Golftraining

Bubba Watson – Der etwas andere Golfschwung

07. Dez. 2015 von Yannick Beyss in Köln, Deutschland

Extreme Hüftrotation: Bubba Watson im Rückschwung.

Extreme Hüftrotation: Bubba Watson im Rückschwung. (Foto: Getty)

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Bubba Watson hat wieder zugeschlagen. Der Longhitter sicherte sich vergangenes Wochenende mit drei Schlägen Vorsprung den Titel bei der Hero World Challenge. Doch wie gelingt es dem Mann mit dem pinken Driver, trotz außergewöhnlichen Schwungs, immer wieder den Ball nicht nur weit zu schlagen, sondern auch mittig zu treffen? Im Folgenden wird der Schwung des zweifachen US Masters-Siegers einmal genauer unter die Lupe genommen. Dabei fallen fünf Aspekte auf, die Watsons Schwung so außergewöhnlich machen:

Außergewöhnlich breiter Stand: Bubba Watson beim Drive. (Foto: Getty)

Außergewöhnlich breiter Stand: Bubba Watson beim Drive. (Foto: Getty)

Der offene Stand

Bei der Ausrichtung seines Stands achtet Watson darauf – im Gegensatz zu vielen anderen Tour-Profis – die Füße nicht parallel und vor allem nicht gerade anzuordnen. Stattdessen entscheidet er sich für eine offene Ausgangsposition. Dies bedeutet, dass Watson seine Füße leicht seitauswärts gedreht aufstellt. Hinzu kommt beim 37-Jährigen die Wahl eines sehr breiten Standes. Diese beiden Eigenschaften seiner Standausrichtung erleichtern es Watson, trotz seiner immensen Hüftrotation, während seines Schwungs so kompakt wie möglich zu bleiben und seinen geliebten Power Fade, kontrolliert einzusetzen.

Der starke Griff

Ähnlich unkonventionell erscheint der Griff des Weltranglistenvierten. Watson benutzt den sog. „Interlocking Grip“ (kleiner Finger der rechten Hand befindet sich zwischen Mittel- und Zeigefinger der linken Hand). Besonders interessant ist dabei die Platzierung seiner Hände. Seine rechte Hand (bedenken Sie: Watson ist Linkshänder) nimmt eine eher schwache und untergeordnete Funktion ein. Entscheidend ist seine linke Hand, die nicht mittig, sondern nach links ausgerichtet ist. Dieser „starke“ Griff würde bei vielen Golfern zu einer Reihe von Hooks führen. Doch nicht bei Watson. Er verwendet spezielle, extra dicke Griffe, die beim Fitting darauf abgestimmt wurden die Schlagfläche beim Ansprechen des Balles offen zu halten, und hat so einen perfekt zu seinem restlichen Schwung passenden Griff gefunden.

Extremer Radius durch außergewöhnliche Hüftrotation im Rückschwung

Extreme Hüftrotation - Bubba Watson gibt Vollgas (Foto: Getty)

Extreme Hüftrotation - Bubba Watson gibt Vollgas (Foto: Getty)

Durch seinen ungewöhnlichen Stand und seinen starken Griff hat Watson also die Basisvoraussetzungen für seinen Schwung geschaffen. Doch das erklärt noch nicht, wie es Watson im August 2014 gelang bei der Bridgestone Invitational einen 424-Yard Drive zu schlagen.

Beim Rückschwung setzt Bubba, dessen Geburtsname Gerry Lester Watson Jr. lautet, auf eine immense Schulterdrehung, gepaart mit extremer Hüftrotation. Dabei wird der Schläger in einem sehr großen Radius nach oben geführt. Das Ende seines Rückschwungs ist dann alles andere als lehrbuchreif. Auf Grund seines gut trainierten Rückens ist Watson so flexibel, dass er beim Rückschwung im Vergleich deutlich weiter aufdreht. Sein Schläger ist somit am höchsten Punkt nicht mehr parallel zu seinem Stand, sondern hängt leicht über. Die Schlägerkopfgeschwindigkeit ist dafür um ein Vielfaches höher als bei den meisten seiner Konkurrenten.

Stopp der Hüftrotation im Abschwung

Beim Abschwung fallen die nächsten Besonderheiten auf – vor allem im Bezug auf den Hüfteinsatz. Eingeleitet wird sein Abschwung - wie üblich – durch die Beine und die Hüfte. Doch mitten im Abschwung stoppt Watson plötzlich mit der Hüftrotation. Stattdessen nutzt er hauptsächlich seine Schulterdrehung in Verbindung mit den Armen, um mit sämtlicher Geschwindigkeit eine „square“ Schlagfläche im Treffmoment sicherzustellen. Seine Handgelenke setzt Watson dabei laut eigener Aussage gar nicht so stark ein, wie man auf den ersten Blick annehmen könnte: „Die Wahrheit ist, dass mein starker Griff den Einsatz meiner Handgelenke reduziert.“ Die endgültige Hüftrotation erfolgt dann schließlich erst kurz vor seinem Finish. Erwähnenswert ist neben der Geschwindigkeit noch ein weiteres Markenzeichen des 37-Jährigen. Watson rotiert so schnell durch den Ball, dass sich seine rechte Ferse häufig vom Boden abhebt.

Kreative Visualisierung als Zauberwort

Abgesehen von den Eigenheiten seines Schwungs ist auch die Herangehensweise des achtmaligen PGA Tour-Siegers vor jedem einzelnen Schlag bemerkenswert. Watson, der im Alter von sechs Jahren von seinem Vater ein Eisen 9 in die Hand gedrückt bekam und seitdem ohne Unterstützung eines Trainers seinen Schwung selbst individuell entwickelt hat, weiß um die Bedeutung des mentalen Aspekts im Golfsport: „Wenn ich mental gut drauf bin, gibt es keinen Schlag, den ich nicht schlagen kann.“

Watson geht jeden einzelnen Schlag für sich an. Dabei spielt es für ihn keine Rolle, ob es sich um einen vermeintlich leichten oder schweren Schlag handelt. Stattdessen konzentriert sich der zweifache Vater immer auf sein Ziel und nicht auf den Schwung selbst. Negative Gedanken hingegen blendet Watson völlig aus. Er sehe lediglich die Möglichkeiten, die jeder Schlag mit sich bringt und nicht die potentiellen Gefahren. Paradebeispiel hierfür ist sicherlich sein legendärer Rettungsschlag am zweiten Extraloch beim US Masters 2012.

Ähnlich, im Bezug auf seine mentale Schwungvorbereitung, äußerte sich zuletzt auch Deutschlands Golfstar Martin Kaymer. Ihm gelang es beim Ryder Cup in Medinah 2012, sämtliche Nebensächlichkeiten auszublenden, sich nur auf den Moment zu konzentrieren und den entscheidenden Putt zu verwandeln.

 

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