Panorama

Golf 2013 – Der Golf Post Jahresrückblick

20. Dez. 2013 von Oliver Felden in Köln, Deutschland

Regelkunde für Tiger Woods, ein vernichtender Solheim Cup und die Dominanz von Henrik Stenson - 2013 hatte es in sich!

Dieses Duell hatte 2013 einen klaren Sieger: Henrik Stenson! Doch wird er seine Form auch in der nächsten Saison halten können? (Foto: Getty)

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Was für ein Golfjahr 2013! Die Saison hatte viel zu bieten, um den Anhängern des bekanntlich schönsten Sports der Welt die Herzen höher schlagen zu lassen. Wobei Petrus in diesem Jahr kein Golf-Fan war. Auf der PGA Tour kam es bei 22 von 40 Events zu wetterbedingten Verzögerungen, die UniCredit Ladies German Open der Ladies European Tour in München mussten bei katastrophalen Wetter- und Platzbedingungen auf 27 Löcher verkürzt werden und auch die Amateure und Golfplatzbetreiber haderten aufgrund der starken Regenfälle und Überflutungen vielerorts mit ihrem Schicksal. Im Kontrast dazu lief für Henrik Stenson 2013 zusammen, was nur zusammenlaufen kann, und Tiger durchlebte eine höchst abwechslungsreiche Spielzeit. Langweilig wurde es nie!

Regeln, Siege und Majorflaute - Golf 2013 mit Tiger Woods

Die Schlagzeilen, die Tiger Woods in diesem Jahr schrieb, gleichen dem Höhenprofil einer Bergetappe auf der Tour de France: Es ging rauf, es ging runter, es gab kritische Fragen zu ethischen Grundsätzen und am Ende lachte die lebende Legende wieder vom obersten Plätzchen der Weltrangliste aus, inklusive der schönen Frau an seiner Seite. Doch schon früh in der Saison warfen die Auftritte Tigers ihre Schatten voraus. Gleich im ersten Turnier in Abu Dhabi verpasste der 37-Jährige aufgrund eines Regelfehlers und den daraus resultierenden zwei Strafschlägen den Cut. Dieser Dämon sollte ihn die gesamte Spielzeit hindurch begleiten. Nach weiteren heißdiskutierten Verstößen beim Masters, der Players Championship und der BMW Championship wurde Tiger Woods vom amerikanischen Golf-Journalisten Brandel Chamblee gar des Betrugs bezichtigt. Später entschuldigte sich Chamblee, doch ein Regelbuch unterm Weihnachtsbaum wäre keine schlechte Geschenkidee für Tiger.

Auch sportlich sind die Leistungen des bekanntesten Golfers der Welt schwierig einzuordnen. Mit fünf Siegen, der zurückgewonnenen ersten Weltranglistenposition und der Wahl zum "Player of the Year" sollte man meinen, er habe eine seiner erfolgreichtsten Spielzeiten hinter sich. Doch dann waren da noch die Majors. Und die sind es, die wirklich wichtig sind für Woods, vier Siege fehlen ihm noch um den Rekord von Jack Nicklaus (18 Siege) einzustellen. Und die waren es, in denen er fehlen ließ, für was er einst bekannt war: Unbändiger Wille und die nötige Kaltschnäuzigkeit. Zweimal war er jenseits der Top 30, zweimal in den Top Ten, doch er konnte es in diesem Jahr einfach nicht erzwingen. Ob die frische Liebe ihn weich gemacht hat? Mit Ski-Star Lindsey Vonn an seiner Seite schien Woods' Privatleben wieder in geregelten Bahnen zu laufen, und wer weiß, vielleicht wird Tiger 2014 auch auf dem Golfplatz wieder zum Raubtier.

Die Geburt eines Trends - Jason Dufner schaut ins Leere

Der Erfinder eines Phänomens, das eine Eigendynamik aufweisen sollte, die nie für möglich gehaltene Ausmaße annahm, konnte nur einer sein: Jason Dufner! Bekannt für seine nicht vorhandene Mimik, chronisches Die-Unterlippe-mit-der-Zunge-nach-vorne-drücken und nebenher noch exzellentes Golf, durfte er sich in diesem Jahr eine weitere Errungenschaft in den Steckbrief eintragen. Ja, er gewann sein erstes Major, aber viel wichtiger: Er erfand das Dufnering. Und wie es bei derarten Medienphänomenen eben ist, konnte man ein paar Tage nach dem folgenschweren Foto im Vorfeld der Byron Nelson Championship diverse Top-Golfer in gleicher Pose bewundern, die sich einen Spaß erlaubten: Die Beine parallel von sich gestreckt, die Hände unter den Oberschenkeln und den Blick starr in die Leere gerichtet. Dem Spott seiner Kollegen begegnete Jason Dufner in gewohnter Manier: "Was soll ich sagen…ich war müde, mein Rücken hat vom Sitzen auf dem Boden geschmerzt. Und wir haben über Ausruhen und Fokussierung geredet. ‘Dufnering’ also."

