Panorama

Erik Anders Lang: „Golfer sind wie Überlebende auf einem sinkenden Schiff“

16. Okt. 2018 in Köln, Deutschland

Eric Anders Lang zeigt in seiner Show "Adventures in Golf" die entlegendsten Orte und spannendsten Menschen rund um den Golfsport. (Foto: Twitter.com/EricAndersLang)

Eric Anders Lang zeigt in seiner Show "Adventures in Golf" die entlegendsten Orte und spannendsten Menschen rund um den Golfsport. (Foto: Twitter.com/EricAndersLang)

Mit "Adventures in Golf" hat Eric Anders Lang eine Show geschaffen, die ihres gleichen sucht. An den entlegendsten Orten der Welt treibt der Dokumentarfilmer und Produzent Geschichten, Personen und Mythen rund um den Golfsport auf und dokumentiert sie auf seine eigene Weise. Vor dem Start der dritten Staffel sprach Golf Post mit Lang über die abenteuerlichsten Reise, die einprägsamsten Erlebnisse und nackt-Golf.

"Adventures in Golf" Eric Anders Lang im Interview

Golf Post: Sprechen wir zuerst über "Adventures in Golf" (Serie von Erik Anders Lang, Anm. d. Red). Was war Dein abenteuerlichstes Erlebnis im Golf?

Erik Anders Lang: Das kommt darauf an, wie man Abenteuer definiert. Manchmal ist es etwas Gefährliches, aber normalerweise meint Abenteuer etwas Unbekanntes. In der zweiten Staffel (von Adventures in Golf, Anm. d. Red.) gibt es zwei Episoden, die so nicht geplant waren. Die Folgen im Askernish Golf Club und im Himalayan Golfclub. Wir haben unsere geplanten Szenen gedreht. Dann haben wir sonntags zu Abend gegessen und irgendwer meinte: "Wie sieht es mit dem Askernish Golfclub aus?". Das nächste woran wir uns erinnern ist, dass wir im Flugzeug saßen, ohne zu Wissen, was passiert. Wir wussten nicht ob der Platz offen ist oder wo wir unterkommen. Aber alle waren in diesem Flugzeug und wir sind einfach hingeflogen. Das war aufregend und ein Erlebnis voller Abenteuer. Genau so beim Himalayan Golfclub. Wir wollten Pratima abholen in Kathmandu und mussten Freitag Nachmittag einen Flug nehmen. Am Donnerstag morgen buchten wir uns einen Flug für den Nachmittag nach Pokhara und hatten dort ungefähr 20 Stunden Zeit. Es war magisch.

Dann gibt es noch etwas, was vielleicht nicht direkt die Frage beantwortet, aber von dem ich glaube, dass man darüber sprechen sollte. Island! Es war nicht wirklich ein Abenteuer in dem Sinne. Ich wusste, dass die Sonne dort die ganze Nacht scheint und es gutes Golf gibt. Es hat sich nicht mehr so angefühlt, als würden wir noch auf der Erde reisen. Natürlich hört sich das jetzt auch gut an, um Leute von der dritten Staffel zu überzeugen, aber Golf in einem Land zu spielen, wo die Sonne nicht untergeht war eine Erfahrung, für die ich noch nicht bereit war. Es war seltsam und wunderschön und verwirrend.

Golf Post: Gab es jemals etwas, was zu gefährlich, zu abenteuerlich oder zu aufregend war? Bei dem Du gesagt hast, "Das sollten wir besser nicht tun"?

Erik Anders Lang: Ich wollte nach Afghanistan und dort ein paar Golfclubs besuchen. Ich werde keine Namen nennen, aber ein Großteil meiner Crew wollte nicht nach Afghanistan. Das besondere an "Adventures in Golf" ist, dass es sehr kreativ, wild und unerwartet ist. Aber es ist auch alles halbwegs geplant. Wir müssen zu den Orten fliegen und meistens folgt ein Flug auf den nächsten, dann muss der Terminplan schon passen. Ich hatte mehrere Telefonate mit zwei Herren vom Golfclub in Kabul. Ich sprach auch mit amerikanischen Journalisten und Soldaten, die in Afghanistan dienten und sie meinten, "Das ist kein Problem, mach dir keine Sorgen". Es war geplant, dort hinzufahren für die dritte Staffel, aber es hat nicht gut in den Terminplan gepasst. Wir versuchen es in der vierten Staffel zu machen.

