Golfplätze

Golfen auf früherer Mülldeponie

14. Feb. 2014 von Gastautor in Fürstenzell, Deutschland

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen

Vom Clubhaus des Panorama-Golfclubs Fürstenzell sieht man weit über die hügelige Landschaft. Geradezu perfekt erscheint diese idyllische Lage Egon Krassler, dem Betreiber des ersten Feng-Shui-Golfplatzes in Deutschland. Er möchte auf dem Areal neben der 18-Loch-Anlage zusätzlich ein „Golfdorf“ errichten - mit Hotel, Bewegungszentrum und 65 Ferienwohnungen. Für die Region eigentlich ein vielversprechendes Projekt. Aber es regt sich Widerstand. Statt von Idylle ist seit kurzem von Gesundheitsgefahren die Rede.

Müll unter dem Fairway

Der Golfplatz liegt in einem Areal, wo früher eine große Hausmülldeponie gewesen sein soll. Hausmüll, Elektrogeräte, Plastik, unbrauchbare Flüssigkeiten, Öle, Farb- und Lackreste, aber auch gefährliches, krebserregendes Asbest seien dort laut Bund Naturschutz (BN) entsorgt worden. Die Mülldeponie sei in den 1970er und 1980er Jahren intensiv angefahren worden, von Privatleuten und von Unternehmen.

Beim Erwerb der Anlage sei Krassler damals nur flüchtig darüber informiert worden, sagt der Investor. Beim Bau der Parkplätze habe er dann Reste der Hausmülldeponie vorgefunden. „In Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt habe ich diese teilweise abfahren lassen und anschließend mit zwei Meter Frostschutzkies als Unterbau der Parkplätze abgedeckt“, erklärt er. In einem Gutachten von 2006 seien keinerlei Schadstoffe festgestellt worden.

Das bestätigt auch Fürstenzells Bürgermeister Franz Lehner. Zu keinem Zeitpunkt, beteuert er, sei von der ehemaligen Mülldeponie eine Gefahr für die Golfer ausgegangen. „Sonst hätten das Gesundheitsamt und die Gesellschaft für Altlasten doch sofort Auflagen erteilt“, meint der Bürgermeister weiter. Auch Investeor Krassler schwört – wie bei der Philosophie seines Feng-Shui-Platzes – auf die Selbstheilungskräfte der Natur. Er sagt gegenüber Golf Post: „Für die Golfanlage besteht keine Gesundheitsgefahr. Die Schwingung auf unserem Golfplatz über die Akkupunkturpunkte ist so stark, dass sich dieses Energiefeld auf die Golfer sehr positiv auswirkt.“ Die Deponie war bereits vor Jahrzehnten aufgelassen worden und ist längst überwachsen. Nach diesen ersten Untersuchungen während des Golfplatzbaus sei die Thematik daher erst einmal nicht mehr weiter behandelt worden.

Donald Trump baut auf einer Mülldeponie in New York City

Es gibt auch andere Golfplätze, die auf ehemaligen Mülldeponien angelegt werden. Prominentestes und aktuellstes Beispiel ist wohl der Trump Golf Links at Ferry Point in New York City, den Donald Trump in Zusammenarbeit mit Jack Nicklaus zu einem Major-Platz mit Blick auf die Manhattan-Skyline aufbaut und dessen Eröffnung für 2015 geplant ist. Das Gelände des Trump Golf Links wurde bis in die 60er Jahre hinein als Mülldeponie verwendet und ist Gegenstand heftiger Kritik, da es noch immer Methangas absondert und die Werte durch die Umgrabungen überdurchschnittlich hoch sind. Da Trump in New York beliebt ist, hat er jedoch wenig mit Gegenwind der Anwohner zu kämpfen.

Gegenwind gegen Golfdorf in Fürstenzell

Für Krassler hingegen beginnen nun die Untersuchungen auf seinem Platz: Schürfungen, Bohrungen und Laboruntersuchungen. Für Erich Wurstbauer, Vorsitzender der Fürstenzeller Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN), ist das nur die Spitze des Eisbergs: „Nach einer ersten Untersuchung konnte keine Entwarnung gegeben werden. Ganz im Gegenteil, es sind ja weitere Untersuchungen notwendig.“

Doch nicht nur die mögliche Gesundheitsgefährdung ist den Naturschützern ein Dorn im Auge. Auch das geplante Feriendorf im Speziellen. Der BN schreibt in einer Stellungsnahme im Planungsverfahren: „Der Standort, eingeschlossen von Golfplatz, Kreisstraße, Ackerland und ehemaliger Mülldeponie ist völlig ungeeignet.“ Wurstbauer und der BN beklagen eine Zersiedlung einer „schützenswerten Landschaft“ und warnen vor der Gefahr des intensiven Flächenverbrauchs. Sogar eine Interessensgruppe mit dem Namen „Bürger aus Liebe zur Heimat“ hat sich bereits gegründet. Der Widerstand gegen den Anbau des Feriendorfes wächst.

Nachversorgung für Mülldeponie - Mainzer Golfclub

Sollte das Feriendorf neben dem Golfplatz die Untersuchungen überstehen, wäre es in Deutschland nicht die erste Golfanlage auf einer ehemaligen Mülldeponie: Der Mainzer Golfclub wurde ganz bewusst als sogenannte Nachversorgungsinitiative für das Gelände auf einer ehemaligen Mülldeponie gebaut. Der damalige Umweltdezernent und heutiger Abgeordneter für Mainz, Wolfgang Reichel (CDU), sagte damals der Lokalpresse: "Die Folgenutzung und Umwandlung einer ehemaligen Mülldeponie in ein Freizeitgelände hat Modellcharakter und ist bislang in Deutschland einmalig." Es gebe hunderte von Deponien in Deutschland, die geschlossen und nachversorgt werden müssten, so Reichel weiter. Ob vom Feng-Shui-Platz wirklich eine Gesundheitsgefahr ausgeht, wird sich in den nächsten zwei Jahren klären. In dieser Zeit müssen die Untersuchungen durchgeführt und Schlussfolgerungen gezogen werden.

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen
Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen

Feedback