Panorama

Sportler des Jahres: Was müssen Golfer noch alles tun?

21. Dez. 2017 von Alexandra Caspers in Köln, Deutschland

Sergio Garcia und Rory McIlroy sind trotz ihrer herausragenden Leistungen bei Auszeichnungen zum Sportler des Jahres übergangen worden. (Foto: Getty)

Sergio Garcia und Rory McIlroy sind trotz ihrer herausragenden Leistungen bei Auszeichnungen zum Sportler des Jahres übergangen worden. (Foto: Getty)

Was muss man als Golfer tun, damit die eigenen Leistungen von den Medien anerkannt werden? Diese Frage bringt Golfer und Golffans Jahr für Jahr wieder in Rage. Der aktuellste Anlass ist die Verleihung des SPOTY-Awards (Sports Personality of the Year) der BBC. Nur knapp 45 Sekunden der 135-minütigen Übertragung widmete man den Errungenschaften im Golf, der Brite Tommy Fleetwood wurde trotz seines Race-to-Dubai-Sieges nicht einmal für den Award nominiert und auch Sergio Garcia wurde mit seinem Masters-Sieg in der Kategorie Overseas Sports Personality of the Year übergangen. Georgia Hall, die die Geldrangliste der LET gewann, wurde mit keinem Wort erwähnt.

Golf wird im "Home of Golf" wenig gewürdigt

Gerade im Mutterland des Golf ist dies besonders enttäuschend, aber keine Überraschung, sondern ein Trend, der sich seit einiger Zeit fortsetzt. Der letzte und erst zweite Golfer, der den Spoty-Award gewann war Nick Faldo 1989. Die fehlende Präsenz von Golf bei der Preisverleihung ist im Einklang mit der fehlenden Live-Übertragung des Sports durch die BBC. Und selbst wenn Golf repräsentiert wird, dann ohne den gebührenden Respekt - das kritisierte Luke Donald, der seine Leistung herabgewürdigt sah, als seine Nominierung 2011 durch eine Montage seiner Putts mit einem Laserschwert begleitet wurde.

Um als Golfer eine Chance auf eine Nominierung zu haben, muss man den Sport regelrecht dominieren oder ein Major gewinnen - eine Messlatte, die in anderen Sportarten wesentlich niedriger liegt, wie auch die diesjährigen Nominierungen zeigen. Der Torschützenkönig der Premier League, Harry Kane, hat mit seinem Verein Tottenham Hotspur in diesem Jahr keinen einzigen Titel geholt - und wurde Tommy Fleetwood vorgezogen, ebenso wie die Tennisspielerin Johanna Konta, deren Saisonhighlight das Erreichen des Wimbledon-Halbfinals war.

Rory McIlroy wurde seines Titels "beraubt"

Lee Westwood und Luke Donald mussten die besten Golfer der Welt werden, um eine Nominierung zu erhalten, Danny Willett (2016), Justin Rose (2013), Darren Clarke (2011) und Graeme McDowell (2010) erhielten nur durch ihre Majortitel Aufmerksamkeit, waren aber weit entfernt von einem Sieg. Und selbst, wenn ein Golfer die Szene dominiert, wie Rory McIlroy es 2014 tat, als er zwei Majors, ein WGC und den Ryder Cup für Europa gewann, ist dies immer noch kein Siegesgarant. In dem Jahr musste McIlroy zusehen, wie Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton die Trophäe überreicht bekam - unter dem Aufschrei der Golfwelt. McIlroy sei seines Titels "beraubt" worden, hieß es da.

In Deutschland ist die Situation nicht besser. Kein Golfer erhielt je die Auszeichnung "Sportler des Jahres", für Bernhard Langer und Martin Kaymer war der dritte Platz selbst in ihren erfolgreichsten Jahren das Höchste der Gefühle. Bernhard Langer erwischte beispielsweise mit seinem ersten Majorsieg beim Masters 1985 "unglücklicherweise" das Jahr, in dem Boris Becker das Land mit seinem Wimbledon-Sieg in seinem Bann zog. Zuvor hatte er 1981 schon einmal den dritten Platz belegt, nachdem er die European Tour Order of Merit gewann.

2010, als Martin Kaymer sein erstes Major, die PGA Championship, gewann und Europa zum Ryder-Cup-Sieg verhalf, landete er hinter Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel und Tischtennisspieler Timo Boll. Und 2014, in dem erfolgreichsten Jahr in Kaymers Karriere, in dem er einen US-Open-Sieg (als erster Kontinentaleuropäer), einen Players-Sieg und einen Ryder-Cup-Sieg vorzeigen konnte, reichte es nicht mal aufs Treppchen. Wie Rory McIlroy verlor er und stand hinter den zwei Winter-Olympiasiegern Felix Loch (Rodeln) und Eric Frenzel (Nordische Kombination) zurück. Platz 1 belegte Robert Harting mit "nur" einem Europameisterschaftstitel im Diskuswurf.

Hoher Stellenwert in den USA deutlich

International und in den USA ergibt sich ein deutlich anderes Bild. Bei den Laureus Sports Awards, die von über 1000 Journalisten aus 120 Ländern vergeben werden, wurde seit 2000 Tiger Woods zwei Mal geehrt, sowie Rory McIlroy und Jordan Spieth ausgezeichnet. Woods war zusätzliche fünf Mal für seine Leistungen nominiert. Und bei den Verleihungen des Magazins Sports Illustrated sowie des Associated Press Athlete of the Year, der ältesten Auszeichnung für den Weltsportler des Jahres in den USA, sind Golfer häufiger vertreten. Fünf Golfer kürte Sports Illustrated zum Sportler des Jahres, darunter zwei Mal Tiger Woods. Neun Mal wählte die Associated Press einen Golfer an die Spitze und 24 Mal eine Golferin als Athlete of the Year.

Für deutsche und auch britische Golfer und besonders Golferinnen wäre eine solche Würdigung ihrer Leistungen ein Traum und würde einen enormen Beitrag zum Wachstum des Sports leisten.


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