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Generationswechsel steht an: Team Europa braucht eine Verjüngunskur

29. Sep. 2021 von Benjamin Reeve - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Ein Team im Umbau: Das europäische Ryder Cup Team vor dem Turnierstart in Whistling Straits. (Foto: Getty)

Ein Team im Umbau: Das europäische Ryder Cup Team vor dem Turnierstart in Whistling Straits. (Foto: Getty)

Was wir beim Ryder Cup 2021 in Whistling Straits vor allem gesehen haben waren zwei Dinge: wirklich gutes Golf und ein dominantes amerikanisches Team.

Die Gründe für die europäische Niederlage sind vielfältig. Sie sind individuell aber auch strukturell bzw. systemisch und wurden an anderer Stelle von uns analysiert.

Nach dem Ryder Cup ist aber bekanntlich vor dem Ryder Cup. In zwei Jahren wird er auf dem Marco Simone Golf & Country Club bei Rom stattfinden und die Frage ist, wie Team Europe aufgestellt werden sollte, damit sich eine solche Niederlage nicht wiederholt. Dass ein Generationswechsel ansteht, scheint klar. Denn mit einigen Spielern über 40 hat das europäische Team kaum eine andere Wahl als sich zu verjüngen.

Team Europe im Durchschnitt 34,5 Jahre alt

Der Kapitän des US-Teams, Steve Stricker, hat 2021 mit durchschnittlich 27,5 Jahren, das jüngste US-Ryder-Cup-Team aller Zeiten ins Rennen geschickt. Padraig Harrington, der europäische Kapitän, stellte ein Team auf, dass im Durchschnitt 34,5 Jahre alt war.

Harrington setzte also auf eine Generation, die es den Amis beim Ryder Cup in der Vergangenheit gerne schwer gemacht hat. Sergio Garcia (41), Paul Casey (44), Ian Poulter (45) und Lee Westwood (48). Garcia, Casey und Poulter waren auch 2018 beim „Märchen von Paris“ zusammen mit Henrik Stenson (45) als Captain’s Picks dabei. Westwood nahm als Vize-Kapitän teil und alle konnten durch ihre Erfahrung glänzen.

2021 war wohl der letzte Auftritt beim Ryder Cup für Lee Westwood (links, 48 Jahre alt) und Ian Poulter (45). (Foto: Getty)

2021 war wohl der letzte Auftritt beim Ryder Cup für Lee Westwood (links, 48 Jahre alt) und Ian Poulter (45). (Foto: Getty)

Doch irgendwann muss der Wechsel kommen. Zumindest für Casey, Poulter, Stenson und Westwood wird das „Waterloo in Wisconsin“ ziemlich wahrscheinlich der letzte Ryder Cup gewesen sein. Mit dem Ausscheiden der „treuen alten Gäule“ („trusty old nags“), wie Golf-Kolumnist Eamon Lynch den erfolgreichen Mittelbau des europäischen Ryder Cup Teams nannte, wird Platz frei, den es zu besetzen gilt.

Das Teamgefüge kommt also in Bewegung: Die Rollen der Top-Spieler, der jungen Wilden und des soliden Mittelbaus werden neu vergeben.

Top-Spieler

Um Missverständnissen vorzubeugen: Alle Spieler, die am Ryder Cup teilnehmen sind unglaublich gut. Allerdings gehen immer einige in Bestform in den Wettbewerb, während andere nach ihrer Form suchen.

In diesem Jahr war Jon Rahm (26) vor dem Ryder Cup eindeutig in Topform und konnte seinem Team durch sein Spiel Sicherheit geben und seine Teamkollegen motivieren. Diese Rolle sollte er auch bei den kommenden Kontinentalduellen ausfüllen können.

Rory McIlroy kommt eigentlich ebenfalls diese Rolle des Zugpferdes der europäischen Mannschaft zu. In diesem Jahr stand der Nordire allerdings über weite Teile des Turniers neben sich. Dass er konstant zu seiner Top-Form zurückfindet, ist allerdings wahrscheinlich.

Junge Wilde

Die Suche nach jungen Wilden fällt einigermaßen leicht: Matthias Schmid (23 Jahre), der Schotte Robert MacIntyre (25), der Engländer Sam Horsfield (24) oder die dänischen Zwillinge Rasmus und Nicolai Hojgaard (20) zählen dazu. Viel Potential zeigte auch Guido Migliozzi, der 24-jährige Italiener spielte sich 2021 auf der European Tour zweimal auf Platz zwei. Eigentlich muss Viktor Hovland auch noch in diese Kategorie gepackt werden. Der 24-jährige Norweger hat zwar bei seinen Major-Teilnahmen glänzen können, die Nervenstärke diese auch zu gewinnen, zeigte er allerdings noch nicht.

Dies ist vielleicht einer der größten Unterschiede zu den amerikanischen Youngstern. Collin Morikawa – ebenfalls 24 Jahre jung – spielte beim Ryder Cup in Paris noch College Golf. Als Jungprofi konnte er unter anderem 2020 die PGA Championship, 2021 die British Open und nun den Ryder Cup gewinnen. Die US-Amerikaner nehmen seine Entwicklung wohlwollend zur Kenntnis. Wäre er Europäer, wäre der Hype um ihn unermeßlich. Oder andersherum: der Druck auf einen europäischen Morikawa wäre unermeßlich.

Der Mittelbau

In der wichtigsten Kategorie des stabilen Mittelbaus ist vor allem Konstanz gefragt. Hier ist es schwieriger potentielle Nachfolger zu benennen, die Casey, Poulter, Stenson und Westwood ersetzen und unter allen Umständen eine erwartbare Leistung erbringen. Denn ein beständig gutes Golfspiel auf Ryder-Cup-Niveau findet sich bei den Europäern momentan selten.

Wem soll diese Rolle zukommen? Die Zahl der Top-3 Plazierungen auf der PGA Tour von Matthew Fitzpatrick (27) nehmen seit 2019 stetig ab. Auf der European Tour belegt er 2021 durchschnittlich Platz 34. Dasselbe gilt für Tommy Fleetwood (29). 2021 beendete er nur sechs von 18 PGA Tour Events in den Top-25. Auf der European Tour belegt er 2021 durchschnittlich Platz 30.

Tyrell Hatton (29) brachte in der Saison etwas Konstanz auf den Platz. 15 von 19 Turnieren beendete er in den Top-25 oder besser. Die Zahl seiner Top-3 Platzierungen nimmt seit 2018 stetig zu. Auf der European Tour spielte er nur sechs Turniere und gewann die Abu Dhabi HSBC Championship.

Shane Lowry war in diesem Jahr zum ersten Mal beim Ryder Cup dabei. Sollte sich sein Spiel weiter so konstant verbessern wie seit 2016, ist er ein guter Kandidat, um den neuen Mittelbau des Ryder Cup Teams zu gestalten. Aus deutscher Sicht stellt sich zudem die Frage, ob es Martin Kaymer schafft wieder in das Golfgeschehen einzugreifen. Mit seinen 36 Jahren hätte er noch etwas Zeit.

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