Back Nine

„Tiger Woods ist wie der späte Michael Jordan: Defensiv und trotzdem gut“

02. Mai. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Tiger Woods und Cary Cozby bei einer Proberunde in Southern Hills, die weitestgehend geheim gehalten wurde. (Foto: Twitter/@PGA)

Tiger Woods und Cary Cozby bei einer Proberunde in Southern Hills, die weitestgehend geheim gehalten wurde. (Foto: Twitter/@PGA)

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Der Mann ist ein erprobter Golf-Haudegen und war dennoch nervös wie beim ersten Date – kein Wunder, wenn man für Tiger Woods den Caddie gibt. Cary Cozby, Golf-Direktor des Southern Hills Country Club in Tulsa/Oklahoma, wo in zwei Wochen die PGA Championship stattfindet, ließ am ersten Abschlag das Handtuch fallen und vergaß auf Bahn drei, den Bunker zu harken.

„Ich hatte schon Angst, dass ich nach vier Löchern gefeuert würde“, flachste Cozby nach der 18-Loch-Übungsrunde mit dem Superstar, die auf Ansage der PGA of America im Vorfeld weitgehend geheim gehalten wurde. Woods nahm auf dem Weg zur alljährlichen Poker-Sause zugunsten seiner Stiftung den Schauplatz des nächsten Majors in Augenschein, und für Cozby hatte es den Anschein: „Sofern es keine Rückschläge gibt, wird er wohl definitiv spielen.“

Laut Cozby ging es dem 15-fachen Majorsieger weniger darum, den Platz zu spielen, denn herauszufinden, ob er ihn zu Fuß bewältigen kann: „Ich denke, dass er zu Ende der Runde Schmerzen hatte. Aber er hat kein Wort gesagt, sich nicht einmal beschwert.“ Und von Woods’ Golfspiel war der erfahrene Golflehrer, selbst Teilnehmer an einer Senior PGA Championship ohnehin mächtig beeindruckt: „Alles lief so glatt. Sein Rhythmus ist großartig, er hat gerade und weit geschlagen, er hat großartig gepitcht und geputtet. Ich weiß, dass sehr viele Jungs jetzt weiter schlagen als er, aber ihm bei der Arbeit zuzusehen, war unglaublich. Er ist so akribisch, detailliert und vertieft in das, was er tut.“ Für Cozby kann Tiger definitiv um den Titel mitspielen: „Er ist wie [Basketball-Hero] Michael Jordan im späten Teil seiner Karriere und spielt eher defensiv und trotzdem gut.“

PGA Tour reformiert die Herbst-Spielzeit

Konturen: Die geplant Herbst-Spielzeit der PGA Tour nimmt allmählich Formen an. Obwohl noch nichts offiziell ist, sickern allmählich Details durch. Demnach sollen die Top-50 des Profigeschäfts nach dem FedExCup-Finale eine erweiterte Auszeit nehmen können, ohne sich um Punkte für die Jahreswertung sorgen zu müssen. Für alle anderen Professionals dient die sogenannte „Fall Saison“, um sich und ihren Status hinsichtlich der Turnierzulassung fürs kommende Jahr und die Kernsaison von Januar bis August abzusichern bzw. zu verbessern. Die Stars wiederum können entweder pausieren oder an der Herbsttournee der Tour teilnehmen, die eindeutig als Antwort auf den Konkurrenz-Circuit LIV Golf Invitational Series konzipiert ist. „Sie haben die Option, an einer Reihe neu geschaffener internationaler Veranstaltungen teilzunehmen“, heißt es in einem Memorandum, das an den Spielerbeirat geschickt wurde.

Scheffler feuert einen raus

Wurfstark: Dresscode und Sakko-Zwang sind nicht jedermanns Sache, doch wenn das Jackett aus grünem Stoff und von besonderer Provenienz ist, dann trägt garantiert jeder es gern. Will heißen: Masters-Champion Scottie Scheffler dreht gerade seine Ehrenrunden im berühmten Green Jacket – unter anderem beim Baseball-Duell der beiden texanischen Teams Texas Rangers und Houston Astros, wo Scheffler den ersten Ball feuerte. „Ich hab’s ganz gut hingekriegt“, sagte der 25-Jährige über seinen mehr als beachtlichen Pitch und lud anschließend ein paar Rangers-Spieler – sein Lieblingsteam – zu einer gemeinsamen Runde Golf ein.

Diskriminierung: Staatsanwalt gegen Pine Valley

Im Visier: Pine Valley zählt von jeher und in jedem Ranking zu den drei besten Golfplätzen der Welt. Das freilich schützt den exklusiven Privatclub in New Jersey nicht vor juristischem Ungemach. Matthew Platkin, der Generalstaatsanwalt von New Jersey, hat Pine Valley wegen Frauenfeindlichkeit und Diskriminierung auf dem Kieker. Zwar sind seit 2021 Golferinnen als Clubmitglieder zugelassen, aber das sei erst im Zuge seiner Aktivitäten und damit sozusagen notgedrungen erfolgt, behauptet Platkin, ohnehin gebe es unter den 700 Mitgliedern bislang gerade mal drei Frauen. Außerdem würden Frauen beim Erwerb von Immobilien und nicht zuletzt bei der Beschäftigungspolitik des Clubs benachteiligt, der lediglich vier Prozent weibliche Angestellte habe. Private Clubs sind zwar von den gesetzlichen Gleichstellungsregelungen ausgenommen, aber – und das ist der Hintergrund des Ganzen – Pine Valley erstreckt sich quasi über die gesamte gleichnamige Gemeinde und bestimme laut Platkin dementsprechend das öffentliche Leben. Beispielsweise ist es Frauen nur möglich, in Pine Valley ein Haus zu kaufen, wenn ein Mann Miteigentümer ist, da Immobilieneigentum in der Gemeinde an die Clubmitgliedschaft gebunden ist.

