Panorama

Wenn beim Pups der Schiri droht: Zehn verrückte Strafen im Golf

29. Nov. 2018 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Die Regeln des Golf sind ohnehin kompliziert, manchmal werden sie zur Farce. (Foto: Getty)

Die Regeln des Golf sind ohnehin kompliziert, manchmal werden sie zur Farce. (Foto: Getty)

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Regeln sind das Korsett einer Gesellschaft und des Sports ebenso. Kaum eine Sportart hat so viele Regeln, inklusive der Decisions, wie Golf. Zuvorderst, das betonte unlängst auch der Präsident des Deutschen Golf Verbands (DGV) im Hinblick auf die für 2019 anstehende Reform, „sind die Regeln dazu da, um zu helfen“: „It pays to know the rules“, sagt Claus M. Kobold. Auf besonders spektakuläre Weise hat das heuer Phil Mickelson demonstriert, als er bei der US Open in Shinnecock Hills nach einem verpassten Bogey-Putt dem allzu flott übers 13. Grün rollenden Ball hinterher lief, diesen – wiewohl noch in Bewegung – in Richtung Loch zurück bugsierte und sich damit gemäß Regel 14-5 zwei Strafschläge einhandelte.

Was auf den ersten Blick wie ein Blackout erschien, war eine ziemlich clevere Entscheidung des fünffachen Majorsiegers, wenngleich diese Art von Nutzung oder gar Beugung des Regelwerks moralisch durchaus einen schalen Beigeschmack hinterließ. „Lefty“ nahm schlichtweg die zwei Strafschläge in Kauf, um Schlimmeres – sprich, mehr Schläge – zu vermeiden, da sein Ball vom ohnehin schwierigen Grün zu rollen drohte.

Und weil die Golfregeln immer gute Geschichten hergeben und die kommenden Änderungen ein willkommener Anlass sind, haben wir mal die zehn verrücktesten, kuriosesten, seltsamsten Strafen rausgesucht, die im Namen der Golfgesetze verhängt worden sind:

„Thunder Bolt“ lässt einen fahren

Vom US-Profi Tommy Bolt (1916 – 2008) ist folgender Satz überliefert: „Wenn du deine Schläger aus Wut wegwirfst, dann immer nach vorne. Das spart Energie, weil du nicht zurücklaufen musst, um sie aufzuheben.“ Der Mann aus Oklahoma war berüchtigt für sein Temperament, „Terrible Tommy“ zelebrierte es förmlich, selbst als er 1958 die US Open gewann. Im Jahr drauf bekam er einen neuen Spitznamen: „Thunder Bolt“, das im Englischen ebenso für „Donnerschlag“ steht. Bolt wurde nämlich öfters von heftigem Magengrummeln geplagt und machte sich nicht selten durch heftige Flatulenzen im Wortsinn Luft. Während der Memphis Invitational Open (das Turnier firmiert 2019 als WGC – FedEx St. Jude Invitational) ließ er derartig laut einen fahren, dass er anschließend wegen „unprofessionellen Verhaltens“ mit einer Geldstrafe von 250 Dollar sanktioniert wurde. Ob daher freilich auch das umgangssprachliche „Mach doch aus einem Furz keinen Donnerschlag“ herrührt, ist nicht überliefert.

Wenn das Divot mitspielt…

Bei der BMW Championship 2013 bekam Justin Rose, damals amtierende US-Open-Champion, am dritten Tag auf Bahn 14 einen Strafschlag aufgebrummt, weil sich sein Ball quasi durch eigenes Einwirken bewegt hatte. Dabei hatte der Engländer bloß einen Probeschwung durchgeführt. Doch dabei schlug Rose ein Divot heraus, das nach vorne flog, den ruhenden Ball traf und diesen verschob. Kurios genug, aber exakt einen Tag später passierte genau selbiges Missgeschick Hudson Swafford bei der Nationwide Children's Hospital Championship auf der Web.com-Tour – ebenfalls samt Strafschlag.

„The Walrus“ und die Handtuch-Affäre

Die Sorge um seinen teuren Hosen kosteten Craig Stadler 1987 bei der San Diego Open in Torrey Pines 37.000 Dollar. Am dritten Tag landete sein Abschlag auf der 14 unter dem sehr tiefhängenden Ast einer Zypresse; „The Walrus“ entschied sich mangels ausreichender Standhöhe, den Ball kniend aufs Fairway zu chippen, und legte sich zum Schutz der Beinkleider vor dem feuchten Gras ein Handtuch unter die Knie – und wurde in der Folge disqualifiziert. TV-Zuschauer hatten die Szene gemeldet, die PGA Tour wertete sie als unzulässige Verbesserung des Stands (Regel 13-2), und da Stadler seine Scorekarte ohne die unabdingbaren zwei Strafschläge unterschrieben hatte, kam zwangsläufig das „DQ“. Zur späten „Rache“ an der Zypresse durfte Stadler übrigens acht Jahre später den Baum eigenhändig zersägen, als dieser wegen eines Pilzbefalls gefällt werden musste.

