Panorama

Wenn der Pegel sinkt, bleiben Schlamm und ausgespülte Bunker

06. Jun. 2013 von Juliane Bender in Hebertsfelden, Deutschland

Nicht nur der Rottaler Golfclub bei Passau muss regelmäßig gegen Wassermassen angehen. Dieses Foto wurde im La Costa Resort in Californien aufgenommen. (Foto: Getty)

Die vergangene Woche war für Markus Ellinger keine erfreuliche. Als der Chef des Rottaler Golfclubs am Montag auf seine Anlage blickte, stand der Platz komplett unter Wasser; so tief, dass das Halfway-Häuschen am zehnten Loch bis unters Dach vollgelaufen war.

Der Pegel sinkt - zurück bleiben Schlamm und ausgespülte Bunker

Jetzt ist das Fairway und sein Häuschen wieder gut zu sehen. Aber der Platz ist nicht bespielbar; die Grüns und Fairways sind bedeckt mit Schlamm, die Bunker sind leer, weil aus ihnen der Sand herausgespült wurde. Die Markierungen der Hindernisse fehlen völlig - sie sind vom Wasser aus dem Boden gerissen worden.

Grund für die Überschwemmung ist der nahe gelegene Rottauensee, ein Stausee, der aufgrund der starken Regenfälle im Gebiet Postmünster - Passau - Deggendorf so angeschwollen ist, dass sich ein Rückstau bis auf den Golfplatz von Markus Ellinger ergab. "Dieser Rückstau ist an sich nichts Ungewöhnliches", berichtet der Geschäftsführer des Rottaler GC. "Wir erleben hier öfter kleinere Überschwemmungen. Aber das ist wirklich das schlimmste Hochwasser, das ich in 19 Jahren im Club erlebt habe; auch wenn es sich bei uns im Vergleich zu Passau und Deggendorf, wo wirklich Existenzen bedroht sind, noch fast um eine Lappalie handelt."

Tatsächlich ist es im nahe gelegenen Passau zu Wasserhöchstständen von 12,80 Meter gekommen und übersteigt damit deutlich die Werte des Jahrhunderthochwassers von 2002. Einen Pegel über zwölf Metern soll es zuletzt im Mittelalter gegeben haben. Das ist selbst für den wassererprobten Rottaler Golfclub neu.

"Wir müssen uns beeilen, sonst wird der Schlamm hart wie Beton"

Rottaler GC

Das Halfway-Häuschen des Rottaler GC am Montag: Das Wasser steht 1,80m hoch. (Foto: Facebook)

Inzwischen ist das Wasser im Rottaler Golfclub weitgehend abgeflossen, allerdings beginnt jetzt die eigentliche Tortur für Ellinger und seine Greenkeeper. "Der erste Schritt wird jetzt sein, die Grüns vom Schlamm zu befreien. Das muss schnell gehen, sonst wird er hart wie Beton und dann können wir die Grüns erstmal vergessen", so Ellinger, der die Aktivitäten seiner sieben Greenkeeper koordiniert. Diese sind mit sogenannten Schiebern im Einsatz und ziehen die Grüns ab, ähnlich wie es aus den Duschen in Schwimmbädern kennt.

"Bei den Fairways ist diese Methode jedoch kaum möglich, das ist einfach zuviel Fläche", erläutert Ellinger weiter. "Die lassen wir stattdessen gut trocknen und 'striegeln' sie dann, kämmen quasi den Rasen des Fairways mit speziellen Rechen, damit sich der getrocknete Schlamm auflockert."

"So paradox es klingt: Wir hoffen wieder auf ein wenig Regen"

Hätte Markus Ellinger keine Versicherung abgeschlossen, würde es teuer für ihn und seinen Golfclub. Eine Woche lang ist der Golfplatz komplett gesperrt, die ersten neun Löcher können frühestens nächste Woche wieder bespielt werden. Wann der ganze Platz mit allen 18 Löchern wieder fit ist, ist noch nicht abzusehen; "vielleicht in zwei Wochen" - Ellinger ist optimistisch. In dieser Zeit fallen Einnahmen nicht nur durch Greenfee aus, auch Trainerstunden, Restaurant- und Shopeinnahmen bleiben aus.

"Ohne Versicherung würde uns das Hochwasser 40.000 oder 50.000 Euro kosten", rechnet der Geschäftsführer vor. Durch die Golfplatzversicherung ist der Club aber von den gröbsten finanziellen Sorgen befreit. Für die Mitarbeiter des Rottaler Golfclubs und Markus Ellinger dreht sich derweil weiterhin alles um's Wetter: "So paradox es klingt: Damit die Fairways und Grüns sauber werden, hoffen wir wieder auf ein wenig Regen."


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