Rahm bricht Lanze für Mickelson

Fürsprache: Phil Mickelson ist aktuell nicht sonderlich gut beleumundet; seine Intrigen gegen die PGA Tour samt diverser Ausfälligkeiten haben den sechsfachen Majorsieger ins Abseits befördert. Aber der 51-Jährige genießt durchaus noch hohe Wertschätzung im Kollegenkreis. So brach beispielsweise der frisch gebackenen Mexiko-Sieger Jon Rahm im „Golf Channel“ eine Lanze für „Lefty“. „Dieser Typ hat sein Leben dem Golf verschrieben. Viele Leute wissen gar nicht, dass wir nicht nur Tiger, sondern auch Phil so viel von dem zu verdanken haben, was heute in unserem Sport möglich ist. Er ist mit Abstand einer der zehn besten Spieler aller Zeiten und ein ,Hall of Famer’ – wir sollten ihn als solchen respektieren“, sagt der Spanier. Und: „Wahrscheinlich hat niemand mehr Autogramme gegeben und mehr für die Fans getan als er.“

Spieth und die Hoffnung auf Southern Hills

Der Unvollendete: Alle reden immer von Rory McIlroy und dem Masters oder von Phil Mickelson und der US Open, wenn es um den unvollendeten Karriere-Grand-Slam geht. Aber es gibt noch einen, dem ein Major fehlt, um es in die Riege von Tiger Woods, Jack Nicklaus, Gary Player, Ben Hogan und Gen Sarazen zu schaffen: Jordan Spieth. Der Texaner, Master- und US-Open-Sieger 2015 sowie Champion Golfer of the Year 2017, ist nach dem Gewinn der RBC Heritage trotz des zuvor verpassten Cuts von Augusta hinsichtlich der PGA Championship in Southern Hills ziemlich zuversichtlich. „Das könnte eine gute Gelegenheit sein“, sagte der Texaner bei einem Interview, zu dem er aus dem Raum für seine Major- und FedExCup-Trophäen zugeschaltet war: „Den meisten Druck verspüre ich alljährlich beim Masters, aber die PGA Championship ist halt wegen des Karriere-Grand-Slam noch mal was besonderes. Ich hoffe, ich kann hier bald ein neues Regal einbauen.“

Daly bringt sich zum Geburtstag ein Ständchen

Rip it and grip it: Was macht John Daly, wenn er Geburtstag hat? Er greift zur Gitarre und bringt sich zum 56. selbst ein Ständchen. Mit dem eigenen Song „Hit it hard“. Samt Bier natürlich.

Der Ordnung halber sei angemerkt, dass „Big John“ für beides nicht unbedingt einen besonderen Anlass braucht. Und hart schwingen kann er auch noch:

PGA EuroPro Tour lehnt Norman-Angebot ab

Klare Haltung: Greg Normans International Series auf der Asian Tour, installiert mit Geld aus Saudi Arabien, buhlt um Teilnehmer – und läuft dabei sogar auf unterklassigen Touren vor die Wand. Gerade hat die PGA EuroPro Tour, sozusagen die dritte Liga nach DP World und Challenge Tour, das Angebot von sechs Startplätzen für das International-Series-Turnier im englischen Slaley Hall (2. bis 5. Juni) abgelehnt. Die drei Erstplatzierten stehen dann automatisch im Feld des LIV-Golf-Invitational-Auftakts am Wochenende drauf im Centurion Golf Club nahe London. Dan Godding, CEO der PGA EuroPro Tour, erklärt die Entscheidung so: „Natürlich fällt es uns schwer, Spielmöglichkeiten auszuschlagen; wir wollen die Karrieren unserer Mitglieder weder beeinflussen noch einschränken. Andererseits sind wir unseren Freunden bei der DP World Tour sehr dankbar, dass sie seit jeher die Entwicklung junger Spieler mit dem Zugang zur Challenge Tour fördern – es sind womöglich die Stars von morgen.“

Wenn einer mit sich selbst wettet …

Zum Schluss: Kennen Sie den? Nein, es folgt kein Witz; die Frage bezieht sich vielmehr auf diese Person:

Genau, es ist der Schwede Jesper Parnevik, Markenzeichen hoch geklappter Kappen-Schirm, fünffacher Tour-Sieger, ehemaliger Top-Ten-Spieler, dafür verantwortlich, dass Tiger Woods seine (Ex-)Frau Elin Nordegren kennen lernte – sie war Kindermädchen bei den Parneviks – und heute bei den PGA Tour Champions unterwegs. Der Grund für Parneviks „Matte“ ist eine Wette mit sich selbst: „Ich wollte mir erst wieder die Haare schneiden lassen, wenn ich ein Turnier gewinne. Unglücklicherweise habe ich seit September nicht mehr gespielt.“ Bleibt zu hoffen, dass der 57-Jährige bald wieder ganz vorn dabei ist und demnächst wieder aussieht wie auf dem linken Foto:

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