Major

Es geht Angst um: Golfstars fürchten eine Brooks-Koepka-Ära à la Woods

19. Mai. 2019 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Brooks Koepka: Der nächste Tiger Woods? Allerlei von der PGA Championship 2019. (Foto: Getty)

Brooks Koepka: Der nächste Tiger Woods? Allerlei von der PGA Championship 2019. (Foto: Getty)

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Im Lager der Golf-Professionals geht die Angst um: Angesichts der Dominanz von Brooks Koepka bei dieser 101. PGA Championship fürchten nicht wenige den endgültigen Ausbruch einer Ära, wie sie lange Zeit von Tiger Woods in dessen besten Jahren geprägt wurde. „Lasst uns bloß hoffen, dass das nicht so lange andauert wie Tigers zwölfjährige Ausnahmestellung“, sprach Adam Scott aus, was viele insgeheim denken.

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Das ist natürlich etwas übertrieben, zeigt indes, wie Koepka derzeit auf Bethpage Black wirkt. Ihn umweht eine Aura der Unbezwingbarkeit, wie sie halt vor ihm nur Woods hatte.

Es ist kaum denkbar, dass Koepka Long Island heute Abend nicht mit einem Scheck über 1,98 Millionen Dollar und als vierfacher Majorsieger verlässt. Er wäre dann der erste Spieler in der Golfgeschichte, der die PGA Championship und die US Open zwei Mal in Folge gewonnen hat und mit den Ausgaben von Bellerive 2018 und jetzt Bethpage Black bzw. denen von Erin Hills 2017 und Shinnecock Hills 2018 zudem generell zwei Majortitel zwei Mal hintereinander einheimsen konnte. Zudem wäre er im Alter von 29 Jahren der 29. Spieler, der vier Majors in der Bilanz hat; und das bei nur 21 Teilnahmen – Koepka bestritt mit der US Open 2012 sein erstes Major. Vier Siege binnen acht Majorstarts seit Koepkas erstem Triumph in Erin Hills – das Masters 2018 verpasste er – haben bislang zudem nur Ben Hogan, Jack Nicklaus und Tiger Woods geschafft. Auf die Frage, ob er Zweifel daran habe, antwortete der 93-Kilo-Hüne schlicht, aber unmissverständlich: „Nein.“

Dabei ist interessant, dass Koepka nach seinen Jahren auf der Challenge Tour und auf der European Tour bei seinen sechs Siegen seit 2014 auf der PGA Tour lediglich zwei Nicht-Majors gewonnen hat, die Phoenix Open 2015 und den CJ Cup 2018. Indes sagt er auch, dass Majors am einfachsten zu gewinnen seien: „Die Hälfte der Mitbewerber schießt sich selbst raus; und in Sachen mentaler Stärke kann ich eh die meisten schlagen.“ Und sich schlagen kann scheinbar nur er selbst.

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„Das ist echt unfassbar.  Wir sind bei einem Major, und jeder ist hier um zu gewinnen. Doch da gibt es einen Typen, der den Platz restlos auseinander nimmt – und wir sind lediglich zum Zuschauen verdonnert. Das macht es für uns total langweilig“, sagt dazu beispielsweise Xander Schauffele.

Selbst der „Shot Tracer“ des Fernsehsenders CBS kommt bei Koepkas Urgewalt nicht mit. Beim grandiosen Annäherungsschlag auf Loch zwei attestierte die Elektronik dem Spieler per roter Linie einen veritablen Shank. Sie hatte freilich bloß das Divot ins Visier genommen, das so fulminant flog wie sonst die Bälle – Koepkas Kugel lag perfekt auf dem Grün:

Baut jemand auf weitere Fehler von Brooks Koepka?

Designiert Sieger? Oder anders: Kann die „One-Man-Show“ Brooks Koepka diese 101. PGA Championship tatsächlich noch verlieren? Der ein oder andere Verfolger mag ein wenig Hoffnung geschöpft haben, nachdem sich der Titelverteidiger gestern eine kleine Pause von seiner vorherigen Birdie-Jagd gegönnt und sich ein paar Fehler erlaubt hat. Bei der Distanzkontrolle auf den Grüns beispielsweise. Oder mit einigen Ungenauigkeiten vom Abschlag. Oder mit den Bogeys auf Loch 9 und 10, den ersten beiden Schlaggewinnen in Serie seit der Players Championship im März.