Polizei setzt Slow-Play-Disqualifikation durch

Zu den frühen Schleichern im Golf gehörte Cyril Walker, der 1924 immerhin die US Open gewann. Bei der Los Angeles Open 1929 war der 1914 in die USA emigrierte Engländer derart langsam unterwegs und verweigerte sich zudem jedweder Schiedsrichter-Aufforderung zur Erhöhung seinen Spieltempos, so dass die Turnierleitung ihn disqualifizierte. Walker weigerte sich indes, den Platz zu verlassen und spielte ebenso unbeirrt wie langsam weiter. In ihrer Ohnmacht riefen die Veranstalter nach der Polizei, die Cops rückten umgehend an und eskortieren Walker „out off bounds" – inklusive der Androhung, ihn einzubuchten, sollte er aufs Fairway zurückkehren.

Als „The Elk“ ins Gras biss…

Steve Elkington ist einer, der sich gern cool gibt und flotte, nicht immer angemessene Sprüche los lässt. Bei der Swedish Open 1992 jedoch wurde dem australischen PGA-Champion von 1995 seine Lässigkeit zum Verhängnis. „The Elk“ hatte einen Ball in ein Hindernis befördert und musste vor dem „Recovery Shot“ auf den Schlag eines Flightpartners warten. Geistesabwesend zupfte sich Elkington einen Grashalm vom Boden, um darauf herumzukauen. Für den in der Nähe stehenden Schiedsrichter war das ein Vergehen, genauer gesagt eine Prüfung der Beschaffenheit des Bodens. „Da hat mein Magen wohl mein Gehirn in den Hintergrund gedrängt“, sagte Elkington zu dem Strafschlag. Und dabei ist der Australier, der auch schon mal disqualifiziert wurde, weil er sich weigerte seine Stahl- gegen Softspikes zu tauschen, gegen Gras allergisch…

Getroffen und (selbst) „versenkt“

Ein doppelt schmerzhaftes Erlebnis hatte Jeff Maggert beim Masters 2003. Der Amerikaner lag während der Finalrunde auf Loch 3 von Augusta National in Sand und donnerte den Bunkerschlag mit dem Wedge gegen die Kante des Hindernisses. Von dort prallte der Ball zurück und gegen Maggerts Brust. Damit nicht genug, „durfte“ sich der Profi aus Missouri – nach damaliger Regellage – auch noch zwei Strafschläge notieren, mit dem Querschläger hatte er gegen Regel 19-2 verstoßen, die sich mit dem versehentliche Ablenken des Balls durch den Spieler selbst, seinen Caddie oder die Ausrüstung beschäftigt. Am Ende belegte Maggert Platz fünf; Sieger wurde der Kanadier Mike Weir.

Strafbare Fahrt zum Örtchen

Dass sich während eines Golfturniers auch das menschlichste aller Bedürfnisse zum Nachteil auswirken kann, erlebten zwei US-Uni-Golferinnen bei der 2017er NCAA Women's Championship. Jeweils nach Beendigung ihres gerade gespielten Lochs hatten sich Sarah Cho und Kelly Nielsen unabhängig voneinander ein Cart geschnappt, um zu nächstgelegenen Toilette zu brausen. Doch da die Benutzung der Buggies generell verboten war, galt das auch in diesem Fall, obwohl‘s quasi Notfälle waren; Cho und Nielsen erhielte beide je zwei Strafschläge.

Baden gegangen

Noch‘n unglücklicher Student: Bei einem Regionalturnier in Baton Rouge im Mai 2017 markierte David Wicks auf dem 13. Grün seinen Ball und steckt sich die Murmel in die Hosentasche. Als der Senior von der Jacksonville University kurz darauf seine Scorekarte aus der Tasche zieht, fällt der Ball mit hinaus, plumpst gegen Wicks‘ Schuh und rollt ins nahegelegene Wasserhindernis. Beim fünfminütigen Suchen bzw. fast Tauchen fördert Wicks 20 Bälle zu Tage, findet seinen eigen aber nicht im Teich. Das Ergebnis: zwei Strafschläge.

Am falschen Ende gespart

„Ich war einfach nur dämlich“, resümierte Andy Bean, was ihn 1983 bei der Canadian Open wahrscheinlich den Sieg kostete. Nämlich die zwei Strafschläge, die sich der Profi aus Georgia während der dritten Runde auf dem 15. Loch des Glen Abbey Golf Course einhandelte, als er aus purem Blödsinn den Ball mit dem Griffende seines Putters zum Tap-in ins Loch befördert. Laut Golfregeln muss die Kugel freilich mit dem Schlägerkopf bewegt werden. Tags drauf egalisierte Bean den 62er Platzrekord und wurde Vierter. Es gewann John Cook nach Stechen mit Johnny Miller.

Um Längen daneben

Zum Schluss einer aus der Abteilung „Wer lesen kann, ist klar im Vorteil“. Bei der Mission Hills Star Trophy 2010 heimste Ryuji Imada insgesamt 26 Strafschläge ein, weil er das nach dem verregneten Vortag erschienene Bulletin nicht genau studiert hatte, in dem Besserlegen gestattet wurde. Allerdings nur innerhalb einer Scorekarten-Länge. Imada hingegen legte seinen gesäuberten Ball gleichsam fein säuberlich in Schlägerlänge „besser“, weil er von der grundsätzlichen Regelung auf der PGA Tour ausging. Erst auf dem 12. Loch ging im ein Licht auf, doch da hatte ihn der Irrtum bereits 13 Mal zwei Strafschläge gekostet. Am Ende stand eine 97 auf der sträflich unbenutzten Scorecard.

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