Panorama

Kommentar: Die European Tour macht’s richtig

25. Okt. 2012 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

George O'Grady, der Chef der European Tour, will gegen die Abwanderung auf die PGA Tour kämpfen. Den ersten Schritt hat er mit der Lockerung der Bestimmungen getan. (Foto: Getty)

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George O'Grady, der Chef der European Tour, will gegen die Abwanderung auf die PGA Tour kämpfen. Den ersten Schritt hat er mit der Lockerung der Bestimmungen getan. (Foto: Getty)

Martin Kaymer wählt die Doppelmitgliedschaft auf PGA und European Tour: Wie die meisten seiner Ryder-Cup-Mitstreiter schafft sich nun auch der PGA-Champion und Race-to-Dubai-Gewinner von 2010 ein Standbein jenseits des Atlantiks. Das tue er, weil‘s die Kalender für 2013 hergäben, teilte Kaymer via Internet mit. Schon ein flüchtiger Blick ins 2012er Buch zeigt, dass er für die Grätsche nur ein paar europäische Turniere gegen lukrative US-Gastspiele austauschen muss. Anrechenbare Team-Wettbewerbe braucht es gar nicht.

Ursache und Wirkung werden verwechselt

Die European Tour leistet keineswegs der Abwanderung ihrer Stars Vorschub, wenn sie ihren Mitgliedern Ryder und Presidents Cup sowie Seve Trophy zur Anrechnung auf die 13 Pflichtturniere freigibt – hier werden Ursache und Wirkung verwechselt. Sie hält den Kaymer und Co. vielmehr die europäische Tür auf und macht ihnen eine Doppelmitgliedschaft schmackhaft, um ihre populärsten Köpfe nicht komplett an die PGA Tour zu verlieren. Das ist weder ein genialer Schachzug noch Totengräberei, bloß Pragmatismus wider den Trend.

Denn abwandern würden die Stars über kurz oder lang sowieso. Ihre weitgehende Abstinenz im European-Tour-Geschehen unterhalb der Top-Veranstaltungen ist doch eh Fakt. Martin Kaymer war bislang eine Ausnahme, hat aber wie Rory McIlroy und Luke Donald z. B. den Lebensmittelpunkt längst in den USA. Mit der Doppelmitgliedschaft bleiben sie wenigstens alle dem Race to Dubai erhalten.

Golf in Europa schwächelt am miesen Wirtschaftsklima

So wie weiland ganze Völkerstämme auf der Suche nach neuen Weidegründen in Bewegung gerieten, so folgen heuer die Berufsgolfer dem Geruch des Geldes. Das ist im Wechselspiel von Angebot und Nachfrage verständlich und wohl auch ihr gutes Recht.

Die US-Tour ist trotz Dollar-Krise nach wie vor gut parfümiert, erst recht für Europäer. Und an den Rändern der traditionellen Golfwelt sind bekanntlich neue, verlockende Duftmarken entstanden: auf der arabischen Halbinsel, in Asien.

Hierzulande indes schwächelt das Golfgeschehen im wirtschaftlich miesen Klima, kümmern Turniere vor sich hin oder werden gleich abgesagt, sofern nicht Konzerne, ja ganze Staaten ein zahlungskräftiges Interesse am Sponsoring haben - siehe das Engagement von BMW oder das Volvo World Match Play in Bulgarien, siehe Turkish Golf Open.

Die Aushängeschilder wenigstens teilweise erhalten

Nicht von ungefähr hat die European Tour ihre Expansion in andere Kontinentalmärkte schon vollzogen; als nächste lebenserhaltende Maßnahme versucht sie, sich ihre Aushängeschilder per erleichterter Doppelmitgliedschaft wenigstens teilweise zu erhalten.

Noch ein Wort zum Thema World Tour: Haben wir die nicht längst? Man betrachte nur die Mehrklassen-Golfgesellschaft, wo sich die Top-Stars die bestdotierten Turniere herauspicken, aufs Handgeld schauen und ansonsten einbauen, was zur Einstimmung auf die Höhepunkte nötig ist? Offiziell indes wird es eine World Tour sicher so schnell nicht geben. Allein schon, weil keine der beiden Touren ihren jeweiligen Sprengel aufgeben will und die Comissioner Finchem und O‘Grady als Doppelspitze á la Tim & George kaum vorstellbar sind.

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