Panorama

Schneegolf: Wenn die Männer der Berge den Besten suchen

23. Dez. 2015 von Gastautor in Kempten, Deutschland

Adi Hengstberger ist zweifacher Schneegolf-Weltmeister.

Adi Hengstberger ist zweifacher Schneegolf-Weltmeister. (Foto: Hengstberger)

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In Adi Hengstbergers Heimat spricht man dieser Tage von der staden, der stillen Zeit. Ruhig und besinnlich ist es in Bayern im Winter rund um den Jahreswechsel. Golfenthusiasten fürchten diese Zeit aber mitunter. Die Fairways sind schneebedeckt, die Grüns gefroren, die Plätze monatelang geschlossen. Doch pfiffige Eventmanager und Hoteliers haben sich längst ein Alternativprogramm ausgedacht: Schneegolf. Die Bälle leuchten in Neonfarben, die Grüns sind weiß. Man trägt dicke Winterjacken statt Poloshirts.

Die Besten sind "die Männer aus den Bergen"

Während es für viele Golfer zwischen Oktober und März nach Portugal, Südafrika oder Marokko geht, zieht es den 46-Jährigen in die Alpen. Die Liebe für Berge und Schnee hat er freilich schon früh entdeckt. "Zum Weltmeistertitel im Schneegolfen bin ich dann gekommen, wie die Jungfrau zum Kind", meint Hengstberger lachend. Im Jahr 2007 hat er das Turnier in Österreich gleich bei seiner ersten Teilnahme gewonnen, zwei Jahre später wiederholte der den Triumph. Die Besten kommen nicht aus den USA, aus Schottland oder aus Schweden. "Es sind die Männer aus den Bergen", sagt der Münchner. Wer auf der eisigen Spielfläche erfolgreich sein will, sollte mit dem Element Schnee vertraut sein.

Neben der Schneegolf-WM gibt es auch noch internationale Titelkämpfe im Eisgolf. Die werden jährlich auf dem nördlichsten Golfplatz der Welt auf dem Meereis vor Uummannaq in Grönland ausgetragen. „Dort ist es so kalt, dass sogar davon abgeraten wird, Schläger mit Graphit-Schaft zu verwenden“, erzählt Hengstberger. Zuletzt waren die Winter allerdings zu warm für Eisgolf.

Besondere Symbiose: "Dschungelbuch" und Schneegolf

Die Geschichte des Schneegolfens begann schon im 17. Jahrhundert. Holländer haben damals auf zugefrorenen Kanälen das sogenannte Kolf gespielt. Offiziell gilt aber der britische Schriftsteller Rudyard Kipling als Erfinder. Er schrieb sein prämiertes Werk "Das Dschungelbuch" Ende des 19. Jahrhunderts im kalten Neuengland in den USA - und entspannte sich mit Golftraining. Die Bälle malte Kipling, glaubt man den Erzählungen, mit roter Tinte an, um sie leichter wiederzufinden. Und wenn der Schnee zu hoch war, schnallte er sich Schneeschuhe unter.

Adi Hengstberger in seinem Golf-Element.

Adi Hengstberger in seinem Golf-Element. (Foto: Hengstberger)

Tiefes Profil statt Softspikes, das ist bei Weitem nicht der einzige Unterschied zwischen dem Golfspiel im Grünen und dem in winterlich verschneiter Umgebung. "In der Kälte fliegen beispielsweise auch die Bälle kürzer", erklärt der Weltmeister. Hindernisse wie Bunker und Wasser gibt es nicht. Carts oder batteriebetriebene Trolleys sind auf Schnee ebenfalls nicht möglich.

Bei jedem Schlag darf der Ball von speziellen Wintertees geschlagen werden. Verzieht man allerdings seinen Abschlag zu weit nach links oder nach rechts, versinkt der Ball im Tiefschnee. Laut Reglement ist das dann seitliches Wasser, wenn auch gefrorenes. Suchen ist quasi zwecklos. Immerhin liegt die Mindestvorgabe meist bei 36. Denn: Golfen im Schnee ist anspruchsvoll. "Anfänger sind da oft überfordert."

Langlaufloipen werden zum Golfplatz umpräpariert

In Deutschland gibt es so gut wie keine Möglichkeit, Schneegolf zu spielen. Unumstrittene Hochburg ist die Schweiz. "Da wird dieser Sport hochprofessionell betrieben", sagt Hengstberger. Auf weit über 1.000 Höhenmetern gibt es quasi jeden Winter Schneegarantie. Das erleichtert die Planungen. Denn ein Schneegolfplatz ist ganz schön aufwendig. Meistens sind es Langlaufloipen, die mehrmals gewalzt werden. Die Grüns werden extra vereist. Weil das Ganze so viel Arbeit macht, sind die Bahnen in der Regel kürzer als ein normaler Golfplatz. Neun Löcher werden präpariert, ausschließlich Par-3- und Par-4-Bahnen.

Seit einigen Jahren veranstaltet Hengstberger selbst regelmäßig Turniere. Ein Standort ist Vulpera. Der Ort im Engadin liegt auf fast 1.300 Metern Höhe. Auch rund um Surlej bei St. Moritz gibt es in der Schweiz einen 9-Loch-Kurs mit 120 bis 180 Meter langen Bahnen. Im berühmten Wintersportort Gstaad wird ebenfalls seit einigen Jahren Schneegolf gespielt, auf dem Golfplatz von Wispile. Zum Saisonfinale geht es für Hengstberger nach Südtirol. Im Ridnauntal bei Sterzing wird auf den bestens präparierten Loipen des italienischen Biathlon-Leistungszentrums gespielt.

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