Masters

Der Leidensweg des Jason Day: Luftballons gegen die Rückenschmerzen

13. Apr. 2019 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Jason Day leidet seit einiger Zeit immer wieder an Rückenproblemen. (Foto: Getty)

Jason Day leidet seit einiger Zeit immer wieder an Rückenproblemen. (Foto: Getty)

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Hand aufs Herz: Es ist schön, Jason Day nach seiner gestrigen Fünf-Unter-Par-67 wieder mal ganz oben bei einem Turnier zu sehen, zumal beim Masters. Der sympathische, ach so verletzungsgeplagte Australier hat uns gefehlt wenn‘s um die Vergabe großer Titel geht, seine Leidensgeschichte ist längst umfangreicher als die Bilanz der sportlichen Erfolge. Vor allem das Rückgrat macht dem 31-Jährigen zu schaffen; „manchmal werde ich morgens wach und fühle mich wie 70“, sagt er. Auch in Augusta musste Day am ersten Tag wieder mal eine Behandlungspause auf dem Fairway einlegen und sich selbst von den eigentlich gesitteten Patrons Sprüche à la „Weichei“ anhören. Dabei hatte er sich vor seinem neunten Masters-Start auf dem Übungsgrün bloß für ein Küsschen zur dreijährigen Tochter Lucy hinabgebeugt – zack war‘s passiert.

Ein Wirbelsäulen-Operation scheint unvermeidlich, „aber die will ich so lange wie möglich hinauszögern“, sagt der PGA-Champion von 2015: „Was einmal geschnitten wurde, kann man nicht rückgängig machen.“ Dafür hat er sogar eine eher lustige, indes sehr probate Linderungsmethode entdeckt: Day bläst regelmäßig Luftballons auf, der beim tiefen Einatmen und engagierten Pusten entstehende Druck in den Lungen rückt Brustkasten und Wirbel wieder zurecht. Selbst auf dem Flug im Privatjet nach Augusta lag er rücklings auf dem Boden und pustete in den Ballon: „Die Piloten haben gedacht, ich würde unter Blähungen leiden, weil ich ja immer wieder die Luft entweichen lassen musste.“

US Masters 2019 Liveticker

Chapeau, Francesco Molinari!

Viva Italia: Was für ein Leaderboard vor dem „Moving Day“, vielleicht das beste „ever“. Amtierende US-Open, PGA- und British-Open-Champions, Ryder-Cup-Heroen, oft auch noch in einer Person – die Top 15 nach Runde zwei dieses dieses 83. Masters sind ein Who‘s Who des Golfsports, und man weiß gar nicht, wen man herausheben soll. Einer freilich gehört unbedingt gewürdigt: Francesco Molinari, der sich gestern mit der ihm eigenen Seelenruhe und seinem phänomenalen Ball Striking ganz nach vorn spielte, dabei fünf Birdies auf seiner makellosen Scorecard vermerkte. Chapeau, Chico! 2006 war der Italiener noch als Caddie seines Bruders Edoardo, damals der amtierende US-Amateur-Champion, im Flight mit Tiger Woods: 13 Jahre, den Claret Jug von Carnoustie und den Ryder Cup von Paris 2018 sowie etliche Meriten später, muss sich der 36-jährige aus Turin ab heute der Angriffe des Tigers (und noch einiger anderer) erwehren.

Neuer Top-Favorit Woods entkommt übler Grätsche

Beinahe-Unfall: Nasses Gras, drängelnde Zuschauer, die ihr Idol fast in Griffweite haben, und ein übereifriger Zivilpolizist – das birgt Risiko-Potenzial. Wie Tiger Woods gestern im „Second Cut“ der Bahn 14 am eigenen Leib erfahren musste. Als der 14-fache Majorsieger sich nach einem gelungenen Rettungsschlag Richtung Grün in Bewegung setzt, läuft ein Personenschützer los, um die Massen zurückzuhalten, rutscht auf dem nassen Rasen aus und kracht Woods mit einer heftigen Grätsche in die Hacken. Der 43-jährige rettet sich mit einem Hopser vor dem Sturz und humpelte kurz. Ein Katze landet zwar bekanntlich immer auf den Beinen, doch das hätte böse ausgehen können. „Sicherheitsbeamter zerschlägt beinahe Tiger Woods‘ Masters-Hoffnungen“, lautet denn auch eine der heutigen Schlagzeilen.

„Alles halb so wild“, sagte der neue, entspannte, geerdete Tiger dazu. „So was kann halt passieren, wenn man vor großen Menschenmengen spielt. Ich bin es doch gewohnt, dass die Zuschauergalerie über mich hereinbricht.“ Der betreffende Polizist, ein Beamter des FBI in Georgia, sagte später: „Mann, bloß gut, dass er trotz allem ein Birdie gespielt hat. Ich bin heilfroh.“ Aber wie war das noch mit dem Verbot des Rennens in Augusta National ...