In der ersten Staffel wollte ich auch mal nach Nordkorea. Dort gibt es ein Amateur-Golf-Turnier jeden Oktober und es hätte perfekt mit der Reise nach Japan zusammengepasst. Ich trat in Verbindung mit britischen Reiseveranstaltern, weil US-amerikanische mich nicht dorthin bringen konnten. Also habe ich mir eine britische Firma gesucht, die mich zu diesem Event bringen sollte. Aber genau zu dieser Zeit wurde ein amerikanischer Student verhaftet, weil er ein Poster stahl. Dann dachte ich mir, "sowas würde ich auch machen" und ich wollte dann doch nicht verhaftet werden. Danach kam heraus, dass der Student starb, nachdem er, während der gesamten Zeit des Drehs von "Adventures in Golf", im Gefängnis saß.

"Das neue Gesicht der Serie ist wesentlich fortgeschrittener"

Golf Post: Du hast schon etwas über die dritte Staffel gesprochen. Du begibst dich zum Beispiel nach Island. Gibt es weitere Informationen, die Du uns geben kannst?

Erik Anders Lang: Das besondere an der neuen Staffel ist, dass wir jetzt viel mehr darüber wissen, wie wir das Ganze angehen. Sei es das Drehen, das Konzept oder unser Denken über die ganze Show. Bei jeder Dokumentation, solang es eine echte Dokumentation ist, findet man das meiste erst heraus, wenn man unterwegs ist. Wir haben jetzt 20 Folgen mit jeweils zehn Minuten Laufzeit gedreht, also es war eigentlich eine dreistündige Dokumentation an der wir arbeiteten. Das neue Gesicht der Serie ist wesentlich fortgeschrittener. Nach jedem Dreh, den wir dieses Mal hatten, dachte ich mir "das ist unsere beste Folge". Ja, es ist unmöglich zehnmal die beste Episode zu machen, aber nach jeder Folge haben wir uns gefühlt, als könnten wir es nicht noch besser machen.

Wir waren in Japan einige Tage mit einem Mann unterwegs, der Golfschläger herstellte und haben uns den ganzen Prozess angeschaut. Wir waren tagelang im australischen Outback, wo wir 18 sporadisch miteinander verbundene Löcher spielten. In Hawaii waren wir auch und spielten Golf mit einer Gruppe von rehabilitierten Soldaten, die Golf dazu nutzten, nach den grausamen Erfahrungen des Krieges, wieder zurück in ein normales Leben zu finden. Wir spielten mit Leuten, die von der Geschichte des Golfsports so fasziniert waren, dass sie mit 100 Jahre alten Schlägern spielten. Und dazwischen gibt es viele weitere interessante Episoden wie in Death Valley, in Island oder auf einem einem 9-Loch-Kurs auf einem mehrere Millionen teuren Anwesen, der zu einem lokalen Kurs werden will. Wir haben überall gesucht und ich denke jede einzelne Folge für sich ist ein wundervolles Erlebnis.

Golf Post: Hast Du jemals Anfragen von deutschen Golfkursen bekommen? Oder gibt es die Idee für "Adventures in Golf" mal nach Deutschland zu kommen?

Erik Anders Lang: Ich bekomme unglaublich viele Nachrichten mit der Bitte mal vorbeizukommen und mit Hinweisen auf tolle Abenteuer. Ich plane schon, alle Möglichkeiten dieser Welt auszuschöpfen und Deutschland ist die Heimat meiner guten Freunde von Vice Golf. Dazu gibt es in Deutschland verschiedenste Arten von Landschaften. Es gibt die Alpen, es gibt Küsten-Regionen und man darf sehr schnell fahren. Man kann also viele Kurse spielen.

Ich sehe eine Welt, in der sich "Adventures in Golf" und ähnliche Shows auf ein Land oder eine Art von Landschaften konzentrieren und dort alles entdecken können, was mit Golf zu tun hat. Sei es das Spielen eines Spitzenplatzes mit einem Ortskundigen wie zum Beispiel Martin Kaymer oder eines günstigen, öffentlichen Platzes. Man könnte schauen, fast wie eine Thesis, wie unterschiedliche Kulturen an das Golfspiel herangehen. Am meisten bedaure ich, dass eine Folge von "Adventures in Golf" nur zehn Minuten lang ist. Es ist nur ein kleiner Teil eines großen Ganzen und es gibt so viele andere Möglichkeiten, sich damit auseinanderzusetzen, deshalb versuche ich immer mehr Sachen zu machen.

Golf Post: Du hast mit Sicherheit viele verschiedene Personen während Deiner Arbeit getroffen. Welche war die interessanteste, erschreckendste oder lustigste Person?

