Masters

Das Masters-Finale: Molinaris Déjà-vu, Finaus Traum und Tigers Wecker

14. Apr. 2019 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Tiger Woods, Francesco Molinari und Tony Finau spielen am Sonntag gemeinsam im letzten Flight. (Foto. Getty)

Tiger Woods, Francesco Molinari und Tony Finau spielen am Sonntag gemeinsam im letzten Flight. (Foto. Getty)

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Duell kennt man ja, aber wenn drei sich streiten: Ist das dann ein „Triell“? Egal, es ist angerichtet, und dieser Sonntag wird womöglich so spannend wie lange keiner zuvor im Augusta National Golf Club. Reden wir also über das Trio an der Spitze dieses 83. Masters. Über den amtierenden Champion Golfer of the Year Francesco Molinari, der als Führender mit 12 unter Par heute nicht nur der Gejagte ist, sondern in einer Neuauflage der Schlussrunde von Carnoustie 2018 quasi ein ganz besonderes historisches Ereignis verhindern will: Nämlich den 15. Majorsieg des Eldrick Tont Woods, der einer unglaublichen, von vielen nicht für möglich gehaltenen Wiedergeburt des Tigers endgültig die Krone aufsetzen würde. „Er liebt diesen Platz und spielt großartiges Golf. Außerdem sind da ja auch noch ein paar andere Jungs, die sich Chancen ausrechnen. Es wird nicht einfach, aber ich tue mein Bestes“, sagt Molinari dazu gewohnt nüchtern.

Während „Chico“ heute ein Déjà-vu erlebt – 2006 war er als Caddie seines Bruders Edoardo schon mal in einem Masters-Flight mit Woods – erfüllt sich für Tony Finau schlicht ein Traum. „Als Kind habe ich mir schon vorgestellt, einmal mit Tiger Woods bei einem Major um den Sieg zu spielen. Er ist definitiv mein Golf-Idol.“

Und Woods selbst? Den „Ben Hogan Award“ für sein Comeback hat er im Vorfeld schon erhalten, das fünfte „Green Jacket“ würde ihn endgültig direkt hinter dem Namensgeber des Preises etablieren, der nach seinem beinahe tödlichen Verkehrsunfall 1949 noch sechs seiner insgesamt neun Majors gewann, darunter beide Masters. Seine persönlichen Perspektiven für den heutigen Sonntag waren freilich eher sehr weltlicher Natur. „Ich muss so bald wie möglich ins Bett“, beschied der 43-Jährige gestern im Anschluss an seine famose 67er Runde nach acht Fragen die Medienvertreter. Um 3.45 Uhr klingelt wegen der vorverlegten Startzeiten in Woods‘ Quartier der Wecker – es braucht seine Zeit, bis der strapazierte Körper auf Betriebstemperatur ist, und beim Warm-up auf Range von Augusta National sieht unsereins nur das Ende all dessen, was dafür nötig ist. Aber eins ist sicher: Der Tiger wird bereit sein für einen ganz besonderen Sonntag in Augusta.

Molinari und das „Strandleben“ in Augusta

Erfolgsgeheimnis: Francesco Molinari gilt als einer der besten Ball Striker im Golf, beim Masters beweist der 36-jährige aus Turin einmal mehr seine phänomenale Präzision – vor allem, wenn‘ drauf ankommt. Zur brillanten Vorstellung des Ryder-Cup-Helden von Paris 2018 gehört, dass „Chico“ striktes Desinteresse an „Strandleben“ hat und folglich bislang nur ein einziges Mal Bekanntschaft mit dem Sand von Augusta machte. Ausgerechnet auf der 18 landete sein zweiter Schlag gestern im linken vorderen Bunker, aber auch so was ist für einen Molinari in aktueller Form kein Problem: Er spielt seinen Bunkerschlag bis auf 80 Zentimeter an die Fahne und locht zum Par.

Lobeshymne auf Brooks Koepka

Lachender Vierter? Wenn drei sich streiten, könnte er sich am Ende freuen. Brooks Koepka muss man bei einem Major immer auf der Rechnung haben, Gewichtsverlust hin oder her. Der dreifache Majorsieger „ist so cool und so kraftvoll“, schwärmt das Portal „GolfWRX“: „Längst hat das Internet damit begonnen, ihm mit dem eigentlich Unvergleichlichen zu vergleichen: mit Chuck Norris.“ Die Älteren von uns erinnern sich vielleicht an den ebenso eisernen wie unerschütterlichen US-Serien-Haudrauf, der nur zwei Formen des Mienenspiels kannte: mit und ohne Hut. Jedenfalls kriegt sich „GolfWRX“ gar nicht mehr ein: „So wie das Unmögliche für Norris als ,Walker, Texas Ranger‘ zum Alltäglichen wurde, so wächst auch die Legende von Koepka. Vergesst nicht, euren Enkeln dereinst von der Runde zu erzählen, die Brooks Koepka im Finale spielen wird. Mit 10 unter Par ist er der Beste des vorletzten Flights und darauf fixiert, sich das vierte Major seiner Karriere zu sichern.“ Was soll man dem noch hinzufügen? Vielleicht, dass Koepka bei seinen bisherigen drei Majors vor dem Finale maximal einen Schlag Rückstand auf die Spitze hatte (US Open 2017) ...

