Profisport Damen

Jahresrückblick: Die deutsche Damen-Riege stellt ihre männlichen Kollegen in den Schatten

30. Dez. 2020 von Florian Weber in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Community Artikel

Die vier wohl erfolgreichsten deutschen Proetten des Jahres 2020: Esther Henseleit, Laura Fünfstück, Sophia Popov und Caroline Masson. (Foto: Getty)

Die vier wohl erfolgreichsten deutschen Proetten des Jahres 2020: Esther Henseleit, Laura Fünfstück, Sophia Popov und Caroline Masson. (Foto: Getty)

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Einige Proetten kämpften 2020 mit finanziellen Problemen. Doch aus sportlicher Sicht verlief das Jahr für die deutschen Damen im Gro sehr erfreulich. Es kam zu einem Highlight für die Geschichtsbücher und auch in der Breite spielen sich immer mehr deutsche Profi-Golferinnen in den Dunstkreis der Weltspitze.

Lange Zwangspause sorgte für ein finanziell sorgenvolles Jahr

Für die beiden großen Damen-Touren war das Jahr 2020 eine große Herausforderung. Der Spielbetrieb musste als Reaktion auf die Corona-Pandemie unterbrochen werden. Auf der Ladies European Tour fanden im gesamten Jahr nur 13 Turniere statt, auf der LPGA Tour immerhin 18 Turniere, auf beiden Touren aber deutlich weniger als in den vergangenen Jahren.

Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen, wo es in der Weltspitze eine deutlich größere Anzahl an Profis gibt, die finanziell auf Rosen gebettet sind, sind im Damen-Golf die Preis- und Sponsoren-Gelder deutlich knapper verteilt und wurden nach der Zwangsunterbrechung noch einmal gekürzt. Für die 100 und mehr Damen in der Weltspitze waren die verringerten Einnahmemöglichkeiten keine große finanzielle Herausforderung, doch neben der schillernden Elite gibt es im Damen-Golf eine deutlich größere Zahl an Proetten, für die jedes Turnier und jede Möglichkeit, Preisgeld zu erspielen, zählt. Für diese ebenfalls außergewöhnlich talentierten Golferinnen war das Jahr 2020 teilweise sehr schwierig und mit Verzicht verbunden. Doch neben diesen wirtschaftlichen Problemen war das Jahr 2020 aus sportlicher Sicht für die deutsche Damen-Profiriege sehr erfolgreich - und fand in einem historischen Highlight seinen Gipfel.

Historisches Highlight überschattet erfreuliche Entwicklung

Vor Beginn des Jahres 2020 war Caroline Masson die beste deutsche Golferin. Seit Jahren ist sie fester Bestandteil der LPGA Tour, sorgt dort Konstant für gute Leistungen und spielt immer wieder um Trophäen mit. Doch Turniersiege gelangen ihr selten, bisher gewann sie erst einmal in ihrer Karriere auf der LPGA Tour, obwohl sie bereits 26 Turniere in den Top 10 beendete. Nachdem sich Sandra Gal in den letzten Jahren mit zunehmend schwächeren Leistungen aus der Weltspitze verabschiedete, war Caroline Masson zeitweise die einzige deutsche Golferin, die auf aller höchsten Niveau konkurrenzfähig war. Doch dies änderte sich im Laufe des Jahres 2019 - und diese Entwicklung setzte sich 2020 fort.

Denn Caroline Masson war 2020 nicht die einzige Deutsche mit einer Tourkarte für die LPGA Tour. Esther Henseleit gewann 2019 sensationell in ihrer Debut-Saison die Ladies European Tour und löste damit ihr Ticket für die größte Damen-Tour der Welt. 2019 war eindeutig ihr Jahr und auch für 2020 wurde ihr Großes prophezeit, sie galt als vielversprechendste Golferin Europas.

