinzip ist es das Gegenteil zum Image des "normalen Golfsports". Dort halten die Leute Schilder mit der Aufschrift "Quiet please!" in die Luft, bei uns heißt es eher "Make some noise!". Außerdem hat man beim Long Drive genau ein Spielfeld. Dahinter wird das ganze Publikum verteilt und sie müssen nirgendwo hinwandern. Dort findet dann die Action statt und es werden die 400 Yard Schläge rausgehauen.

Golf Post: Wo seht ihr euch im Vergleich zur amerikanischen Tour die es schon etwas länger gibt?

Marcel Baumgard: Wir sind natürlich noch am Beginn, stehen aber schon im Kontakt mit den Amerikanern. Unser Teilnehmerfeld ist etwas kleiner als das Feld der Amerikaner, weil es dort einfach viel mehr Golfer gibt. Von der Qualität und der Leistungsdichte ist es aber schon vergleichbar. Wir sind schon in Gesprächen darüber, dass es künftig auch Weltranglistenpunkte für unsere Turniere gibt. Es ist im Prinzip eine Kooperation.

Golf Post: Haben die Long Drive Games in dem Bereich sogar den amerikanischen Turnieren etwas voraus?

Martin Borgmeier: Ein Turnier mit unserem Motto "Tour for the players" gab es bisher noch nicht. Es ist aber wie in allen Sportarten, die perfekte Veranstaltung gibt es nicht. Auch im Fußball gibt es mal strittige Elfmeter- oder Abseitsentscheidungen. Im Long Drive ist es genauso. Man kann über 1000 Formate spielen, die sicherlich alle ihre Vor-und Nachteile haben, das perfekte Format gibt es nicht. Doch wenn man sich als Spieler darauf einigt, welches dieser Formate gespielt wird, gibt es viel weniger Diskussionen. Auf der amerikanischen Tour wird hingegen jedes Jahr wieder was geändert, dieses Jahr beispielsweise das Punktesystem. Sowas sorgt für Diskussionen, denn den Spielern wird einfach etwas vorgesetzt. Unsere Event hat jetzt dreimal stattgefunden, zweimal Indoor und einmal Outdoor, und es kommt unfassbar gut an!

Golf Post: Wie sind eure langfristigen Aussichten? Wo wollt ihr hin?

Marcel Baumgard: Wir wollten die größte Turnierserie der Welt werden. Die World Long Drive ist nur in Amerika, wir sind nur in Europa. Unser Ziel wäre es, diese beiden Touren zu verbinden. Schön wäre es auch, wenn man zukünftig fünf bis zehn Turniere in den Metropolen Europas aufbaut, zu denen ein großes Publikum erwarten können. Eventuell auch in die Richtung, dass wir nicht nur auf Golfplätze gehen, sondern auch auf Veranstaltungen wie die FIBO. Dort erwarten wir ein Publikum, was bisher noch keine Beziehung zum Golf hat. Wir werden versuchen, den Golfsport in einem etwas coolerem Licht dastehen zu lassen.

Martin Borgmeier: Mein Wunsch ist es, dass wir mittelfristig immer häufiger von den Golfplätzen wegkommen. Wie beispielsweise heute auf der FIBO. Wir sind das erste Mal vor einem Publikum, von denen wahrscheinlich 1% golft. Long Drive ist massentauglich und Long Drive ist TV-tauglich. Die Zuschauer müssen dafür nicht vom golfen verstehen. Es ist im Prinzip wie Sperrwurf oder Skispringen, der Weitere gewinnt. Mein Traum ist, das Thema zu den Leuten zu bringen. Leute sollen Lust darauf bekommen, den Ball in einen Schrottplatz reinzuhauen oder im Rahmen einer Messe in ein Stadion. Dieses Wochenende ist die Testphase und bisher läuft es ganz gut. Mal sehen wie mein Resume nach Sonntag ist.

Golf Post: Also könnte der Golfsport auch vom Long Driving profitieren?

Marcel Baumgard: Definitiv! Ich hab dieses Jahr schon zahlreiche Platzreife-Kurse für Nicht-Golfer gegeben, während ich Long Drive erklärt habe.

Das Interview führte Tobias Hennig.

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