US Masters 2019 Liveticker

Woods und das verflixte Loch 5

Nummer 5 lebt: Wenn Tiger Woods heuer in Augusta National einen Schwachpunkt hat, dann ist es die vor diesem 83. Masters auf 453 Meter verlängerte Bahn 5. Drei Mal verzog der 43-Jährige auf dem Par 4 seinen Abschlag nach links in den ersten der beiden Fairway-Bunker, drei mal sprang am Ende nur ein Bogey heraus. „Die Bunker sind derart tief, dass es unmöglich ist, den Ball von dort aus aufs Grün zu bringen“, sagte Woods. „Du kannst bloß aufs Fairway pitchen.“ Um die beiden Sandkuhlen im Knick des leichten Doglegs nach links zu überspielen, braucht es einen Drive von mehr als 280 Metern „carry“. So ist „Magnolia“ denn in dieser Woche auch das schwierigste Loch von Augusta National, hatte einen Durchschnittsscore von 4,343 und erbrachte lediglich zehn Birdies gegenüber 87 Bogeys oder mehr.

Eddie Pepperell schlägt „Marker“ Knox

Besonderes Erlebnis: Eddie Pepperell hatte einen unvergesslichen „Moving Day“, denn der Engländer, spielt als Nummer 65 des Felds seine Runde mit Jeff Knox, dem „Marker“ des Augusta National Golf Club, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn eine ungerade Zahl an Spielern ins Masters-Wochenende geht. „Ich sah ihn auf der Range Bälle schlagen, und dachte nur: Da krieg‘ ich Probleme“, berichtete Pepperell: „Er hat wirklich einen sehr guten Schwung.“ Das Duo absolvierte seinen Durchgang in 3:15 Stunden, Knox tauschte zwischendurch Grüße mit seinen Clubkollegen und Handschläge mit Patrons aus.

Pepperell attestierte dem 56-Jährigen, der von den Mitgliederabschlägen die Bestmarke von 61 Schlägen hält und von den Masters-Tees schon eine 69 zustande gebracht hat, zwischendurch aber seinen Ball auch einfach mal aufhebt, eine 74er Runde: „Der Kurs ist mittlerweile wahrscheinlich etwas zu lang für ihn, aber er ist ein verdammt guter Spieler und sein kurzes Spiel ist brillant. Sowieso ist er der freundlichste ,Professional‘, mit dem ich je bei einem Turnier gespielt habe.“ Außerdem gewann der 28-Jährige das interne Duell dank einer Even-Par-72. „Womit ich gegen Knox schon mal besser bin, als Rory McIlroy“, spielte er grinsend darauf an, dass Rors 2014 im Flight mit Augustas „Marker“ um einen Schlag schlechter war …

Eddie Pepperell und Jeff Knox am Moving Day in Augusta. (Foto: Getty)

McIlroy: „Zuwenig aus der Runde gemacht“

Auf ein Neues: Die Jagd von Rory McIlroy auf den Karriere-Grand-Slam ist mal wieder vorbei, eigentlich war sie das schon nach der wenig vielversprechenden 73 des Nordiren zum Auftakt. „Zu viele Fehler“ attestierte sich der 28-Jährige auch nach den beiden folgenden 71er Durchgängen. Und speziell gestern „habe ich zuwenig aus meiner Runde gemacht“, bilanzierte McIlroy. „Dabei hatte ich den größten Teil des Tages über das Gefühl, dass es ein wenig besser läuft als zuvor.“ Trotzdem ist es bei Eins-unter-Par fürs Turnier aktuell der geteilte 39. Platz – einmal mehr muss der vierfache Majorsieger seine Ambitionen aufs „Green Jacket“ ins nächste Jahr verschieben.

Mickelson: Hanf-Öl als Geheimmittel?

„Nahrungsergänzung“: Gestern wurde Phil Mickelson während seiner Runde nicht nur Kaugummi kauend gesichtet, sondern auch dabei beobachtet, wie er sich aus einem Fläschchen per Pipette eine Flüssigkeit auf die Zunge tropfte. Sofort wurde in den sozialen Netzwerken vermutet, es handele sich um das sogenannte Cannabidiol-Öl (CBD-Öl), das aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnen wird und entkrampfend, entzündungshemmend sowie angstlösend wirkt, überdies gegen Übelkeit hilft, aber kaum psychoaktiv ist. Eine Bestätigung vom fünffachen Major- und dreifachen Masters-Sieger gab es nicht, aber der 48-Jährige ist eh dafür bekannt, sehr experimentierfreudig zu sein. Und CBD-Öl ist als Arzneimittel in vielen US-Bundesstaaten zugelassen und steht nicht auf der Dopingliste der PGA Tour.

Der Augusta-Shop: Vom Hundehalsband bis zum Puzzle

Einkaufsparadies: Der Merchandise-Shop in Augusta National, schrieb dieser Tage „Golf.com“, sei der Albtraum einer jeden Kreditkarte. Und heute ist sozusagen Schlussverkauf, die letzte Chance bis zum kommenden Jahr. Was darf‘s den sein nebst all den „normalen“ Memorabilia wie Kappen oder Shirts: ein metallener Flaschenöffner in Form der Hogan-Bridge; Weingläser, natürlich mit Masters-Logo; der Masters-Schriftzug auf Brettchen aus Treibholz; hölzerne Untersetzer mit Stoffeinlage und gesticktem Masters-Logo; einen Flachmann mit besticktem Überzieher für den Flachmann, ein neues Halsband für den vierbeinigen Freund oder vielleicht das 1.000-teilige Masters-Puzzle? Jedenfalls, so „Golf.com“, kann man „einen Haufen Dollars für Sachen ausgeben, die man nicht wirklich braucht“.

„Golden Bell“ auf der Wade

Zum Schluss: Das Masters geht unter die Haut, erst recht mit dem für heute zu erwartenden heißen Finale nach einem derart packenden „Moving Day“. Mancher nimmt das sogar wörtlich. Dieser Zeitgenosse beispielsweise, der „Golden Bell“, das berühmte Loch 12, auf seiner Wade spazieren trägt:

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