Golftraining

Spielgeschwindigkeit erhöhen – Löst die Viererkette auf und lasst uns Golf spielen

18. Jan. 2019 von Fabian Stehle - PGA Teaching Professional und Trainingsexperte in Berlin, Deutschland

Man muss nicht über den Golfplatz rennen, um Zeit zu sparen. Fabian Stehle kennt bessere Möglichkeiten. (Foto: Getty)

Man muss nicht über den Golfplatz rennen, um Zeit zu sparen. Fabian Stehle kennt bessere Möglichkeiten. (Foto: Getty)

Golfrunden mit vier Personen über fünf Stunden sind heute keine Seltenheit. Bei einigen Turnieren, vor allem sind das häufig Spaßturniere, lassen sich auch oft Spielzeiten über sechs Stunden finden. Das ist zu viel, das dauert zu lange und macht den Sport nicht wirklich attraktiv.
Wenn man sich die Zeit einer fünf Stunden Golfrunde mal etwas genauer ansieht und auseinandernimmt, kommt man dabei auf folgende spannende Ergebnisse:

Gehen wir davon aus, dass man zwischen den Löchern zwei Minuten benötigt, um zum nächsten Abschlag zu kommen. Wenn man eine Gehgeschwindigkeit von fünf Kilometern pro Stunde ansetzt, bedeutet das in etwa eine Entfernung von 167 Metern zwischen den Löchern. Das ist großzügig gerechnet und sollte im Durchschnitt für jeden Golfplatz ausreichen. Insgesamt kommt man somit auf eine Gehzeit von 34 Minuten zwischen den Löchern. Bei 4,5 Stunden Spielzeit bleiben da noch 3 Stunden und 56 Minuten, um 18 Golflöcher zu spielen. Das macht knapp über 13 Minuten Zeit pro Loch.

Des Weiteren gehen wir davon aus, dass sich jeder Spieler für jeden Schlag 35 Sekunden Zeit nimmt, inklusive Probeschwünge und Vorbereitung. Bei einem durchschnittlichen Spielergebnis von sechs Schlägen pro Loch (egal welches Par) bedeutet das 3,5 Minuten Schlagzeit für jeden Spieler an jedem Loch. Spielen wir zu viert, sind allein mit der Schlag- und Vorbereitungszeit schon die 13 Minuten aufgebraucht. Wie schaffen es also gute Spieler eine Rundenzeit von 4,5 Stunden regelmäßig einzuhalten oder sogar zu unterbieten? Die Antwort lautet: Sie lösen die Viererkette auf.

Im Platzerlaubniskurs bekommt man oft eingetrichtert, dass man sich nie vor die Linie des schlagenden Spielers bewegen soll. Das ist aus sicherheitstechnischen Gründen auch nicht ganz unvernünftig. Was dabei herauskommt ist allerdings oft eine Viererkette wie man sie aus dem Fußball kennt, welche sich, ohne einen Spieler auszuschließen, exakt auf einer Linie über den Golfplatz schiebt. Eine andere, und meist noch schlimmere Version, sieht folgendermaßen aus: Alle Mann bewegen sich wie eine Schafherde vom Ball des einen, zum Ball des nächsten Spielers. Das ist zwar kommunikativ, aber wenig effektiv was die Zeit angeht.

Was kann ich tun, um die Runde zu beschleunigen?

Zeit sparen am Abschlag

Der Spieler mit der Ehre darf direkt beim Ankommen am neuen Abschlag mit seiner Vorbereitung auf den Schlag beginnen und ihn dann direkt auch ausführen. Auch der zweite Spieler sollte zügig mit seiner Vorbereitung beginnen. Diese beiden Spieler haben dann Zeit etwas zu trinken, den Score zu notieren oder von der Banane zu beißen, während die Spieler drei und vier abschlagen. Spieler drei und vier hingegen können sich bei der Ankunft um diese Dinge kümmern, bevor sie sich dann ebenfalls der Schlagvorbereitung widmen.

