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Golf im Wandel: „Unser Potenzial sind die 99,3 Prozent, die nicht spielen“

21. Jan. 2022 von Michael F. Basche in Zorneding bei München, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Golf Post im Gespräch mit dem BVGA. (Foto: Michael Basche)

Golf Post im Gespräch mit dem BVGA. (Foto: Michael Basche)


Fernab von Spiel, Sport und Spirit, Vereinsstatuten und Funktionärswesen sind Golfanlagen letztlich Wirtschaftsunternehmen und viele auch explizit als solche ausgewiesen. Selbst hinter den meisten gemeinnützigen Clubs stehen mittlerweile Betreibergesellschaften oder die Beziehung wird gleich direkt per individueller Nutzungsberechtigung besiegelt; Mischformen bestätigen die Regel und althergebrachte Modelle sterben allmählich aus.

„Zentralstelle für Golf & Business“

Golf ist letztlich Business und Teil der Freizeitindustrie, das Spiel muss sich mit hohen Flächen- und Betriebskosten in einer von immer neuen Reizen gefluteten Spaßgesellschaft behaupten. Und die „Zentralstelle für Golf & Business“, das „Herz des Golfmarkts“ hierzulande ist ausweislich seiner Eigendarstellung der Bundesverband Golfanlagen e.V. (BVGA) als Dachverband der Golfplatzunternehmer.


„Golfanlagen sind letztlich Dienstleistungsunternehmen in der Freizeitindustrie mit dem Ziel, eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit zu erzielen. Standort, Angebot und Management zählen zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren im erfolgreichen Betrieb von Golfanlagen. Dabei kommt vor allem den Mitarbeitern eine Schlüsselrolle zu. Die Teams im Greenkeeping, in der Gastronomie und in der Verwaltung sowie die Golflehrer haben das Ziel, den Kunden maximal zufrieden zu stellen. Aber auch eine klare Marktpositionierung sowie die Etablierung eines Qualitätsmanagements sind bei steigendem Wettbewerb heute unverzichtbar geworden.“

BVGA-Geschäftsführer Thomas Hasak


„Der BVGA vertritt Menschen, die viel Geld in ein Projekt Golfanlage investiert haben, aber damit eben auch Geld verdienen, einen Return of Investment erzielen möchten“, verdeutlich der langjährige Geschäftsführer Thomas Hasak. „Wir kommen über die betriebswirtschaftliche, die kaufmännische Schiene. Unsere Zielsetzung ist es, eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit im Betrieb von Golfanlagen zu erreichen.“

„Wir können Krise“

Es passt gut dazu, dass Golf in Deutschland gerade sozusagen Inventur gemacht hat. Der organisierte Golfsport verzeichnet für 2021 erfreuliche Zahlen: ein Plus von 3,5 Prozent bei den Club-Golfern für 2021; 22.566 mehr registrierte Mitglieder als im Vorjahr, das ebenfalls schon ein akzeptables Wachstum gebracht hat – nicht zuletzt „dank“ Corona. Die Betriebsschließungen und Einschränkungen im Bereich der auf Räumlichkeiten angewiesenen Sporteinrichtungen bescherten dem Outdoor-Sport eine Menge Zulauf, damit gehört Golf zu den Gewinnern der Pandemie.

BVGA-Geschäftsführer Thomas Hasak bei einem Workshop während des 11. Internationalen Golffachkongress des BVGA im vergangenen Jahr. (Foto: BVGA)

BVGA-Geschäftsführer Thomas Hasak bei einem Workshop während des 11. Internationalen Golffachkongress des BVGA im vergangenen Jahr. (Foto: BVGA)

„Definitiv ist festzustellen: Wir können Krise“, sagt Hasak denn auch über die vom BVGA vertretenen Anlagen, insgesamt 163 in Deutschland, Österreich, Luxemburg. Dazu kommen 24 Hotels in zehn Ländern, die unter der Dachmarke „Hotels auf dem Golfplatz“ zusammengeschlossen sind. Und mit der Marke der „Golfsterne“, offiziell „International Golf Stars Classification“, wurde 2005 ein Qualitätssiegel geschaffen, das sich zu einer europaweiten Marketingkooperation entwickelt hat. „Die Golfplatzunternehmer in unserem Verband waren superfleißig und superkreativ, sie haben ihre Preis- und Produktpolitik der Situation entsprechend in relativ kurzer Zeit angepasst, sie haben entsprechende Angebote gemacht und waren sehr erfolgreich damit.“

