Golf in Deutschland

Golfen mit Tchibo – Mitgliedschaft to go

03. Mrz. 2015 von Oliver Felden in Köln, Deutschland

Die VcG fischt in neuen Gewässern - mehr Golfer mit Tchibo als Partner, ann das klappen? (Foto: flickr.com)

Die VcG fischt in neuen Gewässern - mehr Golfer mit Tchibo als Partner, kann das klappen? (Foto: flickr.com)

Tchibo, das ist guter Kaffee, Hundespielzeug, Bastel-Zubehör und Golfmitgliedschaften. Golfmitgliedschaften? Ganz recht, in einer neuen Partneraktion zwischen der Vereinigung clubfreier Golfer und der traditionsreichen deutschen Handelskette buhlt die VcG um neue Mitglieder. Ein Vorstoß, der in dieser Form neu ist für den Golfmarkt. Die angezählte Branche, die seit Jahren mit demographischen Schwierigkeiten und der zuletzt stagnierenden Zahl an Neugolfern zu kämpfen hat, erkundet innovative Formen, um die Vorzüge des schönsten Sports der Welt an mehr Menschen heranzutragen.

Am 24. Februar 2015 begann die Kampagne zwischen der VcG und Tchibo online und wird einen Umfang von vier Wochen haben, ab dem dritten März beginnt zusätzlich die Kooperation in den Filialen. Innerhalb der "Tchibo Sport"-Themenwoche können interessierte Kunden dann eine VcG-Mitgliedschaft beantragen. Für 195 Euro erwerben sie laut Angebot einen Greenfee-Gutschein im Wert von 80 Euro und können "bundesweit mehr als 730 Golfanlagen nutzen: unabhängig und sehr flexibel als Gastspieler – ohne Club oder Platzbindung." 

VcG und Tchibo zielen auf die Breite

Mit diesem Aktionsangebot möchte die VcG einen Beitrag zur weiteren Verbreitung des Golfsports leisten, erklärt die Vereinigung zum Projekt. „Uns ist daran gelegen, Golf als attraktive Freizeitbeschäftigung in der Mitte der Gesellschaft zu verankern – Golfspielen ist eben nicht nur ein leistungsorientierter Wettkampf für Wenige, sondern in erster Linie ein Freizeitvergnügen für Viele“, erklärt Dr. Wolfgang Weikert, Präsident der VcG. Auch Geschäftsführer Marco Paeke betont: "Der Hauptfokus liegt auf der Breite." Tchibo biete mit seinen 700 Filialen und fünf Millionen Kunden pro Woche eine tolle Möglichkeit, zu zeigen, dass "Golfen eine tolle Sache" ist.

Der schwere Stand der VcG

Auf dem vergangenen Verbandstag des DGV mussten die Verantwortlichen der VcG jedoch erst einmal tief durchatmen. Das Projekt "FlexGolfCard", das eng in Verbindung mit einer Umstrukturierung oder gar der Auflösung der VcG stand, wurde von über 90 Prozent der Abstimmungsberechtigten abgeschmettert. Für das eindeutige Ergebnis allerdings, so die Kehrseite der Medaille, dürfte weniger die Beliebtheit der VcG, als mehr die Ablehnung gegenüber der FlexGolfCard den Ausschlag gegeben haben.

Seit Jahren wird der VcG, als dem DGV zugehörig, vorgeworfen, den Clubs die Mitglieder wegzuschnappen. Die neue Offensive dürfte den Kritikern gründlich gegen den Strich gehen. Doch Marco Paeke ist sich der Unterstützung der meisten Clubs sicher. "Dass auf dem Verbandstag des DGV gegen die VcG gewettert wird, ist ja fast schon normal. Zum Glück steht die Mehrheit der Clubs hinter uns. Die Kritiker sind nicht in der Breite vorhanden, sie sind nur die lautesten."

Deutschland Deine Nörgler - oder: Der "Tchibo-Golfer"

Kaum war die Nachricht über die neue Kooperation raus, begannen im Netz die altbekannten Diskussionen um Golf zwischen Tradition und Innovation, zwischen Zweiklassengesellschaft und Vollzahler-Bonus, auf den Punkt gebracht durch den jüngsten Neologismus: Der "Tchibo-Golfer". Geschäftsführer Paeke kann über solche Entwicklungen nur den Kopf schütteln. "Tchibo ist eine vertrauenswürdige, traditionsreiche Marke, mit deren Hilfe wir versuchen, den Golfsport zu verbreiten."

Der Ansatz dahinter ist sicher nicht falsch. Bevor es zu mehr Spielern auf den Plätzen und Mitgliedern in den Vereinen kommt, muss den Menschen erst einmal bewusst werden, das Ihnen diese Freizeit-Alternative zur Verfügung steht. Eine Platzierung im Blickfeld von fünf Millionen Kunden ist da keine schlechte Idee.

Der Haken mit der Platzreife

Ganz so leicht, wie der Einsteig in den Golfsport bei Tchibo zu sein verspricht, ist es aber nicht. Von der Platzerlaubnis nach DGV-Standard, die die Mehrheit der Clubs in Deutschland für die Spielrechtvergabe, auch gegen Greenfee, voraussetzt, ist auf der Website des Angebots wenig zu lesen. Allein unter dem Punkt "Vorteile, die Sie überzeugen" wird die Abnahme der DGV-Platzreife als Dienstleistung bemerkt. Darauf angesprochen entgegnet Paeke, dass es auf den meisten Anlagen in Deutschland die Möglichkeit gebe, auch ohne Platzreife Golf zu spielen, etwa auf Kurzplätzen.

Um auf denen zu spielen, ist es aber auch nicht notwendig, Mitglied in einem deutschen Golfclub wie der VcG zu sein. Wer mit der neuen Mitgliedschaft in der Tasche und in der Hoffnung, seine ersten 18 Löcher zu spielen, auf einem deutschen Golfplatz aufschlägt, der dürfte vorerst enttäuscht werden. "Die meisten Kunden, die in den ersten Tagen das Angebot wahrgenommen haben, haben uns ihre Platz-Erlaubnis vorgelegt", so Paeke weiter. Die ersten Tage seien sehr vielversprechend gewesen, aber um die Aktion abschließend zu bewerten und daraus Schlüsse für die Zukunft zu ziehen, müssen die Zahlen am Ende der Kampagne abgewartet werden.

Ein Vorstoß in die Breite - Ergebnis: offen

Dass die Aktion eine positive Wirkung haben wird, dazu ist der VcG-Präsident zuversichtlich. „Die Partnerschaft mit Tchibo, einem der größten und reichweitenstärksten Handelsunternehmen Deutschlands, wird dazu beitragen, die Wahrnehmbarkeit des Golfsports auf eine breitere Basis zu stellen und neue Zielgruppen zu adressieren. Wenn es uns darüber hinaus gelingen sollte, einige Menschen mehr für das Golfspielen zu gewinnen, sind wir unserem Ziel ein kleines Stückchen näher gekommen“, so Weikert. Wir sind gespannt, wie erfolgreich sich der Golfsport in der "Breite" präsentieren kann und bleiben am Ball.


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