Zeit sparen auf dem Fairway

Laufen Sie einige Meter, notfalls auch abseits des Fairways, nach vorne und schauen Sie sich schon mal Ihre Schlagsituation an. Vielleicht können Sie auch schon die Distanz messen, um relativ zügig einen Schläger zu wählen. Halten Sie sich bereit, wenn Spieler A schlägt und Sie als nächster dran sind, dann gehen Sie zu ihrem Ball, sobald der Ball von Spieler A die Schlagfläche verlassen hat. Sollten alle vier Bälle in etwa auf einer Höhe liegen, bereiten Sie sich gleichzeitig vor und schlagen relativ kurz nacheinander Ihre Bälle in Richtung des Grüns.

Zeit sparen auf dem Grün

Versuchen Sie schon beim Ankommen am Grün die Situation einzuschätzen. Wie läuft das Grün, wie könnte mein Putt laufen? Der Spieler, dessen Ball sehr nah an der Fahne liegt, ist für die Fahne verantwortlich, da er zeitlich gesehen als letzter putten wird. Am Ball angekommen können meist alle vier Spieler gleichzeitig schon die Linie lesen, um dann zügig nacheinander einzulochen. Der Spieler, dessen Ball als erstes im Loch landet, ist dafür verantwortlich die Fahne wieder ins Loch zu stecken, nachdem alle Spieler das Loch beendet haben. Spieler zwei und drei dürfen dabei auch das Grün schon verlassen. Das ist alles andere als unhöflich, sondern einfach nur fördernd für die Spielgeschwindigkeit und positiv für die Nerven des folgenden Flights.
Beispiel eines Laufweges von Spieler A anhand eines Bebrassie Trackings (rot).

Foto: Screenshot Bebrassie Tracking App)

Foto: Screenshot Bebrassie Tracking App)

Spieler D hat hier einen mittelmäßigen Abschlag hingelegt. Da alle anderen Spieler vor ihm liegen und auch noch in einer ähnlichen Richtung unterwegs sind, bleiben alle bei D (schwarz) stehen und warten bis er geschlagen hat. Hier ist Zeit für beispielsweise einen Schluck Wasser oder einen Biss von der Banane. Sobald das Schlägerblatt von Spieler D den Golfball getroffen hat, gehen A, B (gelb) und C zu ihren Bällen. Auch Spieler A geht zu seinem Ball, misst von dort schon mal die Distanz und macht dann seitlich Platz, um Spieler B und C nicht zu behindern. Spieler A hat nun Zeit seinen Schlag ausführlich vorzubereiten, sprich Wind einschätzen, Schlägerwahl treffen, Ziel festlegen, Risiko-Nutzen abwägen. In dieser Zeit bereiten sich Spieler B und C fast im Gleichschritt auf ihren Schlag vor. Kurz nachdem der Ball von Spieler B von der Schlagfläche wegsaust, tritt Spieler C schon an den Ball und schlägt. Auch Spieler A macht nur noch einen Probeschwung neben dem Ball und ist ansonsten schon komplett vorbereitet. Während die Spieler A, B und C ihre Bälle schlagen, ist Spieler D schon rechts an ihnen vorbeigeschlichen, um ebenfalls wie Spieler A seinen Schlag zu planen, den Schläger auszuwählen und dann, wenn die Dreiergruppe fertig ist, direkt an den Ball zu treten und loszulegen.

Um das Zahlenspiel vom Anfang noch zu beenden:

Spiele ich alleine 18 Löcher in 4 Stunden und 30 Minuten, könnte meine Runde folgendermaßen aussehen: Wenn wir von einer durchschnittlichen Platzlänge von 6.000 Metern ausgehen, hätten wir für diese sechs Kilometer zwei Stunden und 46 Minuten Laufzeit zur Verfügung. Das enspricht einer Gehgeschwindigkeit von etwa 2,18 Kilometer pro Stunde. Wenn wir aber mit fünf Kilometer pro Stunde unterwegs wären und 2 Stunden 46 Minuten Zeit hätten, lägen schon 13,75 Kilometer hinter uns. Das würde dann schon für fast zwei Mal 18 Löcher reichen.

Ich wünsche Ihnen eine gute Saison und stets ein zügiges Spiel!

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