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Tiger Woods nach seiner gestrigen Vorstellung – sehr erwartbar – zum Top-Favoriten auf das „Green Jacket“ avancierte. Er führt in den Wettbüros mit 6:1 vor Dustin Johnson, Francesco Molinari und Brooks Koepka (7:1) sowie Jason Day und Adam Scott (10:1)

Pleiten, Pech und Pannen

Slapstick: Tigers Beinahe-Unfall war nicht der einzige ungewöhnliche Vorfall im Lauf der zweiten Masters-Runde, aber die folgenden sind vor allem witzig, auch wenn die Betroffenen das sicherlich anders sehen – hier ein kurzer Abriss:

Beim Probeschwung trifft Zach Johnson versehentlich den Ball, und die Murmel karriolt als Querschläger durch die Gegend. Nach den neuen Regeln ist das wenigstens straffrei:

Jon Rahm kann seinen „Shank“ auf dem achten Fairway kaum fassen:

Der Abschlag von Rory McIlroy auf der 15 landet im Ablagefach eines Golfcart:

Und Kiradech Aphibarnrat haut es bei einem ebenso schwierigen wie gelungenen Rettungsschlag auf der 17 von den Beinen:

Langer regt sich über Referee auf

Anpfiff: Bernhard Langer war „not amused“ nach seiner zweiten Runde. Es lag aber weniger am Spiel – was wunder, bei lediglich sechs Schlägen Rückstand auf die Spitze –, vielmehr erregte die Slow-Play-Ermahnung durch einen Regel-Offiziellen den Unmut des Altmeisters. Am dritten Loch sei sein Flight darauf angesprochen worden, bereits zehn Minuten hinter der Zeit zu sein, berichtete der 61-Jährige. Langers Antwort: „Ja, aber wir haben wegen des Flights vor uns auf dem Abschlag der Zwei acht Minuten gewartet und noch mal vier auf dem Fairway vor dem zweiten Schlag. Das macht insgesamt zwölf Minuten Wartezeit. Ich weiß ja nicht, wo Ihr Eure Informationen herhabt, wenn wir dann zehn Minuten zu langsam sind … Oder soll ich etwa über deren Köpfe hinweg spielen?“

Jeff Knox muss wieder ran: Diesmal mit Pepperell

Auftritt Jeff Knox: So vieles wurde schon geschrieben über den Mann, der auf dem Masters-Platz mit 61 Schlägen den Platzrekord von den Mitglieder-Tees hält und als zählender Mitspieler („Marker“) immer dann zum Einsatz kommt, wenn nach dem Cut ein Feld mit ungerader Spieleranzahl ins Wochenende geht. Heute darf Knox ab 9.05 Uhr Ortszeit den Masters-Debütanten Eddie Pepperell über die 18 Loch begleiten. Einen besseren Flightpartner hätte der 28-jährige Engländer nicht bekommen können, um die Erfahrung zu sammeln, die für Augusta National so wichtig ist. Und Knox, der es von den Masters-Tees schon zu eine beachtlichen 69 gebracht hat, darf seiner Sammlung von namhaften Spielpartnern einen weiteren hinzufügen. Inzwischen hat er neun Masters-„Teilnahmen“ und 16 Masters-Runden in den Büchern.

Gary Player und die Bohnenverkäufer

Spruch der Woche: Gary Player hat am Donnerstag nach dem „Ceremonial Tee Shot“ verbal ordentlich einen rausgehauen, für den Autor dieser Zeilen bislang das Zitat dieser Masters-Ausgabe. Auf die mittlerweile schon fast enzyklopädisch umfangreichen, in Augusta verbotenen, aber auf etlichen PGA-Tour-Events immer noch erlaubten „Green Reading Books“ angesprochen, meinte der neunfache Majorsieger aus Südafrika: „Wenn du kein Grün lesen kannst, ohne dabei in ein Buch zu gucken, dann solltest du besser Bohnen verkaufen!“

Masters-App mit revolutionärem Feature

Besser geht‘s nicht: Die Perfektion von Augusta National macht auch vor der digitalen Welt nicht halt. Mit dem Start des 83. Masters am Donnerstag nahm auch die überarbeitete Masters-App ihren Dienst auf, die jeden Schlag jedes Spielers zeigt, nur Sekunden, nachdem der Ball gelandet ist. Den Service gibt es auch auf der Webseite. Das ist wahrlich revolutionär und bringt die anderen Majors mächtig in Zugzwang. Man muss nicht mit allem einverstanden sein, was in Augusta passiert oder passiert ist, aber was die Granden in Grün machen, das machen sie richtig. Und nicht selten haben sie damit mehr Einfluss als die eigentlich zuständigen Verbände. Dazu an dieser Stelle alsbald mehr …

Zeigt her eure Schuh!

Zu Schluss: Immer wieder taucht zu besonderen Turnier-Anlässen besonderes Schuhwerk bei den Golfstars auf, sei es fürs Arnold Palmer Invitational oder halt jetzt zum Masters. Nicht immer freilich ist es die Golfschuh-Industrie, die sich Sondermodelle einfallen lässt: Hinter manchem Hingucker am Fuß steckt „nur“ Roly Padron von „Nomad Customs“, der mit seiner Airbrush-Pistole wahre Wunderdinge fabriziert:

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