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Max Kieffer über die European Tour: „Man weiß, was einen erwartet“

14. Aug. 2018 von Tobias Hennig in Köln, Deutschland

Max Kieffer im großen Golf Post Interview über seine Zeit auf der European Tour. (Foto: Allianz)

Max Kieffer im großen Golf Post Interview über seine Zeit auf der European Tour. (Foto: Allianz)

Max Kieffer ist erst 28 Jahre alt aber schon ein erfahrener Spieler auf der European Tour. Bereits seine sechste Saison bestreitet der Düsseldorfer auf Europas Top-Tour. Golf Post wollte von Max Kieffer wissen, wie sich sein Leben als Golfprofi vom Rookie zum "alten Hasen" verändert hat. Ein Gespräch über Veränderung, Alltag und Orientierung.

Golf Post: Mit welchem Gefühl bist du anfangs auf die European Tour gegangen und wie geht es dir jetzt bei Turnieren?

Max Kieffer: Das erste Jahr ist natürlich immer etwas Besonderes. Alles ist neu und man muss sich erst daran gewöhnen. Man verspürt eine gewisse Euphorie, wenn man die ganzen Plätze spielt, die man bisher nur aus dem Fernsehen kannte. Bei den Turnieren dann selbst dabei zu sein und zu sehen wie sich die Plätze spielen, das war wirklich cool, auf jeden Fall.

Golf Post: Wie entwickelt sich das über die Jahre? Ist es Alltag geworden?

Max Kieffer: Alltag nicht direkt, aber man kennt mittlerweile den gesamten Tourzirkus, die Spieler, die Offiziellen und sogar Helfer, sodass es nun eine gewohnte Atmosphäre ist. Man weiß, welche Turniere man gerne spielt und welche nicht so gerne. Man weiß, was einen überall erwartet. Wenn man die Plätze bereits mehrmals gespielt hat, dann braucht man zudem nicht so viele Proberunden spielen wie im ersten Jahr und bereitet sich ein wenig anders auf die Turnierwochen vor. Einige Turniere sind Aber jedes Jahr immer wieder etwas Besonderes, zum Beispiel das Turnier in Wentworth (BMW PGA Championship, Anm.d. Red.), aber natürlich auch die BMW International Open bei uns in Deutschland. Die Turniere in Abu Dhabi und Dubai gehören auch zu den jährlichen Highlights.

Golf Post: Gehst du die Turniere anders an als in deinem ersten Jahr?

Max Kieffer: Bis vielleicht auf die Anzahl der Proberunden würde ich das nicht sagen. Man versucht sich immer bestmöglich vorzubereiten. Man hat immer einen klaren Plan an dem man arbeitet. Dieser passt sich der Spielentwicklung an und orientiert sich an den aktuellen Schwächen. Dabei ist es egal, ob das bei einem Amateurturnier war, auf der Challenge Tour, das erste Jahr auf der European Tour oder das 15., dadurch ändert sich eigentlich nichts.

"Die Euphorie wird ein bisschen gebremst"

Golf Post: Ändert sich das auch nicht, wenn man im ersten Jahr zum ersten Mal mit seinem Idol im Flight spielt?

Max Kieffer: Der Trainings- und Turnierplan sollte sich eigentlich auch in diesem Fall nicht ändern. Doch natürlich ändert sich die Anspannung, wenn man im ersten Jahr auf einmal neben Sergio (Garcia; Anm. d. Red.) auf der Range steht. Dann ist das schon cool und eine neue Erfahrung. Aber auch daran gewöhnt man sich relativ schnell. Wie gesagt, die Euphorie, die man im ersten Jahr hat, wird mit der Zeit ein bisschen gebremst. Alles wird mehr zur Gewohnheit.

Golf Post: Vielleicht steigert die Routine auch ein wenig die Leistungsfähigkeit.

Max Kieffer: In meinem Rookie-Jahr auf der European Tour habe ich glücklicherweise sehr gut angefangen. Das ist, glaube ich, im ersten Jahr sehr wichtig. Wenn man gut anfängt und direkt merkt, ich kann hier mitspielen, dann gibt das viel Selbstvertrauen, dann schwebt man so ein bisschen auf einer Wolke, die einen trägt. Ich glaube, es gab auch ein paar deutsche Spieler, die einfach keinen so guten Start und dadurch zu kämpfen hatten. Im ersten Jahr weiß man noch nicht, wie gut man wirklich ist und was einen erwartet.

Golf Post: Hat sich der Blick auf dich von außen, von uns Journalisten oder von Zuschauern und Fans oder auch Kollegen auf der Tour verändert?

