Golfreisen

Zwischen Gibraltar und Costa del Sol – Geschichte mit Ausblick

16. Mai. 2020 von Tobias Hennig in Köln, Deutschland

An Spaniens südlicher Mittelmeerküste golft es sich mit Blick auf den Affenfelsen von Gibraltar.

An Spaniens südlicher Mittelmeerküste golft es sich mit Blick auf den Affenfelsen von Gibraltar. (Foto: Alcaidesa Links Golf Resort)

Die Costa del Sol, jener Mittelmeerküstenabschnitt, der den Sonnenschein schon im Namen trägt, lädt Golfer ganzjährig zum Verweilen ein. Das gilt auch für den etwas kürzeren Strandstreifen, der sich unterhalb des Rio Guardiaro bis zur Halbinsel Gibralter mit seinem berühmten Affenfelsen erstreckt. Dieser bildet gleichzeitig das eindrucksvollste Motiv, das sich auf den zahlreichen Golfplätzen entlang der Küste Südspaniens immer wieder auftut und förmlich zu Erinnerungsbildern einlädt.

Wie hügelig die Küste der Provinz Cadiz tatsächlich ist, erschließt sich bei einer Anreise von Nordwesten her nicht direkt. Durch flaches, karges, zuweilen ödes Land fährt man eine gute Stunde vom internationalen Flughafen in Jerez, durch den Nationalpark "Los Alcornocales", bis man das Mittelmeer erreicht. Der Weg von Malaga gen Südwesten empfängt den Besucher da schon freundlicher. Die Küstenautobahn gibt zwischen den felsigen Hügeln immer wieder den Blick frei auf die offene See und die kleinen Orte, die sich auf Meereshöhe zwischen Felsen und Wasserkante drängen.

Mittlere Klettertour bei frischer Seebriese

Von der Topographie geprägt sind auch die Golfplätze dieser Region. So flach wie das Hinterland sein mag, so hügelig ist die Küste. Zwar schützen die Berge im Rücken der Küste vor Nordwind, für Golfer heißt das jedoch, dass 18 Loch ohne Trolley oder Cart zu einer mittleren Klettertour ausarten können. Und dann wäre da natürlich noch die Seebriese, die jeder in seine Schlagvorbereitung einbeziehen sollte, der sich über einen der zahllosen "Vollgas-Abschläge" bergab freut.

Die gibt es auf jedem der über zehn Golfplätze, die sich in der Region in unter 30 Minuten Fahrzeit erreichen lassen. Darunter ist nicht nur einer der bekanntesten und besten Golfclubs Europas, sondern auch ein paar weniger bekannte Perlen.

Valderrama GC - Aushängeschild und Nobelclub

Empfangsgebäude im Valderrama Golf Club (Foto: Golf Post)

Empfangsgebäude im Valderrama Golf Club (Foto: Golf Post)

Beginnen wir mit dem Aushängeschild des spanischen Golf: Dem Valderrama Golf Club. Die exklusive Anlage in San Roque war jahrelang Ausrichter des hochdotierten Volvo Masters, welches bis zur Einführung des Race to Dubai 2009 das Abschlussturnier der European-Tour-Saison war. Wer sich den Traum erfüllen möchte, den Platz zu erleben, der 1997 als erster auf europäischem Festland den Ryder Cup ausrichtete, muss tief in die Tasche greifen. Für mindesten 300 Euro darf man sich dann aber auch der Exklusivität sicher sein, die sonst Herrschaften wie der Chef der Santander Bank genießen.

Ins gleiche Clubhaus wie der Bankenchef darf man als Greenfeespieler freilich nicht. Für "Laufkundschaft" steht ein separates Restaurant zur Verfügung, das es jedoch an nichts fehlen lässt. Um eine Startzeit zu buchen, empfiehlt  sich der Gang zum "Golf-Desk" fast jeden Hotels. Die Vermittlung sollte so einfacher gelingen. Auf Gäste ist man im feinen Valderrama Golf Club nämlich nur mäßig gut vorbereitet. Journalisten ist auch nach Voranmeldung ein Rundgang über die Driving Range zum ersten Tee untersagt, von Fotos soll gar nicht erst die Rede sein. Als zahlender Gast wird einem das Erinnerungsfoto auf der Runde hingegen nicht verwehrt.

San Roque Old - 6.494 Meter Golfgeschichte

San Roque Old (Foto: Getty)

San Roque Old (Foto: Getty)

San Roque Old war 2005 Schauplatz der Open de Espana. Zudem verdienten sich hier unter anderem Padraig Harrington, Lee Westwood, Ian Poulter und Justin Rose ihr Ticket auf die European Tour, als der Old Course noch jährlicher Ausrichter der Qualifying School war. Am Fuße der Sierra Bermeja erstrecken sich die 6.494 gepflegten Meter Golfgeschichte, die vergleichsweise flach daherkommen. Grundsätzlich ist das Golfspielen hier Mitgliedern vorbehalten, es gibt allerdings auch tägliche Startzeiten für Gäste. Einfacher bekommt man da schon eine Tee Time auf der 2003 eröffneten, zweiten 18-Loch-Anlage, dem New Course, der von der spanischen Golfikone Seve Ballesteros co-designed wurde. Auch wenn das Greenfee der neueren Anlage (zwischen 6 und 90 Euro) nur circa die Hälfte der alten kostet (zwischen 120 und 155 Euro), sollte man sich San Roque Old nicht entgehen lassen.

Alcaidesa Links - Küstenkurs und Affenfelsen

Blick auf Gibraltar (Foto: Alcaidesa Links Golf Resort)

Blick auf Gibraltar (Foto: Alcaidesa Links Golf Resort)

Alcaidesa Links bietet einen der faszinierendsten Blicke, die die Küste südlich der Costa del Sol zu bieten hat. Die meisten Bahnen sind entlang der Küste drapiert, so dass man von vielen Abschlägen aus einen freien Blick auf den berühmten Felsen Gibraltars hat. In seiner Lage liegt auch die größte Schwierigkeit des Kurses. Wer sich am Alcaidesa Links versuchen will, sollte sich auf Wind einstellen. Der bläst zuweilen frisch von der See Richtung Landesinnere. Auch auf dem Par-72-Kurs empfiehlt sich ein Cart oder zumindest ein Trolley für diejenigen, die sich nicht von den Bergen Andalusiens auszehren lassen wollen.

Die Mittelmeerküste im Süden Spaniens eignet sich ausgezeichnet für einen Golfurlaub. Die Plätze in der Region sind zuweilen kostspielig, versprühen aber für den, der es zu schätzen weiß, historisches Flair bedeutsamer Momente der Golfgeschichte.


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