Golf-Equipment

Wedge-Fitting: „Der Bounce ist dein Freund“

28. Feb. 2016 von Yannick Beyss in Köln, Deutschland

Golf Post Redakteur Yannick Beyss im Gespräch mit Jan Bellenhaus, Area Sales Manager bei Titleist. (Foto: Golf Post)

Golf Post Redakteur Yannick Beyss im Gespräch mit Jan Bellenhaus, Area Sales Manager bei Titleist. (Foto: Golf Post)

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Zugegeben, ein wenig nervös bin ich schon, als ich auf dem Gelände des Golfclubs Am Alten Fliess ankomme. Im letzten Jahr ist mein Golfspiel ganz schön zu kurz gekommen. Nachdem mich im Oktober auch noch eine Operation am Kreuzband zurückwarf, fühlt sich mein Schwung momentan eingerosteter denn je an, während sich das eigene Handicap (8,6) nur noch auf dem Papier einstellig liest.

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Aber zum Glück stehen beim Fitting ja nicht Umstellungen am Schwung, sondern die Optimierung des vorhandenen Potenzials im Vordergrund. Darüber hinaus erwarten mich heute Jan Bellenhaus, Area Sales Manager bei Titleist, und Fitter Lawrence Brandon zu einer ganz besonderen Form des Fittings: Dem Wedge-Fitting. Da ich mich im Vorfeld intensiv mit den Vokey Design SM6-Wedges von Titleist befasst habe und zudem dringend an meinem kurzen Spiel arbeiten muss, weicht die Nervosität schnell der Vorfreude. Endlich kann´s losgehen! Mal schauen, was die neuen Wedges so draufhaben.

Die richtige Distanz ist entscheidend

Erste Distanzanalyse der alten Wedges. (Foto: Golf Post)

Erste Distanzanalyse der alten Wedges. (Foto: Golf Post)

Bevor es jedoch dazu kommt, sind erst einmal meine alten Wedges an der Reihe. Beim Wedge-Fitting spielt nämlich vor allem die Distanzkontrolle eine große Rolle und um diese zu verbessern, müssen erst einmal die Distanzlücken (Gaps) der eigenen Schläger analysiert werden. Schnell wird deutlich, dass meine Gaps entweder viel zu groß oder viel zu klein sind.

Während optimalerweise zwischen den einzelnen Wedges 12-15 Meter Längenunterschied liegen sollten, schlage ich mein Pitching Wedge (115 Meter) ähnlich weit wie mein Eisen 9 (120 Meter) und mein jetziges 60° Wedge (80 Meter) fast an mein 56° Wedge (85 Meter) heran. Zwischen Pitching Wedge und Sand Wedge liegt also eine Lücke von 30 Metern. Daraus resultiert häufig die Problematik, für gewisse Distanzen keinen vollen Schwung spielen zu können.

Auswertung der Daten nach der Umstellung auf 54° und 58°. (Foto: Golf Post)

Auswertung der Daten nach der Umstellung auf 54° und 58°. (Foto: Golf Post)

Basierend auf dieser Ausgangslage möchten Jan und Lawrence nun meine Distanzlücke zwischen Pitching Wedge und Sand Wedge verringern und gleichzeitig die zwischen Sand Wedge und Lob Wedge vergrößern, weshalb sie vorschlagen, eine Kombination aus 54° und 58° auszuprobieren.

Und siehe da, schon nach wenig Schlägen zeichnet sich eine Verbesserung ab. Mit dem neuen Sand Wedge gelingt es mir, nahe an die 100-Meter-Grenze zu spielen. Gleichzeitig bleibt meine Länge mit dem Lob Wedge bei ca. 85 Metern ungefähr gleich. Während wir im Folgenden verschiedene Grinds und Bounces ausprobieren, nutze ich die Gelegenheit, Jan mit einigen Fragen bezüglich des kurzen Spiels und der neuen SM6-Wedges zu löchern.

Stahlschäfte liefern mehr Gefühl und Genauigkeit

Stahl oder Graphit?: Bei Wedges sorgen Stahlschäfte für mehr Gefühl. (Foto: Golf Post)

Stahl oder Graphit?: Bei Wedges sorgen Stahlschäfte für mehr Gefühl. (Foto: Golf Post)

Besonders interessant wird es für mich als wir auf das Thema Schäfte und Spin zu sprechen kommen. Momentan befinden sich in meinem Bag Wedges mit sehr leichten Graphitschäften, die mir eine erhöhte Schwunggeschwindigkeit und somit längere Distanzen ermöglichen. In Sachen Ballgefühl und Spin bereiten sie mir aber häufig Kopfschmerzen. Nun spüre ich, dass das Wedge, das ich gerade ausprobiert habe, deutlich schwerer als mein eigenes ist und frage nach dem Grund.

