Major

McIlroy und Reed: Rematch des Ryder-Cup-Duells mit Psychospielchen

08. Apr. 2018 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Patrick Reed und Rory McIlroy stehen sich beim Finale des US Masters 2018 gegenüber. (Foto: Getty)

Patrick Reed und Rory McIlroy stehen sich beim Finale des US Masters 2018 gegenüber. (Foto: Getty)

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Anschnallen bitte! Das 82. Masters geht auf die Zielgerade. Und die Weichen sind gestellt für ein großes Finale. So eins wie zwischen Sergio Garcia und Justin Rose im vergangenen Jahr. Oder gar zwischen Henrik Stenson und Phil Mickelson bei der Open Championship 2016. Mindestens aber soll der Schlussflight mit Spitzenreiter Patrick Reed und Verfolger Rory McIlroy zum Rematch des sonntäglichen Ryder-Cup-Duells der beiden 2016 in Hazeltine, als sie sich golferisch derart mitreißend beharkten, dass einen die Gänsehaut gar nicht mehr verlassen wollte.

Damals hatte Reed am Ende mit „1 up“ die Nase vorn, und heuer geht er mit drei Schlägen Vorsprung in den Showdown um das „Green Jacket“. Wenn beide so spielen wie gestern am „Moving Day“, dann dürfen wir uns wahrhaft auf ein neuerlich grandiosen Golf-Sonntag freuen – auch ohne Matchplay-Modus und über-elektrisierte Fans. Das verbale Ballyhoo jedenfalls setzte noch am Samstag Abend ein. „Der ganze Druck lastet auf ihm“, sagte McIlroy nach seiner makellosen 65er Runde mit fünf Birdies und einem Eagle. „Und ich habe fest vor, ihm die Party zu versauen.“ Reed, bei dem sich gleich zwei Eagles, vier Birdies, indes ebenso drei Bogeys zur 67 addierten, ließ sich in Sachen Psychospielchen nicht lange bitten. „Man kann das mit dem Druck auch umgekehrt sehen. Immerhin will er doch den Karriere-Grand-Slam klar machen.“

Für die Buchmacher ist der 27-jährige Texaner mit seiner Erfahrung aus den Uni-Jahren an der „Augusta State“ 6:5-Favorit vor dem vierfachen Majorsieger McIlroy (28), der 7:4 zahlt. Interessant ist noch, ob es Reed als erstem Spieler „ever“ gelingt, alle vier Runden eines Masters in den 60ern zu spielen. In einem sind sich die Kombattanten einig: „Ich gehe nicht raus, um gegen Rory zu spielen, sondern um den Platz zu bezwingen. Aber wenn wir aufeinander treffen, gibt‘s jedes Mal Spaß“, sagt Reed. Und McIlroy pflichtet bei: „Jede Menge Spaß!“

Das Finale als Schmonzette

Lesestück: Weil der Hype um den allgemein erwarteten Showdown zwischen Reed und McIlroy so groß ist, hat Geoff Shackelford auf „Golfweek“ unter dem Titel „Das Masters wird zum Ryder Cup“ eine hübsche Schmonzette ersonnen, die wir im Wortlaut wiedergeben:
„Nach dem Ende ihrer frühen Finalrunde kehren Tiger Woods und Phil Mickelson als Mentoren auf den Platz zurück und kümmern sich um Patrick Reed. Auf europäischer Seite erhebt sich Sergio Garcia von der Clubhaus-Veranda, um McIlroy anzufeuern, während der frühere Kapitän Paul McGinley die TV-Kabine verlässt, um seinen Top-Star zu betreuen. Alle Ryder-Cup-Größen brausen in Carts über den Platz oder laufen innerhalb der Absperrungen mit und animieren die Patrons sogar zu Fan-Gesängen und Fahnenschwenken, bis das Sicherheitspersonal von Augusta National eingreift. Unterdessen schießt Henrik Stenson, von allen unbeachtet, eine 63 und gewinnt seinen zweiten Majortitel.“

Was Fowler fehlt? „Ein guter Sonntag!“

Außenseiter: Er teilt sich mit Rory McIlroy und Jon Rahm die niedrigste Runde des „Moving Day“, blieb bogeyfrei – und dennoch hat für heute mal wieder kaum einer Rickie Fowler auf der Rechnung. Selbst sein Trainer Butch Harmon äußerte sich bei „Sky Sports“ eindeutig, als nach Fowlers größtem Manko gefragt wurde: „Ein guter Sonntag!“ Das Stigma verfolgt den Kalifornier seit er 2014 alle Majors in den Top-5 beendete, jedoch nie zum Platz an der Sonne durchbrach. Neue Nahrung gab‘s bei der US Open 2017 und dieses Jahr in Phoenix. Wenigstens wird Fowler heute von Platz drei aus unter dem Radar segeln, weil alle Augen auf Reed und McIlroy gerichtet sind. „Ich liege um Meilen hinten“, sagt der 29-Jährige über seinen Fünf-Schläge-Rückstand auf die Spitze. „Ich habe auf das Geschehen um mich herum keinen Einfluss und kann nur zusehen, so viele Birdies wie möglich aufs Tableau zu bringen. Denn hier kann alles passieren.“ Wie wahr: Laut Statistik kamen fünf der letzten 20 Masters-Sieger eben nicht aus dem Schlussflight.

