European Tour

Geht das Flaggschiff unter? – BMW PGA Championship in der Krise

25. Mai. 2016 von Alexandra Caspers in Köln, Deutschland

Die BMW PGA Championship, lange des Flaggschiff-Event der European Tour, steckt in der Krise.

Die BMW PGA Championship, lange des Flaggschiff-Event der European Tour, steckt in der Krise. (Foto: Getty)

Die BMW PGA Championship in Wentworth ist eines der prestigeträchtigsten Turniere der European Tour. Es war das Aushängeschild, das "Flaggschiff-Event" der European Tour und bot bis 2009 das höchste Preisgeld, das es auf der European Tour zu gewinnen gab.

Doch die aktuell fünf Millionen Euro scheinen nicht mehr genug zu sein. Wentworth' Status als Aushängeschild der European Tour muss hinterfragt werden. Vermeintlich zu wenig Preisgeld, Absagen zahlreicher Golfstars, ein ungeliebter Golfplatz - so lassen sich die größten Probleme der BMW PGA Championship zusammenfassen.

Keith Pelley: "Wentworth nicht unser Flaggschiff"

Besonders der Faktor Geld ist European-Tour-Chef Keith Pelley ein Dorn im Auge. Zwar ist das Preisgeld für die BMW PGA Championship deutlich angestiegen seit der Münchner Autobauer das Hauptsponsoring übernommen hat. Für Pelley ist das nicht genug: "Ich sehe es nicht als unser Flaggschiff", sagte Pelley letztes Jahr in Dubai. "Es gibt fünf Millionen Euro in Wentworth. Bei dem gleichzeitig stattfindenden Event in den USA gibt es sechs Millionen US-Dollar. Das ist unakzeptabel."

Acht bis zehn Millionen Dollar fordert Pelley für Wentworth. Für ihn ist das Preisgeld der Schlüssel, um die European Tour konkurrenzfähig zur PGA Tour zu machen. Mit höheren Preisgeldern will er die Spieler nach Europa locken. Das beeinflusste auch schon seine Entscheidung bei der Vergabe des Ryder Cup 2022. Italien erhielt den Zuschlag, der Grund dafür war auch die Zusage eines dicken Preisgeldes für die Italian Open. Mit sieben Millionen Euro Preisgeld ab 2017 für die folgenden elf Jahre soll die Italian Open zu einem der bedeutensten Turniere der European Tour werden - dem neuen Flaggschiff?

Keith Pelley ist damit auf dem besten Weg, BMW gegen sich aufzubringen. Der langjährige Partner der European Tour könnte mit der Aberkennung des Flaggschiff-Status von Wentworth und der Niederlage Deutschlands bei der Ryder Cup Vergabe zu dem Schluss kommen, sich aus dem Golfsport in Europa zurückzuziehen.

Stars verzichten auf die BMW PGA Championship

Ob das Preisgeld entscheidend ist oder nicht, einige Golfgrößen verzichten in diesem Jahr auf das Turnier in Wentworth. Das ehemalige Großevent der European Tour kann in diesem Jahr nur vier Spieler aus den Top 30 der Weltrangliste aufweisen. Angeführt vom amtierenden Masterssieger Danny Willett haben Russel Knox, Titelverteidiger Byeong Hun An und Rafael Cabrera Bello zugesagt. Rory McIlroy legt nach seiner Irish Open eine Pause ein, um sich auf das Memorial Tournament in Ohio und die US Open vorzubereiten. Auch Sergio Garcia verzichtet darauf, nach London zu kommen. "Ich werde älter und kann nicht alle Turniere spielen, die ich spielen möchte", begründete der Spanier seine Absage.

Ein möglicher Grund für die fehlenden Stars könnte darin liegen, dass der West Course in Wentworth bei den Spielern nicht besonders beliebt ist. Auch nach dem 2009 durchgeführten Redesign von Ernie Els kommt der Platz nicht gut bei den Spielern an. Die Grüns werden von einheimischem Gras eingenommen, unterschiedliches Wachstum zu dieser Zeit des Jahres macht das Putten unberechenbar. Im Anschluss an das diesjährige Event ist deshalb ein erneuter Umbau geplant. Dabei werden unter anderem die Grüns erneuert.

Auch Martin Kaymer ist kein großer Fan von dem Kurs. Trotzdem verteidigt er die BMW PGA Championship und würde sich freuen, einen Sieg in Wentworth auf seine Liste setzen zu können. "Die Leute konzentrieren sich nur auf das Negative und ich hoffe, dass sich die Leute bald darauf konzentrieren, wer da ist, anstatt zu fragen, wer nicht da ist. Es ist die Heimat der European Tour und ein großes Event und so sollten wir es auch sehen."

Zuschauerspektakel in Wentworth

Trotz aller Probleme kommt die BMW PGA Championship bei den Zuschauern immer gut an. Deshalb versucht Keith Pelley Wentworth in diesem Jahr umso mehr ein Spektakel für die Zuschauer zu gestalten. Zum ersten Mal wird im Vorfeld des Turniers das angekündigte Pressure-Putt-Event stattfinden, mit bekannten Namen wie Graeme McDowell und Martin Kaymer. Am Finalsonntag werden die Zuschauer außerdem die Möglichkeit haben, sich auf dem zweiten Par-3 in einem Nearest-to-the-Pin-Event zu messen, nachdem die Profis durch sind.


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