"Ich habe dir ein Wedge mit einem Stahlschaft gegeben", so Jan. "Gerade im kurzen Spiel empfiehlt es sich fast für jeden Spieler, Stahlschäfte zu benutzen, da Stahl den Vorteil hat, dass es mehr Gefühl und Genauigkeit liefert", lautet die Erklärung und nach einer kurzen Eingewöhnung habe ich das Gefühl, dass in dieser Aussage eine ganze Menge Wahrheit steckt. Nicht nur die Rückmeldung in Sachen Treffmoment ist besser, auch mein Schwung mit dem schwereren Wedge verläuft kontrollierter. Den ganz großen Gefühlscheck gibt´s aber erst später, wenn es in den Bunker und ans Chippen geht.

Die Qual der Wahl

Wie Jan mir erzählt, predigt Bob Vokey, Wedge-Guru und Namensgeber der Wedge-Serie, den Satz "Der Bounce ist dein Freund". Bei mir als Hobbygolfer paaren sich die freundschaftlichen Gefühle zu Beginn aber noch mit einer leichten Verunsicherung, wenn es um die Begriffe Bounce und Grind geht. Wie Jan mir erklärt, handelt es sich bei den Grinds um nichts anderes als spezielle Sohlenschliffe für unterschiedliche Spielerbedürfnisse und Platzeigenschaften, während der Bounce den Winkel zwischen ebendieser Schlägersohle und dem Boden misst.

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Die neuen SM6 Wedges von Titleist. (Foto: Acushnet)

Die neuen SM6 Wedges von Titleist. (Foto: Acushnet)

Die neuen SM6-Wedges bieten den Golfern nun fünf unterschiedliche Grindformen und insgesamt 21 verschiedene Variationsformen von Grinds und Bounces. Somit sorgt Titleist einerseits für die Qual der Wahl, erhöht andererseits aber für alle Golfer die Chance, ein passendes Wedge zu finden. Gerade für Spieler wie mich, die einen steileren Eintreffwinkel haben, eignen sich beispielsweise Wedges mit einem höheren Bounce besonders gut, da sich diese vergleichsweise wenig in den Boden eingraben.

Eins ist allerdings klar: Ein Kauf von der Stange ist ohne ausführliches Testen oder bestenfalls ein persönliches Fitting schwierig. Zwar bin ich verwundert, wie schnell man bei Wedges mit niedrigem Bounce spürt, dass sie mehr in den Boden gehen und sich so der Treffpunkt nach oben verschiebt, aber ohne die Eigenschaften der unterschiedlichen Bounces und Grinds im Einzelnen zu kennen, ist das Finden des richtigen Wedges ähnlich kompliziert wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Lässt man sich aber unter die Arme greifen, so kann man sich die verschiedenen Variationsmöglichkeiten zu Nutze machen und vielleicht bald einen neuen besten Freund im Bag begrüßen.

"Jeder Golfer kann vom Wedge-Fitting profitieren"

Zum Abschluss geht´s dann noch in den Bunker und zum Chippen - ein gutes Wedge muss schließlich nicht nur bei vollen Schlägen funktionieren, sondern auch im Sand und rund ums Grün Sicherheit und Gefühl liefern. Im Bunker spricht mich sofort ein Wedge mit dem sogenannten K-Grind (benannt nach Tom Kite) an, das eine sehr breite Sohle besitzt und somit wie geschaffen für den Bunker ist, da es besser durch den Sand gleitet und sich vergleichsweise wenig einbuddelt.

Auch auf das Thema Resonanz des Wedge-Fittings kommen wir noch zu sprechen, als ich gerade dabei bin, die Spineigenschaften der neuen TX4-Grooves beim Chippen zu testen. Aus Erfahrung erzählt mir Jan, dass "bessere Handicapper im Allgemeinen vielleicht mehr vom Fitting profitieren können, da sie im kurzen Spiel konstanter sind". Grundsätzlich liege aber gerade im kurzen Spiel für jeden Golfer die Chance, einen besseren Score zu erzielen, so dass auch Spieler mit mittleren oder hohen Handicaps die Vorteile eines Wedge-Fittings häufiger nutzen sollten.

Eine These, der ich nur zustimmen kann, da man während eines Wedge-Fittings Hintergründe erfährt, die Aspekte wie Distanzkontrolle, Gefühl und Spin in einem klareren Licht erscheinen lassen. Auch die Auswahl der richtigen Bounces und Grinds verunsichert mich nun nicht mehr zwangsläufig und sollte ich irgendwann einmal meine Kniebeschwerden gänzlich auskuriert haben, helfen die SM6-Wedges mir hoffentlich dabei - nicht mehr nur auf dem Papier - ein Single-Handicapper zu sein.

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