Aber: „Ich werde definitiv nicht nachlassen, das verspreche ich Euch! Eine Führung kann gar nicht groß genug sein. Und es wäre doch ziemlich nett, auf dem Schlussloch eine Zehn zu spielen und trotzdem zu gewinnen“, sagte Koepka nach seiner 70er Runde. „Heute habe ich einige Putts zu kurz gelassen. Letztlich indes spiele ich Golf, um gut Golf zu spielen. Wenn mir das gelingt, ist es eigentlich egal, wohin mich das bringt.“ Ohnehin konnte aus seinem „gebremsten Schaum“ ja niemand Kapital schlagen. Die Besten vom Rest des Felds spielen in der „No-Koepka-Division“ um die 1,188 Millionen Dollar für Platz zwei.

Bogey kostet „D. J.“ die Finalrunde mit dem Kumpel bei PGA Championship

Kein Happy End: Lange Zeit sah es während des „Moving Day“ so aus, als könne Dustin Johnson seinem „Best Buddie“ Brooks Koepka auf die Pelle rücken. Der Schlaks aus Kalifornien legte eine starke Front Nine mit vier Birdies bei einem Bogey hin, doch auf den zweiten Neun rutschte ihm die Runde durch ein paar Schlampigkeiten aus den Händen, die zu vier Schlagverlusten führten und die beiden Birdies überschatteten. Mit der Fünf auf dem Schlussgrün von Bethpage Black schließlich beraubte sich „D. J.“ auch noch des Vergnügens, als alleiniger Zweiter bei -6 die heutige Finalrunde mit Kumpel Koepka bestreiten zu dürfen. „Wenn ich hier überhaupt noch eine Chance haben will, dann brauche ich etwas Hilfe von ihm“, sagte Johnson. „Und ich muss selbst wirklich sehr sehr gut spielen.“

Neue Namen auf Brooks Koepkas Fährte

Trivia: Natürlich hat man die Namen der Verfolger von Brooks Koepka neben Dustin Johnson schon mal gehört und gelesen, aber letztlich sind Harold Varner III, Luke List und Jazz Janewattananond unbeschriebene Blätter. Also: Varner III zählt trotz seiner eher unauffälligen Statur zu den Longhittern auf der PGA Tour. Der 28-jährige Afroamerikaner aus Ohio wechselte 2012 ins Lager der Berufsgolfer und gewann 2016 mit der Australian PGA Championship sein bislang einziges Profi-Turnier. Auch Luke List hat einen Profi-Sieg in den Büchern, die South Georgia Classic 2012. Bekannter wurde der 34-Jährige aus Seattle, Profi seit 2007, aber wohl eher durch seine Play-off-Niederlage bei der Honda Classic 2018 gegen Justin Thomas. Die Major-Bilanzen der beiden sind eher mau: Varner III spielte vier Majors, schaffte es aber nur bei der British Open 2016 ins Wochenende (T66); List bestritt bislang acht Majors, verpasste sechs Mal den Cut und rangierte zwei Mal in den 30ern (Masters 2005, British Open 2018). Und alles Wissenswerte zu Janewattananond gibt‘s in der nächsten Meldung …

Janewattananond und die Zeit bei den Mönchen

Zungenbrecher: Jazz Janewattananond hatte so wenig jemand auf dem Zettel, dass die Fernsehleute von CBS nicht mal den Namen fehlerfrei aussprechen konnten, als der 23-jährige Thailänder vorne auf dem Leaderboard auftauchte und dank seiner zweiten 67er Runde nach der 71 zum Auftakt heute theoretisch auch um den Sieg mitspielen kann. Dabei hat „Jazz“, der eigentlich Atiwit heißt, aber vom Vater wegen des geliebten Musikstils diesen Spitznamen bekam, eine durchaus interessante Geschichte. Mit 14 Jahren und 71 Tagen schaffte er als jüngster Golfer einen Cut auf der Asian Tour, wurde mit 15 Professional, nahm mit gerade 21 eine Auszeit, verbrachte Ende 2016 zwei Wochen meditierend und fastend unter Mönchen und gewann kurz darauf die Bangladesh Open, der er nach zwei unterklassigen Siegen im Juli 2018 den Queen‘s Cup und im Januar 2019 die Singapore Open folgen ließ. Die Zeit bei den Buddhisten erst, sagt er, habe seine drei bisherigen Erfolge auf der Asian Tour ermöglicht. Sollte Janewattananond diese 101. PGA Championship tatsächlich gewinnen, wäre er im Wortsinn der größte Name, der je ein Major gewonnen hat; bislang teilten sich diese Ehre Mark Calcavecchia (USA/The Open Championship 1989) und Willie Auchterlonie (Schottland/The Open Championship 1893). Bei seinem bislang einzigen Major, der British Open 2018, verpasste er den Cut.