„Positive Energie in die Folgejahre übertragen“

Diese positive Energie und Entwicklung gelte es, mit in die nächsten Jahre zu nehmen. „Unsere Kunden sind an wirtschaftlichen, strategischen, marktspezifischen Themen und Entwicklungen interessiert“, erklärt Hasak. Dazu gehören betriebswirtschaftliche Kennzahlen, Marktentwicklung, Marktanalysen und nicht zuletzt der wertvolle Erfahrungsaustausch, um die Betriebe so gut es geht immer weiter zu professionalisieren und am Ende des Tages eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit zu erzielen.“

„Megatrends unserer Gesellschaft ansprechen“

Deswegen schaut man auf der BVGA-Geschäftsstelle in Zorneding bei München weit über den Tellerrand der Momentaufnahme hinaus. Hasak: „Wir müssen die positive Welle aus 2020 und 2021 auf die Folgejahre übertragen, indem wir die anderen Megatrends unserer Gesellschaft ansprechen.“ Als da sind: Ökologie, Gesundheit, Familie.

Golf, das ist Konsens, darf sich nicht nur über den Sport definieren. „Das Spiel ist gesund, es findet in der Natur statt, Du bist unter Freunden oder in der Familie“, zählt der Geschäftsführer des Wirtschaftsverbands auf: „Wir erreichen viel mehr Leute, wenn wir diese Megatrends kombinieren. Eine bessere Plattform gibt es doch nicht.“ Und: Man müsse beispielsweise gleichermaßen die Vereinsamung der Gesellschaft in einer mehr und mehr anonymisierten Welt adressieren.

„Potenzial sind 99,3 Prozent der Gesellschaft“

Stimmt, von wegen verstaubt und reliktisch: Golf kann auch im 21. Jahrhundert auf breiter Ebene gesellschaftsfähig sein. „Dafür muss man das Gute des Spiels erhalten, Geschichte, Tradition, Werte, und die Brücke in die Moderne bauen, eine Balance herstellen, um das Spiel zeitgemäßer zu machen“, pflichtet Hasak bei. „Es gibt genug Themen, die in der Öffentlichkeit gut ankommen.


„Der Bundesverband Golfanlagen e.V. repräsentiert die Angebotsseite des Golfmarktes. Wir betrachten betrachten und analysieren eine Golfanlage insbesondere aus einer betriebswirtschaftlichen und kaufmännischen Perspektive und unterstützen die Golfplatzunternehmer mit wichtigen Dienstleistungen wie den unternehmerischen Betriebsvergleich für Golfanlagen, der Golfanlagenklassifizierung, einer Jobbörse sowie regionalen und nationalen Veranstaltungen bei denen der so wertvolle Erfahrungsaustausch der Verantwortlichen von Golfanlagen im Mittelpunkt steht.“

Thomas Hasak


Das ist durchaus als Hinweis an die eigene Mitgliedschaft zu werten. Natürlich haben Golfer immer zuerst Golfer im Sinn, aber: „Wir müssen das Potenzial für unser Spiel erkennen und mit solchen Megathemen viel besser ausschöpfen“, rückt Hasak den Blickwinkel zurecht: „Denn unser Potenzial sind 99,3 Prozent der Gesellschaft, noch nicht Golfen.

Gamification und Digitalisierung im Service

Also, was kann nach Ansicht und Empfehlung eine Golfanlage tun, um die Brücke in die nächste Dekade zu schlagen und wettbewerbsfähig zu bleiben? Hasak zählt ein paar Stichworte auf – Gamification und Digitalisierung im Service beispielsweise – und sagt: „Corona hat die Digitalisierung im Golf vorangetrieben, man denke nur an das Angebot der Online-Startzeiten-Buchung. Aber wir müssen die jungen Leute noch ein bisschen besser abholen. Die virtuellen Möglichkeiten durch Toptracer oder TrackMan sind schon ein guter Weg dahin.“

Oder das Thema Familie: Angebote für Eltern, Aktivitäten für Kinder, selbst Hausaufgabenbetreuung sei denkbar. Denn wenn’s weiterhin der Club-Blickwinkel sein soll, dann helfe der Blick in die USA, wo in der Tat gerade die Institution der Country Clubs ein Revival feiert – freilich in moderner Prägung. Gerade deshalb denken auch immer mehr Golfplatzunternehmer über den Bau eines „Hotels auf dem Golfplatz“ nach.

„Einstiegshürden weiter abbauen“

Auch die Einstiegshürden sind nach wie vor zu hoch. Hasak ist ein „großer Freund von öffentlichen Plätzen, von Kurzplätzen, vom Ausprobieren lassen, vom Heranführen ans Golfspiel über den Spaß und den Eventgedanken“, allerdings zu einem kostengerechten Preis. Und und und … „Wir haben die komplette Infrastruktur“, betont Thomas Hasak: „Aus dieser Golfwelt kann man so viel mehr machen als nur Golf zu spielen, und da muss die Reise hingehen.

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