Panorama

Auf die Socken: Caddies wollen Millionen und kriegen Füßlinge

26. Jan. 2016 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Der erste Werbedeal für die Tour-Caddie-Vereinigung: Funktionssocken. (Foto: Getty)

Der erste Werbedeal für die Tour-Caddie-Vereinigung: Funktionssocken. Hier zugegebenermaßen ein älteres Paar. (Foto: Archiv/Getty)

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Da biste von den Socken: APTC, die Vereinigung der professionellen Tour-Caddies, hat einen Mega-Sponsoring-Deal an Land gezogen. Den ersten überhaupt seit Gründung der Berufsvertretung 2013. Die Euphorie schäumt über. APTC-Präsident James Edmondson ist „thrilled“, also „begeistert“, geradezu „entzückt“. Von der Weitsicht des Sponsors, „der uns hilft, die öffentliche Wahrnehmung unserer Organisation sowie die Bedeutung von Caddies für Golf auf Top-Niveau zu stärken“. Und sowieso!

2015 Klage gegen PGA Tour

Vor Jahresfrist, man erinnere sich, haben rund 100 Mitglieder der Taschenträger-Gilde Klage gegen die PGA Tour eingereicht. Erstritten werden soll eine Beteiligung an den Werbeeinnahmen aus der Vermarktung der „Bibs“, der Caddie-Leibchen. Es geht um 50 Millionen Dollar. Was die „Looper“ jetzt kriegen, sind – Socken.

Natürlich hat das eine nichts mit dem anderen zu tun. Ist aber eine amüsante Ambivalenz. Im Übrigen: Der Rechtsstreit läuft. Anwalt Eugen Egdorf erzielte einen ersten Erfolg, als die PGA Tour mit dem Ansinnen scheiterte, das Gericht zu wechseln. Die Klage wird nun weiterhin beim Bundesbezirksgericht von Nord-Kalifornien verhandelt, das in der Vergangenheit ähnlichen Fällen durchaus wohl gesonnen war.

Das Werbeplakat von "Kentwool" mit den Tour-Caddies. (Foto: Kentwool)

Das Werbeplakat von "Kentwool" mit den Tour-Caddies. (Foto: Kentwool)

Schon große Dichter priesen die Socke

Obwohl das gerade „keine Socke“ interessiert, soll selbige hier weder in Misskredit gezogen noch zum Gegenstand von Spott werden, immerhin hängt sie Weihnachten an einer Menge amerikanischer Kaminsimse und wird selbst in der Dichtung gepriesen. Schon Wilhelm Busch wusste: „Schmiegsam, biegsam, mild und mollig ist der Strumpf, denn er ist wollig.“ Trotzdem ist die „Causa Kentwool“ keineswegs frei von Komik. Nicht von ungefähr notierte Albert Einstein mal: „Wozu Socken? Sie schaffen nur Löcher!“

Das Unternehmen aus South Carolina, nach eigenem Bekunden Hersteller der „weltbesten Golf-Socken“, ergeht sich bei der Vorstellung seines Engagements als „offizielle Socke der APTC“ in allerlei ungewollt ulkigem Geschwafel. Präsident Dan Murphy preist die „heimlichen Helden des Spiels“. Marketing-Sprech halt. Umgangssprachlich meint er wahrscheinlich „arme Socken“. Oder: „Auf diesem Level des Golfsports zählt jeder Schritt!“ Einen Zehner ins Phrasenschwein, bitte!

„Bagmen“ bloß als Sprungbrett?

Dabei geht es selbstverständlich nicht allein um die „Fußgesundheit der Caddies“. „Kentwool“ macht sich schon auf die Socken in höhere Gefilde und daraus gar kein Hehl, will durch die „bewährten Ratgeber der Spieler“ vor allem an die Füße der Stars: „Diese Beziehung wird uns helfen, die Verbreitung von ,Kentwool‘ unter den besten Golfern der Welt zu intensivieren.“

Aha. Die „Bagmen“ doch bloß ein Sprungbrett? Tja, wie sagte einst Geheimrat Goethe, die „alte Socke“: „Setz dir Perücken auf von Millionen Locken, setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken, du bleibst doch immer, was du bist.“

Dies fürderhin freilich mit Hightech-„Fußlappen“. Seit der Sony Open auf Hawaii tragen die Caddies Produkte aus Merinowolle und anderen Naturfasern, verarbeitet mit der „innovativen ,WINDspun‘-Technologie (O-Ton „Kentwool“), was auch immer das sein soll. Früher galt als probates Hausmittel: „Sägespäne in den Socken, das hält den ärgsten Schweißfuß trocken.“ Jetzt verhindern „Kentwool“-Überzieher „Reibung, Hautabschürfungen und Muskelermüdung“. Mindestens.

Garantie auf lebenslange Blasenfreiheit

„Unsere Mitglieder müssen gut zu Fuß sein, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen“, klärt APTC-Ober-Caddie Edmondson, hauptberuflich fürs Bag von Ryan Palmer zuständig, den Laien dankenswerterweise auf. Da ist‘s enorm hilfreich, dass „Kentwool“ bei jedem Paar Kurzstrümpfe lebenslange Blasenfreiheit garantiert. Wohlgemerkt, bezogen auf die Lebensdauer der Füßlinge. Werbebotschaft hiermit weitergegeben.

Ach ja, nebst allerlei anderen Aktionen hat‘s auf der Webseite des Unternehmens künftig die „Caddie-Ecke“, eine „Quelle für Einblicke in das Leben von Tourspielern“. Am liebsten soll das Personal an der Golftasche wohl aus dem Nähkästchen plaudern. Nicht, dass sie dafür von ihren golfenden Brötchengebern was auf die Socken kriegen…

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