Panorama

Spieth, Day, McIlroy: Die „Frischzellenkur“ für Golf

03. Okt. 2015 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Jordan Spieth Rory McIlroy Jason Day

Jordan Spieth, Rory Mcilroy und Jason Day - drei junge Spieler, die die Tour dominieren. (Foto: Getty)

Graeme McDowell ist alles andere als ein heuriger Golf-Hase, US-Open-Champion 2010, Ryder-Cup-Held, zwölffacher Sieger auf den beiden großen Touren immerhin. Was da jedoch momentan im Weltgolf „abgeht“, jagt sogar dem 36-jährigen Nordiren ein bisschen Angst ein. Angst, mit den Standards nicht mehr mithalten zu können, die Jordan Spieth und Jason Day in diesem, Rory McIlroy im vergangenen Jahr gesetzt haben. „Natürlich“, bekannte „G-Mac“ bei der Porsche European Open, „empfindet man da eine gewisse Panik.“

Rosige Zukunft statt Götterdämmerung

Die Twens, Spieth ist 22, McIlroy 26, Day noch 27, haben die Golf-Latte ganz schön hoch gelegt. Sie triumphierten bei fünf der jüngsten acht Majors, machen seit Wochen die Weltspitze in munterem „Bäumchen, wechsle dich“ unter sich aus, dominieren die wichtigsten Turniere. Nicht zu vergessen Rickie Fowlers Players- und Deutsche-Bank-Siege, er ist 26. Der British-Open-Gewinn eines Zach Johnson (39) geht da fast als Achtungserfolg durch, Bubba Watson mit seinen 36 Jahren sprengt förmlich den Altersschnitt der Welt-Top-Fünf.

Golf hat in diesem Jahr eine spektakuläre „Frischzellenkur“ erhalten, die vermeintliche „Götterdämmerung“ des Spiels verblasst vor der Perspektive einer rosigen Zukunft, strahlende junge Helden treten an die Stelle der strauchelnden Heroen Tiger Woods und Phil Mickelson, die seit Sommer 2013 kein Turnier mehr gewonnen haben. Dass die beiden Altstars gleichwohl immer noch Fans und Quoten ziehen, bewies zuletzt Woods‘ Auftritt bei der Wyndham Championship. Dennoch: Sie sind halt „Generation X“, den sportlichen Ton geben jetzt die „Ypsilons“ an, die „Millennials“. „Das ist eine unglaublich tolle Situation mit diesen Spielern, ihrem Alter und dem, was passiert“, jubiliert Tim Finchem, der PGA-Tour-Commissioner, und spricht von „unserem stärksten Jahr“.

Ideale Identifikationsfiguren

Bei allen sportlichen Höhenflüge ist die neue Jugendbewegung im Kern extrem bodenständig. Spieth, Day und McIlroy haben bemerkenswerte Biographien, aus denen die Medien munter schöpfen können bzw. konnten, gleichzeitig sind sie – zumal als Repräsentanten dreier Kontinente – ideale Identifikationsfiguren für den Fan am Fairwayrand: Geerdet, bescheiden, zugewandt, authentisch, ohne Allüren, ohnehin erscheinen sie aufrecht und kreuzehrlich. Und sie schätzen sich, gehen freundschaftlich und respektvoll miteinander um, wenngleich „wir den jeweils anderen auf dem Platz am liebsten auseinander nehmen würden“, gibt sich FedExCup-Gewinner Spieth martialisch. „Diese Rivalität und das Potenzial der anderen Jungs ,pusht‘ uns halt. Keiner will gegen den anderen verlieren.“

Ein bisschen unter dem Radar segelt derzeit Rory McIlroy. Amerikas „Golden Boy“ Spieth und Day, das einstige Problemkind von „Down Under“, mit ihren jeweils fünf Tour-Siegen dieses Jahr, darunter eben drei Majors, haben ihm die Schau gestohlen. Wobei, eigentlich war „Rors“ das selbst schuld, was spielt er auch mitten in der Saison Fußball, der Bänderriss bescherte ihm eine „verlorene Saison“. Aber bezweifelt irgend jemand, dass der Nordire demnächst wieder kräftig mitmischt?

„Es war ein großartiges Jahr für Golf“, sagt McIlroy: „Und wenn das ein Zeichen für alles kommende sein sollte, dann steht Golf richtig gut da.“ Zahlreichen Unkenrufen zum Trotz, auch an dieser Stelle, Asche auf das Haupt des Autors.

Strapaziertes „Big-Three“-Etikett

In der Vorfreude auf weiterhin aufregende Zeiten noch eine Anmerkung: Das Majorsieger- und Weltspitzen-Trio schon als die „neuen „Big Three“ oder das „Große Triumvirat 2.0“ zu feiern, scheint etwas verfrüht. Die Troika mit Jack Nicklaus, Arnold Palmer und Gary Player spielte in den 1960er-Jahren mindestens eine Dekade quasi in ihrer eigenen Liga und sammelte gemeinsam 36 Majortitel. Etliche Jahrzehnte zuvor dominierten Harry Vardon, James Braid und J.H. Taylor mit insgesamt 16 Open Championships rund um die Jahrhundertwende die damalige Golfwelt.

Beides waren prägende Ären. Solange Jordan, Jason und Rory es mit gemeinsamen Majors nicht in zweistellige Gefilde gebracht haben, erscheinen derlei überschwängliche Etiketten unangebracht und allenfalls strapaziert.


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