Major

Brooks Koepka macht Brooks-Koepka-Sachen und hat „noch Luft nach oben“

17. Mai. 2019 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Brooks Koepka bei der PGA Championship 2019. (Foto: Getty)

Brooks Koepka bei der PGA Championship 2019. (Foto: Getty)

Platzrekord, sieben Birdies, null Bogeys? Wer hätte das am ersten Tag auf dem berüchtigten Bethpage-Black-Kurs erwartet, von dem es so viele Grusel-Golfstories gibt? Dann kommt Brooks Koepka daher, der Titelverteidiger, und macht seine Brooks-Koepka-Sachen; fängt einfach dort wieder an, wo er 2018 im Bellerive Country Club aufgehört hat; zeigt eindrucksvoll, wenn es bei dieser 101. PGA Championship zu schlagen gilt. So ganz nebenbei stellt der 29-Jährige währenddessen mit Tiger Woods den besten Golfer der Neuzeit und mit Francesco Molinari den besten italienischen Golfer aller Zeiten in den Schatten.

Zum Start auf der 10, schoss Koepka direkt mal ein Birdie, während „Chico“ mit einem Schlagverlust und Tiger mit einem Doppelbogey ins Turnier einstiegen; in nämlicher Seelenruhe beendet „Seine Gleichmütigkeit“ (GolfWRX) auf der Neun seine Runde ebenfalls mit einem Birdie und erzählt anschließend Sky-Sports-Moderatorin Sarah Stirk, es gebe durchaus noch Luft nach oben, „weil ich die beiden Par-5-Löcher noch nicht für Birdies nutzen konnte“. Und sowieso habe er sich nie zuversichtlicher gefühlt – ein deutlicher Fingerzeig an die Konkurrenz.

Damit dürfte nun auch der Letzte diesen stillen Hünen nicht mehr unterschätzen, der mit seiner Arnold-Palmer-Statur und Schultern wie ein Grobschmied sogar im zähen Rough von Bethpage Black die Bälle noch nach vorne zu treiben vermag. Selbst der ätzende Koepka-Kritiker Brandel Chamblee, der dem dreifachen Majorsieger Selbstdemontage und mangelnde „Toughness“ unterstellt hatte, sagte während der Live-Übertragung des „Golf Channel“: „Es war, als hätte Brooks mir gerade viereinhalb Stunden den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt.“

Jedenfalls: Wenn Koepka sein Ding macht, führt der Weg zum Sieg auf Bethpage Black zuvorderst über ihn. Und die PGA of America fragt eh via Twitter: „Kann irgendwas Brooks Koepka stoppen?“

Fleetwood: „Verbeiße mich gern in solche Plätze“

Lohn der Arbeit: Und wieder ist Tommy Fleetwood bei eine Major vorn dabei, ganz eindeutig gehört der 28-jährige Engländer zur Riege der weltbesten Spieler ohne Major. Die gute Ausgangsposition mit der 67er Runde und Platz drei hinter Vormittags-Dominator Brooks Koepka und Nachmittags-Verfolger Danny Lee kommt freilich nicht von ungefähr. „Ich habe echt von meiner Vorbereitung am Anfang der Woche auf dieses Major profitiert“, sagte Fleetwood. „Außerdem halten dich auf solchen Plätzen die Leidenschaft und das Adrenalin am Laufen. Ich genieße die Herausforderung dieser taffen Kurse im Major-Set-up und kann mich richtig darin verbeißen, auch wenn es mal nicht so gut läuft.“

Bethpage Black in einem Wort

Einschätzung: So viel ist geschrieben worden über die Schwierigkeit von Bethpage Black, schon allein der Warnhinweis am Zaun hinter dem ersten Abschlag ist ein „Star“, und er weist doch bloß auf das hin, was den Golfer draußen auf dem Platz erwartet. Aber fragen wir doch einfach einen, der gestern dabei gewesen ist, den Franzosen Mike Lorenzo-Vera beispielsweise, der als geteilter Vierter fünf Schläge hinter Spitzenreiter Brooks Koepka rangiert:

Tiger Woods kränkelte am Mittwoch doch

Bulletin: Am Mittwoch hatte Tiger Woods die Einspielrunden in Bethpage Black ausgelassen, und sein Agent Mark Steinberg hatte noch alle besorgten Frager beschieden, der 15-fache Majorsieger sei bei bester Verfassung und habe lediglich einen Ruhetag eingelegt. Gestern dann ließ Woods wissen, dass er tatsächlich nicht wohlauf war („Ich fühlte mich etwas kränklich“) und daher entschieden habe, den Tag auf seiner Jacht zu verbringen. Seine Vorstellung gestern bei der Auftakt-72 (2 über Par) sei davon aber nicht beeinflusst gewesen: „Ja, mir ging es gut.“ Derweil ist die im nahen Oyster Bay verankerte „Privacy“ zum beliebten Fotomotiv geworden, immer wieder wird das 47-Meter-Schiff von Schaulustigen ins Visier genommen.

