Golf Ausrüstung

Die Wahrheit über Rangebälle: Wie gut sind sie wirklich?

22. Jan. 2016 von Gastautor in Kempten, Deutschland

Wie hochwertig ist die Qualität von oft ungeliebten Rangebällen wirklich?

Wie hochwertig ist die Qualität von oft ungeliebten Rangebällen wirklich? (Foto: Getty)

Golf-Professionals predigen es immer wieder: Auf der Driving Range einfach nur einen Ball nach dem anderen raushauen, möglicherweise auf ein einziges Ziel fixiert, macht wenig Sinn. Abschlagen, abschlagen, abschlagen. Wenn der Eimer leer ist, gehen Sie auf den Platz! Der reine Driving-Range-Trainingseffekt, sagen Experten, ist recht gering. Doch wie viel Einfluss hat beim Training auf der Übungsanlage eigentlich die Qualität der Rangebälle? Und wie qualitativ hochwertig sind diese Bälle auf deutschen Driving Ranges?

Roboter-Test bringt gravierende Abweichungen zu Tage

Bei einem Roboter-Test sind im Jahr 2014 zwölf neue Titleist Pro V1-Bälle mit 20 Range-Bällen verglichen worden. Die Bälle waren dabei unterschiedlich abgenutzt. Das Ergebnis ist alarmierend für alle, die sich auf der Range über ihre Schlaglängen Gedanken machen und den Schwung nach Ergebnissen mit Range-Bällen anpassen: Jeder Ball wurde von dem Roboter je fünf Mal mit dem Driver und einem Eisen 7 geschlagen. Genau im Sweetspot. Die Titleist-Bälle lieferten bei diesem Test allesamt konstante Ergebnisse, die Übungsbälle lieferten abweichende Resultate. Eine Kugel flog mit dem Eisen 7 sogar weiter als eine andere desselben Fabrikats und derselben Serie mit einem Driver.

"Rangebälle können nicht alle Eigenschaften abbilden"

Ralf Schwarz, Clubmanager aus dem Allgäu, kann das gut nachvollziehen. „Rangebälle werden natürlich beim täglichen Trainingsbetrieb sehr beansprucht. Da kann es schon mal vorkommen, dass nach einer gewissen Zeit die Oberfläche beschädigt ist. Und dadurch verändern sich auch bei minimalen Abweichungen schon die Eigenschaften der Bälle“, sagt er. Die Clubs würden aber seit einigen Jahren auf ihren Übungsanlagen immer mehr Wert auf die Qualität des Angebots legen. Sprich: Längst sind Rangebälle nicht mehr so minderwertig wie früher, inzwischen sind sie mitunter mindestens genauso gut wie Billigbälle für die Runde von Discountern. Zumal es in vielen deutschen Clubs bereits 2-Piece-Bälle zum Üben gibt.

Das unterstreicht Hans Peter Thomßen, Geschäftsführer der GolfRange GmbH. Das Unternehmen betreibt in Deutschland zehn Standorte mit zwölf Plätzen und entsprechenden Übungsanlagen. Dass die Trainingseindrücke von Länge und Flugkurve der Bälle auch auf dem Platz zutreffen, davon könne man zwar nicht immer ausgehen, Thomßen sagt jedoch: „Auf allen GolfRange-Anlagen ist das aber definitiv so. Hochwertiges und spielgetreues Training ist bei uns möglich, auch wenn der individuelle Lieblingsball des einzelnen Kunden oftmals noch zusätzliche, besondere Eigenschaften haben kann, die man natürlich nicht alle mit einem Rangeball abbilden kann.“

Ein Drittel neue Bälle am Anfang einer Saison

In der Regel tauschen die Clubs ihre Rangebälle alle zwei bis drei Jahre aus. Bei der GolfRange GmbH passiert das in verschiedenen Etappen. 200.000 von insgesamt etwa 600.000 Übungsmurmeln werden jährlich ausgewechselt, ein Drittel des Bestands ist demnach zu Saisonbeginn neu. In dieser Größenordnung kostet ein 2-Piece-Ball etwa zwischen 25 und 30 Cent. Der Spagat zwischen dem Service am Kunden, also der Investition in Qualität, und dem Blick aufs Budget ist bei vielen Clubs gar nicht so groß. „Uns ist der Übungsbereich insgesamt sehr wichtig“, sagt Thomßen. Ralf Schwarz pflichtet dem bei. Große Löcher reißt der Kauf ohnehin nicht in die Etats der Clubs, denn die Rangebälle sind bei Sponsoren beliebte Werbeflächen.

Mit Markenprodukten beim Übungsabschlag in den USA

Auf manchen Anlagen werden jedoch Bälle verwendet, deren Flugeigenschaften bereits bei der Produktion bewusst verändert werden. Etwa, weil die Driving Range zu kurz für lange Schläge ist oder sich in starkem Gefälle befindet. „Dann werden zum Beispiel Bälle verwendet, die 20 Prozent kürzer fliegen. Das liegt aber nicht an der Qualität, sondern eben an den speziell angepassten Eigenschaften“, erklärt Schwarz. Ein anderes Beispiel sind sogenannte Floater. Sie schwimmen im Wasser und kommen demnach auf solchen Anlagen zum Einsatz, auf denen etwa in einen See abgeschlagen wird. Dass man auf der Driving Range plötzlich einen Eimer voller namhafter Markenbälle vor sich stehen hat, ist in Deutschland eher die Ausnahme. Ralf Schwarz hat dies aber in den USA bereits erlebt. Beim Besuch eines exklusiven Clubs in Phoenix durfte er sogar auf dem Übungsabschlag mit Pro V1-Bällen aus dem Hause Titleist trainieren.


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