Rahm und die spanische Masters-Bilanz

Nationenwertung: Es gilt festzuhalten, dass Jon Rahm mit einem Masters-Sieg sein Heimatland Spanien zur erfolgreichsten Nation nach den USA (59) in Augusta National machen würde. Bislang teilen sich die Iberer dank der insgesamt fünf Erfolge von Seve Ballesteros, José María Olazábal und Sergio Garcia diesen Platz mit Südafrika. Angesichts von sechs Schlägen Rückstand und der erst zweiten Teilnahme des 23-Jährigen ist das zwar eigentlich kein Thema, aber was ist beim Masters schon normal… „Es gilt eine Menge Boden gut zu machen“, weiß Rahm. „Wenn man einen guten Start erwischt und einen guten Score zusammenbringt – wer weiß! Die Back Nine kann für die Spitzenreiter verdammt lang werden, dort ist schon manche deutliche Führung geschrumpft oder ganz verschwunden.“

Da ist Rahm übrigen positiver gestimmt als der hinter ihm rangierende Henrik Stenson, den sieben Schläge von der Spitze trennen: „Ich denke, ich bin ein bisschen zu weit weg, also werde ich rausgehen und es hoffentlich mit einer soliden Runde zu Ende bringen.“

Fleetwood: „Brillanter Tag“ mit enttäuschendem Ende

Besser als „Sechs“: Sorry für das Wortspiel, es drängt sich geradezu auf, wenn sich einer mit einer Runde von sechs unter Par auf ein Gesamtergebnis von -6 verbessert und damit vom geteilten sechsten Platz aus ins Masters-Finale geht. Für Tommy Fleetwood, den Race-to-Dubai-Champion, war der „Moving Day“ jedenfalls nach eigenem Bekunden „ein brillanter Tag!“. Was Wunder bei sieben Birdies, davon fünf in Serie ab Loch 12. Leider gab‘s dann noch das Bogey auf der 18, und so wurde aus einer möglichen 65 eine „enttäuschende 66er Runde“, wie Fleetwood grinsend konstatierte. Und heute? „Ich bin auf dem richtigen Weg und muss nur immer weiter daran arbeiten, mich zu verbessern.“ Der Engländer hat Erfahrung mit Finalrunden an vorderer Stelle, begleitete er doch 2017 Brooks Koepka auf dessen Weg zum US-Open-Sieg.

Zahlen zur gestrigen Spielwiese Augusta

Etwas Statistik gefällig? Günstige Winde, moderate Fahnenpositionen und weichere Grüns: Augusta National war gestern eine Spielwiese. Mit 71,26 Schlägen im Durchschnitt gab es die niedrigste dritte Runde der Master-Geschichte. Und es war der erste Unter-Par-Schnitt seit der drastischen Platzverlängerungen 2002. „Das Feuer war ein bisschen raus aus den Grüns, sie waren [auf dem Stimpmeter, Anm. d. Red.] bestimmt einen Fuß langsamer“, gab Rory McIlroy zu Protokoll. Blieben bei den 174 Runden der ersten beiden Tage nur 36 Spieler unter Par, so waren es gestern 26 von 53, weitere elf spielten Even-Par. Dabei fielen acht Eagles und 173 Birdies gegenüber 127 Bogeys, zehn Doppelbogeys und Phil Mickelsons „Triple“ an Loch eins.

Ja-Wort mitten im Amen Corner

Einmalige Gelegenheit: Wenn man schon mal beim Masters ist und zudem an Loch 12, der „Golden Bell“, unstreitig einem der schönsten und romantischsten Flecken Erde der Golfwelt, dann kann man schon mal die Hochzeitsglocken läuten lassen. So dachte es sich jedenfalls Tyler Bell und ging während der montäglichen Übungsrunden mitten im Amen Corner vor seiner Freundin Morgan Snyder aufs Knie. Das Paar aus Austin/Texas ist seit etwas mehr als einem Jahr zusammen, natürlich hat Morgan den Antrag angenommen…

„Knox ist hier besser als mancher Professional“

Nebensache: Da schießt man eine 69 am „Moving Day“ des Masters, doch alle Welt interessiert sich bloß für den Mitstreiter. So erging es Paul Casey nach seiner Runde mit Masters-Marker Jeff Knox. Und der Engländer konnte nicht umhin, seinen Flightpartner in vollen Tönen zu loben: „Er ist gut, richtig gut. Und er spielt besser, als so mancher Professional hier.“ Heute hat Vijay Singh das Vergnügen mit dem Mittfünfziger vom Augusta National Golf Club, der von den vorderen Abschlägen eine Rekord-61 hält, von den Turniertees schon eine 69er Runde zustande gebracht hat und nun seine 17. Masters-Runde bestreitet. Casey und Knox waren mit ihrem Umlauf übrigens nach dreieinhalb Stunden fertig – man muss halt jemanden fragen, der sich auskennt!

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Garcia übernimmt in Hollywood

Zum Schluss: Es war ja zu erwarten, nach Sergio Garcias 13 vom Donnerstag an Loch 15. Schriftliche und mündliche Anspielungen auf Kevin Costner und seine Ballversenkungs-Szene im Hollywoodstreifen „Tin Cup“ gab‘s zuhauf, jetzt gibt es die Anspielung auch in Plakatform:

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