Golf-Stars

Bernhard Langer – das Jahr des Champion der Champions

25. Dez. 2016 von Bernhard Küchler in Köln, Deutschland

Ein goldenes Jahr 2016: Bernhard Langer bewies auch in der abgelaufenen Saison, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. (Foto: Getty)

Ein goldenes Jahr 2016: Bernhard Langer bewies auch in der abgelaufenen Saison, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. (Foto: Getty)

Es ist bereits über ein Vierteljahrhundert her, da machte sich Bernhard Langer aus der bayrischen Provinz auf und eroberte die Golfwelt. Es war ein weiter Weg vom beschaulichen Anhausen bei Augsburg bis zum Masters in Augusta, wo er seine zwei Majortitel feiern konnte. Selbst nach all den Jahren des mühsamen Aufstiegs, der schillernden Erfolge und zahlloser Golfrunden ist der inzwischen 59-Jährige kein bisschen müde geworden. Auch im vergangenen Jahr war der gläubige Christ gesegnet von Erfolg.

Der größte Moment des Jahres

Das Jahr 2016 hielt einen ganz besonderen Moment für Bernhard Langer bereit. Es handelt sich dabei nicht um einen seiner vier Siege auf der PGA Champions Tour. Auch war es nicht der erneute Triumph im Charles Schwab Cup oder der Umstand, dass Langer seine persönliche Bestleistung an erspielten Preisgeldern nur um ein paar Dollar verpasste. Nicht einmal der famose Auftritt bei "seinem" Major - dem Masters in Augusta - konnte diesen Moment überstrahlen: Im Zuge eines Golfturniers verlobte sich seine Tochter.

Bernhard Langer spielte bei der PNC Father and Son Challenge an der Seite seiner Tochter Christina, als Chase de Jong, Baseballprofi bei den Los Angeles Dodgers, die Gelegenheit ergriff und um die Hand der 23-Jährigen anhielt. "Ich bin stolz auf den Mann, den sie sich ausgesucht hat", gab der zweifache Masters-Sieger dem Paar seinen Segen, "und ich glaube, sie werden ein erfülltes Leben zusammen führen. Sie scheinen wirklich großartig zusammen zu passen." Der Schwiegersohn in spe hat sich den Stolz redlich verdient. Wer hätte gedacht, dass Bernhard Langer nach all den Jahren auf der Tour noch einmal derart überrascht werden könnte?

Champion der Champions

Nicht nur privat hatte der Maurersohn aus Anhausen Grund zum Feiern. Auf der Champions Tour dominierte Bernhard Langer die Vergleiche mit den großen Namen auch in der abgelaufenen Saison nach belieben: Vier Turniersiege, vier Mal Platz zwei, drei Mal Platz drei. Bei 21 gespielten Events landete Langer insgesamt 18 Mal in den Top 10. Dieser sagenhafte Lauf schlug sich auch in Form von Preisgeldern nieder: 3.016.959 US-Dollar erspielte sich das Mitglied der World Golf Hall of Fame - Geld und Platzierungen sind allerdings längst nicht mehr der Antrieb des Mister Consistency.

Bernhard Langer ist ein Golf-Getriebener. In einem Alter, in dem es nicht nur andere Golfspieler ruhiger angehen lassen, hält der 29-fache Champions-Tour-Sieger eisern an seiner Trainingsroutine fest und versucht sein Spiel weiter zu verbessern. Als zu Beginn des Jahres mit dem Anchoring Ban Langers Spiel ins Mark getroffen schien, fand der Altmeister einen Weg, wie er den "Broomstick" Putter weiterhin verwenden konnte. Andere Spieler wie Adam Scott stiegen einfach auf den herkömmlichen kurzen Putter um - Bernhard Langer hingegen entwickelte eine neue Schlagtechnik. Auch deshalb gehört er in seinem 60. Lebensjahr weiterhin zur Avantgarde des Golfs.

Bernhard Langer mit Siegchancen beim Masters

Dass er immer noch auf Augenhöhe mit der aktuellen Golfgeneration ist, bewies Bernhard Langer beim diesjährigen Masters. Über fast die gesamte Distanz des Turniers bewies er, dass er jede Ecke der "Kathedrale des Golfsports" ganz genau kennt. Sein Drive hat vielleicht nicht mehr die Länge von einst, die Fairways traf Langer im Frühjahr 2016 jedoch besser als der Durchschnitt des Feldes. Auf den kniffligen Grüns von Augusta zeigte er, wie wichtig Erfahrung sein kann und spielte sich nach drei Runden tatsächlich in den Fokus der Öffentlichkeit.

Im vorletzten Flight ging Bernhard Langer ins Finale von Augusta und bei den heimischen Golfenthusiasten keimte leise Hoffnung auf ein drittes Green Jacket auf. Auch wenn es am Ende der geteilte 24. Platz war, erntete der Sieger von 1985 und 1993 tiefsten Respekt von allen Seiten. Einige Stimmen wurden laut, die Langer bei den Olympischen Spielen sehen wollten. Die Bühne in Rio war dann schließlich anderen vorbehalten. Mit Bedauern - aber ohne Missgunst - sprach Langer von einem unerfüllten Wunsch: "Es wäre ein Traum von mir gewesen, einmal dort zu spielen und gemeinsam mit anderen Sportlern Zeit im olympischen Dorf zu verbringen. Die Atmosphäre hätte ich sehr genossen." Nun ist seine Karriere alles andere als unerfüllt, doch es passt nur zu gut, dass Bernhard Langer weiterhin Ambitionen hegt - und das wird er auch im nächsten Jahr.


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