Nun, im Rückblick auf das Jahr 2020, stellt man allerdings fest: Caroline Masson spielte gewohnt souverän; Esther Henseleit elektrisierte die Golfwelt zwar nicht erneut wie im Jahre 2019, doch auch sie wurde in Anbetracht der Umstände - der Turnierkalender war völlig zerfleddert, sie spielte ihr erst zweites Jahr als Profi und die Gewöhnung an eine neue Kultur braucht Zeit - den Erwartungen gerecht; Laura Fünfstück überraschte vor allem gegen Ende des Jahre mit vier Top-10-Resultaten auf der Ladies European Tour; doch das Jahr 2020 gehörte - niemand hätte vor diesem Jahr damit gerechnet - eindeutig Sophia Popov, die als erste deutsche Dame völlig überraschend ein Majorturnier gewann und damit den größten Sprung in der Geschichte des Rolex Rankings machte.

Die Zahl an Hoffnungsvollen deutschen Proetten wächst

Caroline Masson - Konstant, aber ohne das gewisse Etwas

Auch 2020 konnte Caroline Masson nicht den zweiten Titel ihrer Karriere gewinnen. Trotzdem verlief das Jahr der Gladbeckerin gewohnt solide. Sie spielte ausschließlich auf der LPGA Tour und bestritt 13 der 17 möglichen Turniere. In bekannter Masson-Manier scheiterte sie nur dreimal am Cut, wie schon in den vergangenen Jahren war ihre Saison wieder von Konstanz geprägt. Das Highlight ihrer Saison war ihr starkes Ergebnis beim ersten Majorturnier des Jahres: Der AIG Women's Open, dem Turnier, welches Sophia Popov sensationell gewann. Masson spielte sich dort mit einem starken Moving Day in eine gute Ausgangslage für den Finalsonntag, wo sie selbst noch geringe Titelchancen hatte. Doch diese Leistung zu widerholen, gelang ihr in ebendiesem Finale nicht. Somit wurde sie geteilte Siebtplatzierte.

TEXT. (Foto: QUELLE)

Caroline Masson (Foto: Getty)

Esther Henseleit - Fasst sie im kommenden Jahr auf der LPGA Tour Fuß?

Esther Henseleit hat sich ihre erste Saison auf der LPGA Tour sicherlich anders vorgestellt. Nur dreimal überstand sie den Cut auf der größten Damen-Tour der Welt, seine Top-50-Platzierung gelang ihr kein einziges Mal. Als Reaktion auf diese schwachen Resultate entschied sie sich gegen Ende des Jahres dafür, wieder vermehrt auf der Ladies European Tour zu spielen - und diese Entscheidung lohnte sich. Die Resultate wurden besser, zuletzt spielte sie sich dort dreimal in Folge in die Top-20. Mit der Gewissheit, dass in diesem Jahr Dank einer Sonderreglung jede Golferin ihre Tourkarte für das kommende Jahr behalten darf, war diese Entscheidung wohl sehr richtig. Ein weniger zerfleddertes und turbulentes Jahr wie das diese eignet sich wohl besser zur Eingewöhnung auf der LPGA Tour. Ester Henseleit wird im kommenden Jahr wohl noch einmal einen Neustart auf der LPGA Tour wagen und versuchen, an ihr sensationelles Jahr 2019 anzuschließen.

Laura Fünfstück - Brillante Spätform

Laura Fünfstück ist neben Sophia Popov wohl die Gewinnerin des Jahres. Im Rolex Ranking verbesserte sich die 26-Jährige im Verlauf des Jahres um fast 60 Positionen. Besonders in der zweiten Hälfte der Saison kam Fünfstück in Schwung. Erst im September gelang ihr mit einem geteilten neunten Platz bei der VP Bank Swiss Ladies Open ihr ersten Top-10-Resulat des Jahres. Dieses wirkte wie eine Initialzündung für das Jahr von Fünfstück, die erst in ihrem dritten Jahr auf der Ladies European Tour spielt. Drei weitere Male landete sie bei ihren sechs darauffolgenden Turnieren in den Top 10, beim Omega Dubai Moonlight Classic verpasste sie den Sieg nur um einen einzigen Schlag. Behält sie ihre starke Form der letzten Monate bei, ist auch im Jahre 2021 mit Laura Fünfstück zu rechnen.

Esther Henseleit [li.] und Laura Fünfstück [re.]. (Foto: Getty)

Esther Henseleit [li.] und Laura Fünfstück [re.]. (Foto: Getty)

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