Henrik Stenson dominiert die Golfwelt - from Zero to Hero

Er wurde der erste Golfer, dem es gelang, im gleichen Jahr das Finale der PGA Tour und der European Tour zu gewinnen: Was für ein Traumjahr für Henrik Stenson! Und das, obwohl der Schwede noch vor vier Jahren ganz unten angekommen war. Nachdem er 2009 einen großen Teil seines Vermögens an den Finanz-Betrüger Allen Stanford verlor, der mittlerweile eine 110-jährige Haftstrafe in Florida absitzt, ging es vom fünften Platz der Weltrangliste aus ganz tief runter. Jenseits von Platz 200 suchte der 37-Jährige nach seinem Schwung, der sportliche Erfolg blieb aus. Und dann dieses Comeback in 2013. Stenson wurde Zweiter bei der Open Championship, Dritter bei der PGA Championship und zeigte im Spätsommer und Herbst was es heißt, sich selber aufzuraffen: Er gewann sowohl den FedExCup, wie auch das Race-to-Dubai und erspielte sich 2013 über 20 Millionen US Dollar Preisgeld. Diesmal bitte aufs Sparbuch, Mr. Stenson, und weiter so spielen!

Die Solheim-Cup-Klatsche für die USA

2013 wurde Geschichte geschrieben, nicht nur von Henrik Stenson, sondern ebenso durch das europäische Solheim-Cup-Team in Parker, Colorado. Noch nie in der Historie des Solheim Cups hatte es eine europäische Mannschaft geschafft, den Titel auf amerikanischen Boden zu holen, doch den zwölf Ladies um die deutsche LPGA-Tour-Spielerin Caroline Masson hatten die amerikanischen Stars der Szene nichts entgegenzusetzen. Mit 10:18 erlitten sie eine vernichtende Niederlage und Team Europa feierte den größten Sieg seit der ersten Auflage des Solheim Cups 1990. Caroline Masson, die als vierte Deutsche in der Geschichte an dem Kontinentalvergleich teilnehmen durfte, erlebte ein äußerst erfolgreiches Debüt und sprach anschließend von einer "hammer Woche".  Mit Blick auf den Solheim Cup 2015 in Deutschland versicherte sie der Deutschen Presse-Agentur: "Nach dem Sieg mit der Mannschaft will ich in zwei Jahren unbedingt dabei sein und den Cup zu Hause verteidigen."

Die deutschen Erfolge in 2013

Doch nicht nur beim Solheim-Cup konnten deutsche Golfer feiern. Gleich zu Beginn der Saison gelang es Deutschlands Nummer zwei im Herrengolf, Marcel Siem, im zweiten Jahr in Folge einen Turniersieg auf der European Tour einzufahren. Bei der Trophée Hassan II erkämpfte sich der 33-Jährige einen Start-Ziel-Sieg, verpasste die Qualifikation für das Masters aber um ein Haar. Es bleiben also Ziele für 2014. Golf-Post-Autor Maximilian Kieffer erwischte ein bärenstarkes Premierenjahr auf der European Tour, wo zum ersten Sieg nicht viel gefehlt hat. Bei der Open de España unterlag der Deutsche nach einem Monster-Stechen erst am neunten Extra-Loch dem Franzosen Raphael Jacquelin. Doch mit diesem Erfolg war die Tourkarte gesichert und es kann mit viel Elan in die neue Saison gehen.

Auch Ann-Kathrin Lindner, wie Kieffer mit eigenem Blog bei Golf Post, zeigte in ihrer Rookie-Saison, auf was wir uns in Zukunft freuen dürfen. Mit dem ersten Sieg im ersten Jahr auf der Ladies European Tour, bei der Honma Pilsen Golf Masters, überraschte sich nicht zuletzt sich selber. So kann es weitergehen. Deutschlands Vorzeigegolfer Martin Kaymer dagegen hatte eine durchwachsene Saison, deren Trend zum Ende hin aber deutlich nach oben zeigte und auf 2014 hoffen lässt.

Die jungen Wilden der Saison 2013

Für großes Aufsehen sorgten 2013 besonders die Youngsters auf der großen Bühne des Profi-Golfs. Sei es eine Charley Hull, die mit erst 17 Jahren für den Solheim Cup nominiert wurde und dort brillieren konnte. Sei es eine Lydia Ko, die als Amateurin mit 14 Jahren ihr erstes Profi-Turnier gewinnen konnte, unter anderem zwei weitere LPGA-Tour-Siege folgen ließ, 2013 mit 16 Jahren Profi wurde - und zwei Wochen später ihr insgesamt sechstes Profi-Turnier gewann. Dieses Mal durfte sie den Scheck endlich mit nach Hause nehmen. Sei es Guan Tianlang, das 14-jährige Wunderkind aus China, das als jüngster Spieler in der Geschichte den Cut beim Masters schaffte und auch bei der Zürich Classic in New Orleans zwei Wochen später das Wochenende erreichte. Oder sei es ein Jordan Spieth, der Senkrechtstarter 2013, der in seiner ersten PGA-Tour-Saison als erster Teenager seit 80 Jahren ein Tunier gewinnen konnte, "Rookie of the Year" wurde und beim Presidents Cup dabei war. Die Jugend macht Druck, keine Zeit also für die alten Hasen sich auf die faule Haut zu legen, denn 2014 naht in großen Schritten!

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