Panorama

Der Solheim-Cup-Arzt: Ein Turniertag mit Dr. Weller

21. Sep. 2015 von Juliane Bender in St. Leon-Rot, Deutschland

Dr. med. Christopher Weller von der Golfmedizin Stuttgart ist der Arzt des Solheim Cup 2015. (Foto: Golf Post)

Dr. med. Christopher Weller von der Golfmedizin Stuttgart ist beim Solheim Cup 2015 im Einsatz für Spielerinnen und Zuschauern. (Foto: Golf Post)

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Wenn er gerufen wird, ist die Sache ernst. Orthopäde Dr. med. Christopher Weller ist Sportarzt bei Golf-Events, so auch beim Solheim Cup am vergangenen Wochenende. Ob Krankheit bei den Spielerinnen oder Notfall im Publikum, sein Job als Arzt des Events ist es, die richtige medizinische Versorgung zu gewährleisten: "Manchmal passiert gar nichts", sagt er. "Und plötzlich geht alles Schlag auf Schlag."

Solheim-Cup-Arzt Dr. Weller: "Plötzlich geht es Schlag auf Schlag"

Um in jedem Fall schnell reagieren zu können, arbeitet Dr. Christopher Weller während des Events mit einem Team von fünf Sanitätern zusammen. Mit ihnen bleibt er während des Turniers in regem Austausch darüber, was wo auf der Anlage passiert. Und wenn sich ein Kollege bei ihm meldet, beginnt das Funkgerät an seinem Gürtel zu knistern; etwa alle fünf Minuten ist es soweit. Dann wird Weller plötzlich ganz still und lauscht dem für das ungeübte Ohr unverständlichen Gebrabbel hinter der Plastik. "Nicht alle Funksprüche sind für mich, aber wenn doch, muss es schnell gehen."

Zusammen klären er und sein Team dann die wichtigsten Fragen: Um welche Art Vorfall handelt es sich genau? Wie schwer ist die Verletzung? Ist der Patient ansprechbar? "Hier trennen wir die harmlosen Fälle von denen, die einen Arzt verlangen und bei denen ich ins Spiel komme", erklärt Dr. Weller. Die meisten dieser Fälle sind schnell gelöst; eine Unterzuckerung etwa oder ein Sonnenstich. Dann übernimmt das Sanitäterteam die Erstversorgung des Patienten.
Wenn sich herausstellt, dass es sich um eine ernstere Sache handelt - Verdacht auf Bänderriss nach einem Sturz etwa oder ein Notfall im Publikum - dann wird Dr. Weller hinzugerufen. Für ihn gilt dann: Ab mit dem Patienten in eine der drei Behandlungsstationen auf dem Golfplatz, notärztliche Maßnahmen einleiten und die Diagnose stellen.

Solheim-Cup-Arzt-2015

Typische Golfverletzung: Überlastungssymptom

"Tatsächlich passiert im Publikum häufiger etwas als bei den Golfspielern und -spielerinnen. Einen Ball an den Kopf zu bekommen, kann gefährlich werden. Aber auch ein Kreislaufkollaps ist tückisch: Ist es nur eine harmlose Dehydrierung oder ist es ein Schlaganfall? Das müssen wir schnell rausfinden und reagieren."

Akute Sportverletzungen seien bei Golfturnieren laut Weller eher die Ausnahme: "Das Verletzungsrisiko im Golf ist nicht zu vergleichen mit anderen Ballsportarten", erläutert Weller, der auch Tennis- oder Handballevents betreut. "Im Golf kommen eher Überlastungssyndrome zu uns, die während eines Turniers schmerzhaft geworden sind. Als Event-Arzt kann ich die akut in aller Regel nur bedingt behandeln. Deshalb gebe ich den Spielern und Spielerinnen sowie ihren Ärzten eine Empfehlung für eine Belastungsänderung mit auf den Weg."

Zum Solheim Cup 2015 via Golfmedizin Stuttgart

Event-Arzt des Solheim Cup ist Dr. Weller durch seine Spezialisierung auf Golfverletzungen geworden; die sind seine 'Spezialität'. Gemeinsam mit Dr. med. Michael A. Mecner, verschiedenen Golf-Professionals, Sportwissenschaftlern und dem Olympiastützpunkt Stuttgart behandeln Dr. Weller und sein Team bei der Golfmedizin Stuttgart Rückenschmerzen, Arthrose, Schulter-, Ellenbogen- und Handgelenksschmerzen sowie Hüft- und Kniebeschwerden. "Wir bieten zweimal im Monat eine mehrstündige Golfsprechstunde an. Ziel ist es, unnötige Operationen zu vermeiden und Verletzungen vorzubeugen, Stichwort 'Pävention'. Dazu schauen wir uns den Schwung des Golfers an und helfen ihn aus medizinischer Sicht zu optimieren, in Zusammenarbeit mit dem Golftrainer."

Ob er diesen medizinischen Blick auf den Golfschwung auch abstellen könne, wenn er privat auf dem Golfplatz unterwegs ist? Dr. Weller lacht: "Nicht wirklich. Aber ich sage wirklich nur etwas, wenn ich um Rat gefragt werde."

Dr. Weller: "Als Arzt bin ich mittendrin im Geschehen"

Wenn sich bei einem Golfevent doch mal jemand akut verletzt und es nicht sicher ist, ob es sich beispielsweise ein Knochenbruch vorliegt, ist Wellers Behandlungsstation nur ein Zwischenstopp in der Behandlung: "Für alle bildgebenden Verfahren und ernsten Fälle bringen wir die Patienten in die Klinik. Dort kann geröntgt werden, zur Not operiert." Ob und wann ein Spieler oder eine Spielerin nach einer Behandlung wieder fit genug ist, entscheidet zwar der Patient selbst: "Aber ich gebe eine eindeutige medizinische Empfehlung. Ehrgeizige Sportler, gerade Profisportler, können da sehr stur sein. Dann sage ich ganz klar: Wenn sich jemand nicht an die Empfehlung hält, kann ich für nichts garantieren."

Nach dem Solheim Cup 2015, dem ersten Golfgroßevent in Deutschland, ist Dr. Wellers Fazit eindeutig: "Toller Job! Ich bin selbst Golfer und würde dieses Event auch als Zuschauer besuchen. Als Arzt des Events bin ich mittendrin im Geschehen und habe Kontakt zu Spielern und Spielerinnen."

Gleichwohl kommen seine Einsätze, die wie beim Solheim Cup meist ein gesamtes Wochenende in Anspruch nehmen, noch zu seinem Vollzeitjob als Chirurg und Orthopäde bei der Golfmedizin Stuttgart hinzu. Für Dr. Weller kein Thema: "Einen Solheim Cup würde ich sofort wieder betreuen." Und so fährt Dr. med. Christopher Weller am Sonntagabend mit dem Auto zurück nach Stuttgart, den Solheim Cup im Rücken, ein zufriedenes Lächeln im Gesicht und vor sich eine ganz normale Woche in der Klinik.

Das Sanitäter-Team rund um Dr. Christopher Weller beim Solheim Cup 2015. (Foto: Golf Post)

Das Sanitäter-Team um Dr. Christopher Weller beim Solheim Cup 2015. (Foto: Golf Post)

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