Max Kieffer: Das Journalisteninteresse war eigentlich die ersten drei Jahre am größten, da ich da sehr gut gespielt habe. Im ersten Jahr war es gut, dann im dritten Jahr sehr intensiv und auf einmal haben auch viele gehofft, dass da vielleicht der nächste Martin Kaymer kommt. Das ist jetzt aktuell nicht mehr ganz so ausgeprägt würde ich sagen. Bei den Kollegen auf der Tour habe ich mittlerweile Rookiestatus verloren und mich etabliert. Und seitens der Zuschauer freue ich mich immer über jegliche Unterstützung. Besonders bei den Turnieren in Deutschland weiß ich diese sehr zu schätzen.

"Jeder der hier ist, spielt gutes Golf"

Golf Post: Wie ist es unter Kollegen? In deinem ersten Jahr wussten die meisten der anderen Spieler vermutlich nicht, wer du bist.

Max Kieffer: Ja, klar. Es kommen immer wieder neue, junge Spieler nach und im ersten Jahr kannte man noch nicht so viele. Das kann auch ein wenig einsam sein. Mittlerweile kennt man schon einige mehr. Ich würde nicht behaupten, dass sich Wahrnehmung stark ändert. Jeder der hier ist, spielt gutes Golf und das weiß auch jeder. Daher ist der Umgang untereinander grundsätzlich immer respektvoll und es entwickeln sich auch einige Freundschaften unter den Spielern.

Golf Post: Kommen andere junge Spieler wie Nikolai von Dellingshausen oder Max Schmitt auf dich zu und fragen dich nach Tipps?

Max Kieffer: Es geht, viele sind es nicht. Nikolai kenne ich gut, ich wohne nur 300 Meter von ihm entfernt und wir verstehen uns gut und machen auch privat viel gemeinsam. Vor der BMW International Open bei Köln habe ich mit Hurley Long gespielt, der dort sein erstes Tour-Turnier spielte. Da konnte ich ihm natürlich ein bisschen über den Platz helfen, weil ich den Lärchenhof gut kenne. Nach Tipps fragt mich eigentlich niemand. Das habe ich am Anfang wahrscheinlich auch zu wenig getan.

Golf Post: Das wäre meine nächste Frag gewesen: An wem hast du dich am Anfang orientiert?

Max Kieffer: Ich hab im ersten Jahr eigentlich das meiste mit Moritz Lampert gemacht. Wir haben uns gegenseitig unterstützt aber eigentlich alles Learning-by-Doing gehandhabt.

"Das sind Events, wo man persönlich etwas mitnehmen kann"

Golf Post: Wie ist das denn mit Partnern und Sponsoren, wie verändern die sich denn im Laufe der Karriere?

Max Kieffer: Je besser man spielt, desto mehr potentielle Partner gibt es. Aber ich konnte mich eigentlich immer glücklich schätzen mit Sponsoren. Schon direkt am Anfang auf der Challenge Tour hatte ich das Glück, Sponsoren zu haben, gerade da diese Tour finanziell nicht so lukrativ ist. Ich konnte dadurch mein erstes Jahr selbst finanzieren, das war auf jeden Fall gut und hilfreich. Dann braucht man nicht von Woche zu Woche schauen, sondern hat einen Plan, an den man sich halten kann. Auch danach hatte ich immer gute Partner. Wir haben immer gegenseitig davon profitiert, hatten immer angenehme Partnerschaften, bei denen auch die Chemie gestimmt hat.

Golf Post: Machst du Unterschiede zwischen verschiedenen Sponsoren und Partnern aus?

Max Kieffer: Ja klar, es gibt Sponsoren, die anders sind und verschiedene Zielgruppen ansprechen, bei denen man anders ins Marketing mit eingebunden wird. Ich hatte mit BMW Tage, da haben wir auf der Rennstrecke Videos gedreht. Das war natürlich ein ganz besonderes Erlebnis. Wenn es Fotoshootings sind, dann ist es manchmal ein bisschen anstrengender. Aber auch das gehört dazu. Mit der Allianz war ich kürzlich in St. Andrews, das war ziemlich cool. Es waren viele interessante Leute da, das war ein super Event. Wir haben im "Home of Golf" den Old Course gespielt. Das hat mir viel Spass gemacht. Nicht nur aus dem Golfsport habe ich dort interessante Menschen kenngelernt, sondern auch aus anderen Bereichen, wie anderen Sportarten oder der Wirtschaft. Das sind dann natürlich Veranstaltungen bei denen man auch persönlich etwas mitnehmen kann und die Zeit schnell verfliegt.

Das Interview führte Tobias Hennig im Rahmen eines Termins bei Max Kieffers Partner, der Allianz.


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