Joost Luiten macht zwei US-Fans glücklich

Chauffeur: Joost Luiten hat zwei neue US-Fans gewonnen. Und der Niederländer kennt sie sogar persönlich. Luiten gabelte die beiden nämlich auf und nahm sie mit zum Platz, als sie am Wegesrand vergeblich auf ihr Taxi warteten und bei Luitens „Courtesy Car“ ohne Kenntnis des Fahrers an die Scheibe klopften. „Keine große Sache“, schrieb der 33-Jährige, nachdem NBC-Mann Jimmy Roberts die Story via Twitter veröffentlich hatte. „Sie sahen etwas verzweifelt aus, und ich hatte jede Menge Platz im Auto.“

Hoffentlich gehörten die beiden dann nicht zu den Schreihälsen, die gestern wieder so unangenehm am Rand der Fairways auffielen, dazu aber mehr morgen in der Back Nine …

Spieth, Scott, Rose: Verlierer des Tages

Zu früh gelobt: Gestern wurde an dieser Stelle noch die Putting-Performance von Adam Scott gelobt, und in der zweiten Runde war sie ja auch großartig. Am „Moving Day“ freilich gehört der Australier (T8) ausgerechnet wegen seines eiskalten Broomstick ebenso zu den Verlierern des Tages wie Jordan Spieth (T8) und Justin Rose (T16), die für Bethpage Blacks enge Fairways und anspruchsvolle Grüns nicht präzise genug spielten. Scott rangierte gestern im „Stroke gained Putting“ an Nummer 63 des 82-köpfigen Felds.

Phil Mickelson und der Daumen-hoch-Rekord

Thumbs up: Von einer Wiederholung seines 2005er PGA-Championship-Gewinns ist Phil Mickelson weit entfernt, aber einen (selbst auferlegten) Rekordversuch hat „Lefty“ tatsächlich geschafft. Er hatte am Samstag Morgen versprochen, die Bestmarke im Daumen-hoch-Zeigen von 984 zu überbieten, die er bei der US Open 2009 in Bethpage Black aufgestellt hatte:

Der fünffache Majorsieger tat während Runde drei auch wirklich sein Bestes, um die angestrebten mindestens 1.000 zu schaffen:

Und konnte gestern Abend, während er den überstrapazierten Daumen badete, auch tatsächlich eine neue Superzahl verkünden, Glückwunsch!

Frust und Ärger über Bethpage Black

Zum Schluss: Während vorne ein Quartett versucht, Brooks Koepka noch zu schnappen, und im Mittelfeld die Gedanken schon zu US Open in Pebble Beach wandern, macht sich unter den Cut-Opfern Frust und gar Ärger über Bethpage Black breit. Eddie Pepperell beispielsweise konnte es bei 11 über Par nach zwei Runden „kaum erwarten, hier weg zu kommen“: „Es ist ein guter Kurs, keine Frage, aber er macht keinen Spaß, weil er so schwierig ist.“

Angesichts dieser ersten Erfahrung mit Bethpage Black korrigiert der Engländer sogar seine Ambitionen für eine Teilnahme am Ryder Cup. „Ich hoffe bloß, dass ich nicht im Team bin, wenn es 2024 hier zur Sache geht. Eher würde ich dann in Pension gehen.“ Abends dann lieferte Pepperell ein weiteres Zeichen seines Humors, als er das Glas Wein beim Abendessen auf Twitter zeigte und in Anspielung auf seinen Score drunter schrieb: „Wenigstens hier ist was Rotes auf der Tafel.“

Zuvor hatte sich der ebenfalls frühzeitig ausgeschieden Bryson DeChambeau über die horrenden Länge von Bethpage Black erbost. In der Tat passte der „Schwarze“ vor allem gestern nur bedingt in die Philosophie der PGA of America von einem Major mit vielen Birdies – ausgenommen Koepka –, er ist mit seiner Gesamtlänge, den mörderischen, mit einer Ausnahme über 450 Meter langen Par-4-Löchern, dem nunmehr wirklich „sumpfigen“ Rough und den schmal gemähten Bahnen eher das US-Open-Geläuf, das er 2002 und 2009 ja auch war.

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