Erik Anders Lang: Erinnerungen verwischen im Leben, aber wir filmten kürzlich mit einem Mann in Buffalo, New York, der einen Golfkurs in seinem Hinterhof errichtet hat. Sein Name war Dick Beyer, aber er wollte, dass ich ihn während des Interviews nur "The Destroyer" nenne. Er ist ein maskierter Wrestler, war sehr berühmt in Japan und brachte eine japanische Art des Golfs nach Amerika. Er hat eine interessante Art in seiner Erscheinung, weil man erwartet, dass er brutal ist. Er groß, er ist stark und trägt diese Maske. Aber er war eine sehr höfliche Person, egal ob im Interview, wenn die Kamera nicht lief oder auf dem Golfplatz. Er hatte einen großartigen Humor. Er sieht etwas übel zugerichtet aus, aufgrund seiner Wrestler-Karriere und ständiger Schläge auf den Kopf. Ich fand ihn sehr speziell als Person. Ansonsten denke ich noch an Pratima aus Kathmandu. Sie hatte so viel Herz und Geist. Es macht mir Spaß, wenn wir eine Folge haben, die sich auch auf solche Sachen konzentriert, weil wir das nicht immer machen können. Aber diese beiden sind vermutlich die besondersten Menschen, bei denen ich das Glück hatte, mit ihnen Zeit verbringen zu dürfen.

"Es geht definitiv um die Menschen"

Golf Post: Ist das die Essenz von "Adventures in Golf"? Interessante und hingebungsvolle Personen zu treffen und nicht die Golfplätze, weil großartige Golfplätze gibt es überall?

Erik Anders Lang: Der Witz ist, dass es bei "Adventures in Golf" natürlich um Golf geht, weshalb Leute, die kein Golf mögen, die Show vermutlich auch nicht mögen. Dahingehend habt Ihre absolut recht, es geht um die Leidenschaft der Menschen für das Golfspiel. Egal wohin man im Leben geht, man kann Gemeinsamkeiten mit allem und jedem finden. "Oh wir leben auf der selben Straße", "Oh wir leben in der selben Stadt", "Oh wir leben im selben Land", "Oh wir leben auf dem selben Planeten". Das tolle an "Adventures in Golf" ist, dass wir so Bindungen zu einzelnen Personen aufbauen können. An Golfern ist lustig, dass wir alle so viel gemeinsam haben, sobald wir in dieses Spiel kommen. Wie Überlebende auf einem sinkenden Schiff. Wir haben alle die gleichen Dinge durchgemacht, deshalb finde ich es lustig auf einem Golfplatz so viele verschiedene Sachen zu sehen.

Der andere interessante Aspekt der Frage ist, manchmal kommen wir an ein Set und wissen, wer dabei ist. Das kann Pratima sein, "Dick the Destroyer" oder diese Gruppe von Soldaten. Dann kann es sein, dass wir gerade mal wissen, wo wir hinfahren und spielen wollen. Und am Ende der Episode sagen wir meist, "Wir haben sie gefunden". Es ist diese intuitive, zufällige Suche nach: Um wen dreht sich diese Folge? Wer erzählt die Geschichte am besten, die wir erzählen möchten? In Island war der Architekt Edwin Roald eher zufällig dort und wurde plötzlich das Kernstück der Episode. Wir versuchen immer diese Personen zu finden, die die Idee hinter "Adventures in Golf" verkörpern, ohne die Show vielleicht jemals gesehen zu haben. Es geht definitiv um die Menschen.

Golf Post: Noch eine abschließende Frage: Wie oft hast Du nackt Golf gespielt, seit Deinem Erlebnis in Florida? Das wurdest Du vermutlich schon oft gefragt.

Erik Anders Lang: Nein, das wurde ich tatsächlich noch nicht gefragt. Das einzige Nackt-Golf-Erlebnis hatte ich mit einem meiner besten Freunde. Wir treffen uns mehrmals im Jahr und spielen Golf an aufregenden Orten, wir arbeiten viel zusammen und spielen Turniere gemeinsam. Er war einer der Ersten, die ich im Golf kennengelernt habe. Wir spielten letztes Jahr im Oktober den ganzen Tag mit einer großen Gruppe von Leuten. Zehn bis zwölf Personen und dazu zwei Hunde. Es war großartig und unsere Hotels waren am Par-3-Kurs. Naja, eine Gruppe von Männern, die ein paar Drinks hatten halt. Irgendwann sprachen wir über eine neue Episode und irgendwer meinte, er hätte Golf noch nie nackt gespielt. Und ich sagte "yolo" (Abkürzung für "you only live once", Anm. d. Red.). Sie zogen ihre Klamotten aus, spielten ein oder zwei Löcher und meinten es wäre etwas frisch. Ich habe mich nicht ausgezogen, aber ich werde es noch machen, da bin ich mir sicher. Aber normalerweise spiele ich maximal Barfuß, ehrlich.

Golf Post: Vielen Dank für das Gespräch.

(Das Interview führten Robin Bulitz und Tobias Hennig)


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