Zwei Club-Pros zeigen es den Tour-Größen

Außenseiter: Die Club-Pros sorgten am ersten Tag von Bethpage Black für Aufsehen, da sich einige deutlich besser platzierten als manch arrivierter Tour-Professional. Jason Caron vom nahe gelegenen Mill River Club in Oyster Bay und Ryan Vermeer aus dem Happy Hollow Club in Omaha/Nebraska haben sich mit 70er Runden auf dem geteilten Platz 17 eingenistet und hoffen heute auf ähnlich gute Durchgänge, die sie über die Cutlinie hieven – was ein ähnlich großes Ding wäre wie die Wochenendteilnahme von Amateuren beim Masters.

Wenn der Driver-Kopf weiter fliegt als der Ball

Kopflos: Am Mittwoch dieser 101. PGA Championship musste die Driving Range von Bethpage Black kurz für den Übungsbetrieb gesperrt werden. Was war los? Pat Perez hatte den Kopf verloren, genau gesagt: den Schlägerkopf seines PXG-Drivers, der sich vom Schaft löste und weiter flog als der Ball und auf der Wiese eingesammelt werden musste. Ziemlich sehenswert ist auch Perez‘ Reaktion:

Verletzter Thomas darf putten und chippen

Glück im Unglück: Justin Thomas muss die 101. PGA Championship zwar im Fernsehen verfolgen, aber der Sieger von 2017 ist nach seiner Verletzung am rechten Handgelenk immerhin schon wieder am Schläger. Thomas hatte seinen Start am Montag zurückgezogen und sich anschließend in New York von einem Spezialisten für Handchirurgie untersuchen lassen. Laut Diagnose darf der 26-Jährige trotz der noch andauernden Rekonvaleszenz schon wieder putten und chippen.

Daly und sein Arthrose-Knie: „Like Shit“

Rückblick: Cart, Cola, Kippen und Klamauk bei den Fans – so lief der erste Major-Tag für John „The Wild Thing“ Daly. Gewandet in eine Themenhose New York umrundete der 53-Jährige Bethpage Black mit dem Buggy und brachte eine 75 ins Clubhaus, unterwegs immer wieder von Zuschauern angesprochen („Hat das Cart auch einen Aschenbecher“, „Kannst Du mir eine Zigarette spendieren, meine sind aus?“) und nach dem Befinden seines Arthrose-Knies befragt. Die Antwort fiel sehr eindeutig aus:

„Nach 18 Loch ist das Knie dick wie eine Grapefruit. Und alles, was ich tun kann, ist es mit Eis zu kühlen“, sagte Daly anschließend. Mitgefühl kam auch von Flightpartner Rich Beem. „Er hat wirklich Schmerzen. Ich sah ihn an der 17 in diesen Bunker steigen und dachte, er fällt hinein. Er hat echt zu kämpfen.“ Aber für Daly ist die PGA Championship halt wichtig: „Der Sieg 1991 war mein erster Erfolg auf der PGA Tour. Dieses Turnier bedeutet mir einfach zuviel, als dass ich es auslassen wollte.“

Ein bisschen Trivia zur PGA Championship

Wussten Sie eigentlich: … dass die Wanamaker Trophy der PGA Championship, benannt nach PGA-of-America-Gründer Rodney Wanamaker, die wuchtigste aller Majortrophäen ist? Der „Pott“ ist 71 Zentimeter hoch und wiegt rund zwölf Kilogramm. Und noch ein bisschen Trivia: Die 1916 ins Leben gerufene PGA Championship wurde bis einschließlich 1957 als Matchplay und nach einem erklecklichen Einnahmeverlust mit der Ausgabe 1958 als Zählspiel ausgetragen. In den 1960er Jahren fand die „Golflehrer-Weltmeisterschaft“, von Arnold Palmer damals erst als Major geadelt, fünf Mal in der Woche direkt nach der Open Championship statt, was vielen Spielern die Teilnahme an der British Open verleidete oder sie die PGA Championship verpassen ließ. Dazu gehörte insbesondere Ben Hogan, der Matchplay nicht mochte, obwohl er 1953 nach Masters-, US-Open- und British-Open-Gewinn die Chance auf einen Grand Slam hatte (den es damals so freilich noch gar nicht gab) und später die zeitsparende Reise per Flugzeug scheute.


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