Golf in Deutschland

Fernsehen, Golf & Einschaltquoten – Brauchen wir mehr Golf im TV?

23. Jan. 2014 von Juliane Bender in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

Marcel Siem hält seine Sportart Golf in seinem Heimatland Deutschland für unterentwickelt. „Wir sind diesbezüglich leider ein Entwicklungsland“, hat er sogar gesagt. Deutschland, ein Golf-Entwicklungsland?

Golf: Überschaubare Einschaltquoten

Derzeit liegt der Anteil der aktiven Golfer bei 0,75 Prozent der deutschen Bevölkerung. Die Hürden, mit denen Golf-Einsteiger konfrontiert sind, werden oft bemängelt; vielfach wird mehr Medienpräsenz gefordert.

Der einzige Sender, der in Deutschland Golfturniere überträgt, ist derzeit der Bezahlsender Sky. Wer mit Sky spricht, merkt schnell: Das Golfpublikum wird geschätzt, schließlich handelt es sich um eine vielversprechende Zielgruppe. Doch von den Quoten kann Sky nicht begeistert sein: „Die Zahlen bei Golf-Major-Turnieren erreichen etwa das Niveau unserer Eishockey-Übertragungen“, erläuterte Dirk Grosse, Kommunikationsleiter bei Sky, im Juni 2012, als Eishockey noch bei Sky übertragen wurde.

Im Klartext sind das durchschnittlich etwa 40.000 Zuschauer bei Golf-Majorturnieren, so Grosse weiter. 40.000 - für Golf-Majors, den wohl populärsten Golfturnieren neben dem Ryder Cup, ist das keine große Zahl. Und doch wird sie aufgerundet sein. Eishockey ist inzwischen ins österreichische Free-TV gewechselt, Golf hingegen verbleibt bis vorerst 2015 bei Sky. Die Begründung: "Golfer sind eine attraktive Zielgruppe. Für sie haben wir mit unseren zahlreichen Liveübertragungen ein Alleinstellungsmerkmal", begründet Grosse damals.

Entwicklung Golf - Ist der Golfsport telegen?

Öffentlich-rechtliche und private Sender hingegen streiten sich nicht um die Übertragungsrechte der Golturniere. Dass das so ist, liegt nicht nur an der kleinen Zielgruppe, sondern auch an der mangelnden Fernsehtauglichkeit des Golfsports. Golfübertragungen sind langwierig; der Sport hat keinen festen zeitlichen Rahmen. Wenn sich der Ablauf verzögert, wird es schwierig, das letzte Loch von Tiger Woods in die Sendezeit zu bekommen. Für den Fernsehsender ist das ein großes Risiko, für den Zuschauer ist es ärgerlich, wenn die Übertragung vor dem Ergebnis endet - wie bei Sky bereits mehrfach passiert.

Golf ist zudem kaum geeignet, 'vorbeizappende' Zuschauer zu fesseln. Für einen Laien sind die Spielregeln undurchsichtig, Golf zu kompliziert. Die Komplexität der Regeln wird durch die Länge der Spielaktionen noch getoppt.

Golfende Zuschauer sind trotzdem fasziniert; von den Plätzen, dem Spielniveau und den Schlägen, die die Profis aus dem Hut zaubern können. "All diese Schläge und Einstellungen weiß man erst dann zu schätzen, wenn man selbst golft oder schonmal gegolft hat", schätzt Dirk Grosse. Doch: Wie viele Deutsche standen wirklich schon einmal auf einem Golfplatz?

Exkurs: Die Einstiegshürden

Marktforschungen von Repucom haben ergeben, dass etwa 1,2 Millionen Deutsche schon einmal etwas mit Golf zu tun hatten. Das sind nicht viele. Kein Wunder: Der Einstieg in Deutschland scheint im Vergleich zu anderen Ländern umständlich, ohne Platzreife lässt es sich hierzulande kaum eine Runde drehen - wenn man von den öffentlichen Golfpätzen absieht. Großbritannien und Frankreich sind da vergleichsweise unkompliziert oder akzeptieren ausländische Pässe, während in den USA jeder einen Golfplatz betreten darf, der dafür bezahlt.

Auf deutschen Plätzen hingegen muss zunächst die Etikette verinnerlicht werden, was für einen reibungslosen und sicheren Ablauf zwar richtig und wichtig ist. Aber ein dreistelliger Beitrag für die Platzerlaubnis ist für jemanden, der sich noch nicht sicher ist, ob Golf seine Sportart ist, schlicht zu hoch. Danach geht es weiter: Die Mitgliedschaft in einem Golfclub oder in der VcG und ein DGV-Ausweis sind in Deutschland oft Voraussetzung, um eine Runde auf dem Golfplatz drehen zu dürfen. Dafür mag es Gründe geben, aber nach außen wirkt es restriktiv und verschlossen.

Zugänge zum Golfplatz erleichtern

Warum Einstiegshürden beim Thema Fernsehen zur Sprache kommen? Weil Golf im Fernsehen ein reines Golfer-Thema ist.

In der vom DGV in Auftrag gegebenen Imagestudie hat Repucom herausgefunden, dass Golf im Fernsehen von Nicht-Golfern gar nicht vermisst wird. Stattdessen sind es vor allem die Golfer, die sich durch eine stärkere Präsenz im Fernsehen einen Effekt auf die Nicht-Golfer erhoffen. Letztere würden aber, wenn man der Studie glauben kann, bei Golf eher wegschalten als sich 'bekehren' zu lassen.
Dass mehr Golf im Free-TV Einfluss auf die Golferzahlen hätte, ist also fraglich. Stattdessen wünschen sich Nicht-Golfer laut der Studie vor allem eines: Golf selbst mal ausprobieren zu können.

In Zukunft wird es zunächst vermehrt darum gehen, Menschen überhaupt erstmal mit Golf in Berührung zu bringen. Nicht in der abgedunkelten Fernsehecke, sondern auf dem sonnigen Golfplatz. Erst wenn Golf über eine größere aktive Gemeinschaft und aus Sicht der Medien über eine relevante Zielgruppe verfügt, kann sich auf lange Sicht auch die Präsenz in den Medien verändern.


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